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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Stirn befand sich ein winziger Mond. Er schimmerte wie der über ihnen, und ihr Haar und ihr Kleid waren von Silber.
    Eine Flasche Romanee-Conti stand auf dem Tisch neben zwei Gläsern.
    »Woher kam das?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Er füllte ein Glas.
    »Es schmeckt vielleicht schal«, sagte er.
    »Nein. Hier ...« Sie reichte ihm das Glas.
    Als er daran nippte, merkte er, daß der Wein eine Blume hatte, die vielleicht von Trauben stammte, die auf der Insel Blest wuchsen. Erschreckt stellte er fest, daß seine Hand unbewußt die entsprechenden Knöpfe gedrückt haben mußte.
    »Du hast recht«, gab er zu. »Und jetzt ist es an der Zeit, daß wir abbrechen.«
    »So bald schon? Ich habe noch nicht die Kathedrale gesehen ...«
    »So bald schon.«
    Er wollte, daß die Welt verschwand, und sie tat es.
    »Es ist kalt hier draußen«, sagte sie, als sie sich anzog, »und dunkel.«
    »Ich weiß. Ich werde uns einen Drink mixen, während ich das Gerät versorge.«
    »Fein.«
    Er warf einen Blick auf die Aufnahmebänder und schüttelte den Kopf. Dann trat er an die Bar.
    »Romanee-Conti ist es gerade nicht«, bemerkte er, als er nach einer Flasche griff.
    »Das spielt keine Rolle.«
    Ihm war es im Moment ebenfalls egal. Er verstaute das Gerät, sie tranken, er half ihr in den Mantel, und dann gingen sie.
    Als sie mit dem Aufzug in den Sub-Subkeller fuhren, wollte er wieder, daß die Welt verschwand, aber das tat sie nicht.
     
    »Hallo. Psychiatrisches Institut.«
    »Ich hätte gern einen Termin für eine Untersuchung.«
    »Einen Augenblick bitte. Ich verbinde Sie mit der Aufnahme.«
    »Hallo. Aufnahme hier.«
    »Ich hätte gern einen Termin für eine Untersuchung.«
    »Einen Moment ... Um was für eine Untersuchung handelt es sich?«
    »Ich hätte gern Dr. Shallot, Eileen Shallot, getroffen. So bald wie möglich.«
    »Einen Augenblick bitte. Ich muß in ihrem Terminkalender nachsehen ... Paßt es Ihnen nächsten Dienstag um zwei Uhr?«
    »Ja, ich bin einverstanden.«
    »Wie ist Ihr Name, bitte?«
    »DeVille. Jill DeVille.«
    »Gut, Miß DeVille. Am Dienstag um zwei Uhr.«
    »Danke.«
     
    Der Mann ging neben der Autobahn. Autos fuhren an ihm vorbei. Auf der Schnellspur rasten die Autos vorbei.
    Es herrschte nur wenig Verkehr.
    Es war zehn Uhr dreißig und kalt.
    Der Mann hatte den Pelzkragen aufgestellt und die Hände in den Taschen. Er stemmte sich gegen den Wind. Die Straße jenseits des Zaunes war rein und trocken.
    Die Morgensonne verbarg sich in den Wolken. Im schmutzigen Licht sah der Mann den Baum vierhundert Meter vor sich.
    Er ging unverwandt, und seine Augen waren stets auf den Baum gerichtet. Die kleinen Steine klickten und knirschten unter seinen Schritten.
    Als er den Baum erreichte, zog er den Mantel aus und faltete ihn säuberlich zusammen.
    Er legte ihn auf den Boden und erkletterte den Baum.
    Er kletterte auf den Ast, der sich über den Zaun erstreckte. Als er sah, daß sich kein Auto näherte, packte er den Ast mit beiden Händen, ließ sich langsam hinab, hing einen Augenblick in der Luft und ließ sich dann auf die Autobahn fallen.
    Es war die Seite, die nach Osten führte, sie war hundert Meter breit.
    Er sah nach Westen, stellte fest, daß sich immer noch kein Auto näherte, und begann dann auf den Mittelstreifen zuzugehen. Er wußte, er würde ihn nie erreichen. Zu dieser Tageszeit hatten die Fahrzeuge auf der Schnellspur eine Geschwindigkeit von ungefähr zweihundertfünfzig Stundenkilometern. Er ging weiter.
    Hinter ihm fuhr ein Auto vorbei. Er wandte sich nicht um. Wenn die Fenster undurchsichtig waren, was für gewöhnlich der Fall war, dann hatten die Insassen nicht gemerkt, daß er ihren Weg gekreuzt hatte. Sie würden später davon hören und nachsehen, ob ihr Fahrzeug Spuren der Begegnung aufwies.
    Vor ihm fuhr ein Auto vorbei. Die Scheiben waren durchsichtig. Er erhaschte einen Blick von zwei Gesichtern, deren Münder zu einem O verzogen waren, ehe sie verschwanden. Der Ausdruck auf seinem Gesicht blieb unverändert. Zwei weitere Autos rasten vorbei. Die Scheiben waren verdunkelt. Er hatte vielleicht zwanzig Meter der Autobahn überquert.
    Fünfundzwanzig ...
    Etwas im Wind oder unter seinen Füßen verriet ihm, daß es kam. Er hielt den Kopf geradeaus gerichtet.
    Aus den Augenwinkeln sah er, daß es kam. Unverwandt ging er weiter.
    Cecil Green hatte die Scheiben durchsichtig, weil er es so lieber mochte. Seine linke Hand stak in ihrer Bluse, und ihr Rock war bis zum Schoß hochgezogen.

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