Herr der Welt
zwei Ortschaften zu erwähnen: Schlosser am rechten und Chipewa am linken Ufer, beide ziemlich genau gegenüber der Insel Navy gelegen. Von hier aus hat das Flußbett sehr starken Fall und die Strömung wird deshalb immer schneller, bis die Wassermassen zwei Meilen stromabwärts die berühmten Fälle bilden.
Die »Epouvante« war am Fort Erie vorübergekommen. Noch schwebte der Sonnenball im Westen in geringer Höhe über dem kanadischen Horizonte und der fast volle Mond stieg schon aus den Dunstmassen im Südosten heraus. Vor einer Stunde konnte es noch nicht Nacht sein.
Die Torpedojäger folgten uns, ihre Feuer forcierend, in der Entfernung von einer Meile, ohne diesen Abstand verringern zu können. Immer glitten sie zwischen von Bäumen beschatteten und mit Landhäusern besetzten Ufern hin, die sich als lange, grünende Strecken hinziehen.
Offenbar gab es für die »Epouvante« hier keinen Rückweg mehr. Die Torpedojäger hätten sie unfehlbar in Grund gebohrt. Ihren Befehlshabern war freilich nicht bekannt, was ich wußte, daß eine Havarie, die der Apparat erlitten hatte, diesen zwang, auf der Oberfläche des Sees zu bleiben, und daß es ihm unmöglich war, durch ein wiederholtes Untertauchen zu entweichen. Nichtsdestoweniger setzten sie ihre Fahrt nach vorwärts fort, und voraussichtlich behielten sie auch ihre Schnelligkeit bei, bis sie auf unüberwindliche Hindernisse trafen.
Fand ich aber keine Erklärung für diese hartnäckige Verfolgung, so fehlte es mir erst recht an einer solchen für das Verhalten der »Epouvante«. Vor Ablauf einer halben Stunde mußte ihr durch den Wasserfall der Weg versperrt sein. So überaus leistungsfähig der Apparat auch sein mochte, über den Horse-Shoe-Fall konnte er doch unmöglich unbeschädigt hinwegkommen, und wenn der ungeheure Wasserschwall ihn mit hinunterzog, mußte er in der hundertvierundzwanzig Fuß tiefen Grube verschwinden, die das Wasser am Fuße der Fälle ausgehöhlt hat. Nur wenn er irgendwo ans Ufer anlief, konnte er auf seinen Automobilrädern vielleicht entkommen, wenn er zweihundertvierzig Kilometer in der Stunde hinter sich brachte.
Was sollte ich jetzt beginnen?… Sollte ich versuchen, mich hier in der Nähe der Insel Navy zu retten, deren Ufer ich schwimmend jedenfalls leicht erreichen konnte? Ließ ich diese Gelegenheit vorübergehen, so würde mir, soweit hatte ich die hier obwaltenden Geheimnisse durchschaut, der »Herr der Welt« die Freiheit niemals wiedergeben.
Ich sah aber doch bald ein, daß meine Flucht jedenfalls verhindert werden würde. War ich auch nicht in meine Kabine eingesperrt, so sah ich mich doch scharf überwacht. Während der Kapitän am Steuer blieb, wandte der Mann an meiner Seite kein Auge von mir ab. Bei der ersten Bewegung wäre ich gepackt und in meine Kabine eingeschlossen worden… ja, jetzt war mein Schicksal an das der »Epouvante« gebunden.
Die Entfernung, die die Torpedojäger von uns trennte, hatte sich inzwischen auf einige Kabellängen verringert. Konnte der Motor der »Epouvante« infolge einer Beschädigung das Fahrzeug vielleicht nicht mehr schneller forttreiben?… Immerhin verriet der Kapitän nicht die mindeste Unruhe und machte auch keine Anstalt, ans Land zu laufen.
Schon hörte man das Zischen des Dampfes, der inmitten schwarzer Rauchwirbel aus den Sicherheitsventilen auf den Torpedojägern ausströmte.
Man vernahm aber gleichzeitig auch das Brausen und Tosen des Wasserfalles, der kaum noch drei Meilen stromabwärts vor uns lag.
Die »Epouvante« glitt durch den Stromarm links von der Insel Navy, über deren Spitze sie bald hinauskam. Eine Viertelstunde später kamen die ersten Bäume von Goat-Island in Sicht. Die Strömung wurde immer schneller, und wenn die »Epouvante« nicht anhielt, konnten die Torpedojäger sie nicht weiter verfolgen. Und wenn es dem vermaledeiten Kapitän beliebte, sich von den Wirbeln des Horse-Shoe-Falls verschlingen zu lassen, so würden jene ihm natürlich nicht in den Abgrund nachstürzen wollen.
Wirklich kreischten auf den Schiffen jetzt mehrere Pfeifen, und die Torpedojäger stoppten, als sie sich fünf-bis sechshundert Fuß vor den Katarakten befanden. Dann krachte und donnerte es hinter uns her, und mehrere Geschosse sausten längs der »Epouvante« hin, ohne diese zu treffen.
Die Sonne war eben verschwunden, und durch die Dämmerung warf der Mond seine Strahlen nach der Nordseite. Die durch die rasende Strömung noch erhöhte Schnelligkeit des Apparates
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