Herr der Welt
das Telegramm des Herrn Ward, der mir Ihr Eintreffen ankündigte, und daraufhin habe ich Sie heute am Bahnhofe abgeholt.«
Eines stand also fest: Seit sechsunddreißig Stunden hatte das Unterseeboot, wahrscheinlich zur Vornahme notwendiger Reparaturen, in der Bucht von Black-Rock still gelegen, und wenn das Glück uns begünstigte, trafen wir es dort noch an. Was das Vorkommen der »Epouvante« auf dem Eriesee betraf, so erklärte sich das auf ganz natürliche Weise, darüber waren Arthur Wells und ich vollständig einig. Zum letzten Male war der Apparat auf dem Oberen See beobachtet worden. Die Strecke zwischen diesem und dem Eriesee hatte er entweder zu Lande, längs der Straßen von Michigan bis zum westlichen Ufer des Sees zurücklegen können, oder auch auf oder gelegentlich unter dem Wasser auf dem Detroitflusse. Jedenfalls aber war sein Vorüberkommen von nirgendsher gemeldet worden, obgleich die Polizei diesen Staat ebenso sorgfältig überwachte, wie jeden anderen Teil des amerikanischen Gebietes. Es blieb also nur die Annahme übrig, daß das Automobil sich zum Schiffe oder zum Unterseeboote verwandelt habe, denn nur so hätten der Kapitän und seine Begleiter das Gewässer des Eriesees, ohne Aufsehen zu erregen, erreichen können.
Wenn die »Epouvante« nun die Bucht aber schon verlassen hatte, oder wenn sie uns bei dem Versuche, sie anzuhalten, dennoch entschlüpfte, war unsere Sache dann verloren?… Ich weiß es nicht; ein Erfolg war damit jedenfalls sehr fraglich geworden.
Mir war bekannt, daß im Hafen von Buffalo, am anderen Ende des Eriesees, zwei Torpedojäger lagen. Vor der Abfahrt von Washington hatte mich Herr Ward von deren Anwesenheit unterrichtet. Ein Telegramm an ihre Befehlshaber mußte ja genügen, sie, wenn nötig, zur Verfolgung der »Epouvante« aufzubieten. Doch wie konnten sie diese überholen, oder sie, wenn sie sich gar zum Unterseeboote verwandelte, unter der sie schützenden Oberfläche des Eriesees angreifen? Arthur Wells gestand auch zu, daß bei einem so ungleichen Kampfe der Vorteil nicht auf der Seite der Torpedojäger sein werde. Erreichten wir also in der nächsten Nacht unsere Absichten nicht, so war unsere Sache für so gut wie verloren anzusehen.
Wells hatte mir gesagt, daß die Bucht von Black-Rock nur sehr wenig besucht werde. Die Straße, die von Toledo nach dem einige Meilen entfernten Flecken Hearly führt, läuft eine gute Strecke weit vom Ufer hin. Wenn unser Break etwa die Höhe der Bucht erreicht hatte, konnte es vom Ufer aus auf keinen Fall bemerkt werden. Kam es nur erst an die Spitze des mehrfach erwähnten Gehölzes, so konnte es sich leicht zwischen dessen Bäumen verbergen. Von dort aus wollten wir, meine Begleiter und ich, uns dann mit dem Herannahen der Dunkelheit an dessen, nach dem Eriesee zu liegenden Rande begeben, wo wir leicht beobachten konnten, was im Hintergrunde der Bucht vorging.
Wells kannte diese Bucht übrigens sehr genau. Er hatte sie während seines Aufenthaltes in Toledo mehrmals besucht. Umrahmt von beinahe senkrecht abfallenden Felsen, gegen die die Wellen des Sees anschlugen, hatte sie in ihrer ganzen Ausdehnung eine Tiefe von dreißig Fuß. Die »Epouvante« konnte sich also, oben schwimmend oder untertauchend, dem Hintergrunde der Bucht nähern. An zwei oder drei Stellen stand das Ufer durch Lücken in der Felswand mit einem sandigen Streifen in Verbindung, der sich in der Breite von zwei-bis dreihundert Fuß bis zum Rande des kleinen Waldes hinzog.
Es war gegen sieben Uhr abends, als unser Break, nach einer Rast auf der Hälfte des Weges, an diesem Wäldchen anlangte. Noch war es aber zu hell, uns, selbst unter dem Schutze der Bäume, nach dem Ufer der Bucht hinzuschleichen. Damit hätten wir uns der Gefahr ausgesetzt, gesehen zu werden, und wenn der Apparat jetzt noch an der alten Stelle lag, würde er schnellstens weit hinaus aufs Wasser gefahren sein, vorausgesetzt, daß seine Reparaturen beendigt waren.
»Sollen wir hier Halt machen? fragte ich, als unser Break am Rande des Wäldchens stillstand.
– Nein, Herr Strock, antwortete Wells. Besser, wir verweilen vorläufig weiter im Innern, wo wir sicher sind, nicht aufgespürt zu werden.
– Kann denn der Wagen zwischen den Bäumen fortkommen?
– Jawohl, versicherte Wells. Ich habe das Gehölz schon in jeder Richtung hin durchmessen. Fünf-bis sechshundert Schritte von hier befindet sich darin eine Waldblöße, wo unsere Tiere weiden können. Sobald es dann die
Weitere Kostenlose Bücher