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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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auf jemanden anzuwenden, und weitere sechs unter genauester Aufsicht, bis du ihn allein bedienen kannst. Zusammen etwa ein Jahr.«
    »Aha.« Sie trat an einen Sessel heran.
    Render setzte das Gerät in Betrieb und testete die Dutzende von Stimuli, die er als Bausteine für seine Welten verwendete.
    »Okay«, sagte er und wandte sich um, »alles ist bereit.«
    Der Übergang erfolgte rasch und mit nur einem Minimum an Einsatz von Renders Seite. Einen Augenblick lang war alles grau. Dann kam weißer Nebel, der sogleich verschwand, als hätte ihn ein Wind zerstreut. Aber Render hatte einen Wind weder gehört noch gespürt.
    Er stand neben der Weide am Teich, und sie befand sich halb versteckt zwischen den Zweigen und dem Netzwerk der Schatten. Die Sonne senkte sich dem Abend zu.
    »Wir sind wieder da«, sagte sie und trat hervor. Blätter lagen in ihrem Haar. »Eine Zeitlang hatte ich Angst, es wäre nie geschehen, aber ich sehe alles wieder und erinnere mich jetzt.«
    »Gut«, sagte er. »Sieh dich an!« Und sie blickte in den Teich.
    »Ich habe mich nicht verändert«, sagte sie. »Ich habe mich nicht verändert ...«
    »Nein.«
    »Aber du«, setzte sie fort und sah zu ihm hoch. »Du bist größer, und irgend etwas ist anders ...«
    »Nein«, widersprach er.
    »Ich irre mich«, lenkte sie rasch ein. »Ich verstehe noch nicht alles, was ich sehe. Aber das werde ich.«
    »Natürlich.«
    »Was tun wir?«
    »Schau!«
    Auf einem flachen unfarbigen Fluß von Straße, die sie jenseits der Bäume bemerkte, kam das Auto. Es kam aus dem entferntesten Winkel des Himmels, flitzte über die Hügel, surrte zwischen den Bäumen hindurch und bespritzte sie mit den Farben seiner Stimme, dem Grau und Silber synchronisierter Kraft. Der Teich vibrierte, und das Auto blieb in dreißig Metern Entfernung stehen, halb von Gesträuch verborgen. Es wartete. Es war der S-7.
    »Komm mit«, sagte er und nahm sie an der Hand. »Wir machen eine Fahrt.«
    Sie gingen zwischen den Bäumen und um das Gebüsch herum. Sie berührte die glatte Hülle, die Antennen, die Reifen und die Fenster, die durchsichtig wurden. Sie blickte in das Innere und nickte.
    »Es ist dein Flitzer.«
    »Ja.« Er hielt ihr die Tür auf. »Steig ein. Wir kehren in den Klub zurück. Die Zeit ist jetzt. Die Erinnerungen sind noch frisch und müßten angenehm oder schlimmstenfalls neutral sein.«
    »Angenehm«, sagte sie und stieg ein.
    Er schloß die Tür, ging um das Fahrzeug herum und stieg ebenfalls ein. Sie sah zu, wie er imaginäre Koordinaten eingab. Das Auto sprang vorwärts, und er ließ zu beiden Seiten einen beständigen Strom von Bäumen vorbeiziehen. Er fühlte ihre wachsende Anspannung, und daher variierte er die Umgebung nicht. Sie drehte ihren Sitz herum und studierte das Innere des Fahrzeugs.
    »Ja«, bemerkte sie schließlich, »ich kann alles identifizieren.«
    Sie sah wieder zum Fenster hinaus und bemerkte dahinjagende Bäume. Render sah hinaus und bemerkte dahinjagende Angstimpulse. Er machte die Fenster undurchsichtig.
    »Gut«, sagte sie erleichtert. »Danke. Plötzlich war es zuviel. Alles bewegte sich vorbei wie ...«
    »Natürlich«, stimmte Render zu und hielt die Gefühle der Vorwärtsbewegung aufrecht. »Ich habe es erwartet. Aber du wirst bereits abgehärteter.«
    Nach einem Augenblick sagte er: »Entspanne dich«, und irgendwo wurde ein Knopf gedrückt, und sie entspannte sich, und sie fuhren weiter, bis das Auto schließlich langsamer wurde und Render sagte: »Sieh für einen langen Augenblick zum Fenster hinaus.«
    Sie tat es.
    Er zog jeden Stimulus der Bank heran, der das Gefühl der Freude und der Entspannung hervorrufen konnte, baute die Stadt um das Fahrzeug auf und machte die Fenster durchsichtig.
    Sie sah die Umrisse der Türme und einen Block monolithischer Wohnhäuser, drei Selbstbedienungsrestaurants, einen Vergnügungspalast, eine Drogerie, ein Krankenhaus aus gelben Ziegeln, eine Schule, ein Tankstelle, einen Tabakladen, eine Unmenge von Autos, teilweise geparkt und zum Teil an ihnen vorbeizischend, und Menschen – Menschen, die in Gebäude hineingingen, die aus Gebäude herauskamen, die vor den Gebäuden gingen, die in Autos einstiegen und aus Autos ausstiegen; und es war Sommer, und das Licht des späten Nachmittags strömte auf die Farben der Stadt herab und auf die Farben der Kleider der Menschen auf den Gehwegen, auf den Terrassen, auf den Balkonen, an den Balustraden, in den Fenstern, in den Geschäften. Hoch am Himmel kreuzten

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