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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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im Hintergrunde der Bucht van Black-Rock anzulegen… was sollten wir dann davon denken, daß er jetzt schon nicht mehr hier lag? Doch nur, daß er nach Beendigung der notwendigsten Reparaturen wieder abgefahren sei, daß er vielleicht den Eriesee schon verlassen habe… Dennoch hatten wir, je mehr der Tag fortschritt, an solche so naheliegende Möglichkeiten nicht glauben wollen. Nein, wir bezweifelten gar nicht, weder daß es sich um die »Epouvante« handelte, noch daß diese noch am Fuße der Felsen verankert läge, wo Wells sich von ihrer Gegenwart überzeugt hatte.
    Und nun: welche Enttäuschung, ich möchte lieber sagen, welche Verzweiflung! Unser ganzes Vorhaben zu nichts zerfallen!… Schwamm die »Epouvante« auch noch auf oder im Wasser des Sees, so stand es doch nicht in unserer Macht – ja, warum sich in dieser Beziehung einer Täuschung hingeben? – überhaupt nicht in menschlicher Macht, sie wieder zu entdecken und sie einzuholen und festzuhalten.
     

    Wells schritt voraus. (S. 119.)
     
    Wir – Wells und ich – standen da wie vor den Kopf geschlagen, während John Hart und Nab Walker, beide nicht weniger verwundert, sich suchend nach verschiedenen Punkten der Bucht hinwandten.
    Unsere Maßnahmen waren ja so gut durchdacht gewesen und hatten eigentlich alle Aussicht auf Erfolg. Befanden sich die beiden von Wells beobachteten Männer bei unserem Eintreffen auf dem Strande, so konnten wir uns ihnen kriechend nähern, konnten sie überraschen und dingfest machen, ehe es ihnen möglich würde, wieder an Bord zu kommen. Waren sie aber gerade auf dem hinter den Felsen liegenden Schiffe, so wollten wir warten, bis sie ans Land gekommen wären, und dann mußte es uns ja ein Leichtes sein, ihnen den Rückweg abzuschneiden. Da Wells am ersten wie am zweiten Tage nur zwei Männer gesehen hatte, lag die Wahrscheinlichkeit nahe, daß die »Epouvante« kein zahlreicheres Personal beherbergte.
    Das waren unsere Gedanken gewesen, und in der schon geschilderten Weise waren wir zur Erreichung unseres Zweckes vorgegangen. Doch, welches Unglück, die »Epouvante« lag nicht mehr an der alten Stelle!
    Am Ende des nach dem Vorlande führenden Weges stehend, wechselte ich mit Wells wenige Worte. Es bedurfte ja kaum der Sprache, uns gegenseitig zu verstehen. Nach der ersten Enttäuschung loderte die reine Wut in uns auf, die Wut darüber, unsern Handstreich vereitelt zu sehen und uns sagen zu müssen, daß wir gar nicht in der Lage wären, die beabsichtigte Verfolgung fortzusetzen oder damit noch einmal zu beginnen.
    So verging fast eine Stunde, ohne daß wir daran dachten, von der Stelle zu weichen. Emsig forschend, ließen wir die Blicke durch die Dunkelheit schweifen. Zuweilen blitzte, wie vom Meeresleuchten, ein Lichtschein an der Oberfläche des Sees auf, der aber bald wieder erlosch und uns damit jede schnell aufkeimende Hoffnung raubte. Manchmal glaubten wir auch, trotz der Finsternis, einen ungewissen Schattenriß, den eines Fahrzeuges, das näher herankäme, zu erkennen. Dann wieder entstand im Wasser ein leichter Wirbel, als ob sich in der Tiefe der Bucht etwas hin-und herbewegte.
    Alle diese unbestimmten Anzeichen verschwanden aber fast augenblicklich wieder. Sie waren wohl nur auf eine Sinnestäuschung, auf unsere erhitzte Einbildungskraft zurückzuführen.
    Eben kamen unsere Begleiter wieder an uns heran.
    »Nun… nichts Neues? lautete meine erste Frage.
    – Nichts, gar nichts, antwortete John Hart.
    – Sie sind um die ganze Bucht herumgegangen?
    – Ja, sagte Nab Walker, und wir haben dabei auch keine Spur mehr von dem Material vorgefunden, das Herr Wells gesehen hatte.
    – Wir wollen dennoch hier noch länger warten«, erklärte ich, da ich mich noch nicht entschließen konnte, in das Wäldchen zurückzukehren.
    Gerade in diesem Augenblicke wurde unsere Aufmerksamkeit durch eine gewisse Bewegung des Wassers erregt, die sich bis zum Fuße der Felsen fortpflanzte.
    »Das klingt wie das Anschlagen von Wellen, meinte Wells.
    – Ja wirklich, antwortete ich mit instinktiv verhaltener Stimme. Woher rührt das?… Der Wind hat sich ja vollständig gelegt. Geht da eine örtliche Störung auf der Oberfläche des Sees vor sich?
    – Oder vielleicht unter dieser?« setzte Wells hinzu, der sich gleichzeitig tiefer bückte, um besser hören zu können.
    Wir mußten uns tatsächlich fragen, ob hier nicht ein Fahrzeug, dessen Motor diese Bewegung hervorgerufen hätte, dem Hintergrunde der Bucht

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