Herr der zwei Welten
monotoner Stimme erklärte:
„Liz hat gesehen, wie der Merlock ihn verschlungen hat. Er hat die Höhle nicht mehr erreicht. Hätte ich doch ...“
Julie schüttelte sich. Es war so furchtbar. Sie hätte Pieter und Liz und vor allem der kleinen Steff so gerne geholfen, hätte sie getröstet, aber sie konnte es nicht. Sie schmiegte sich an Eugeñio, und allein seine Stärke gab ihr die Kraft, jetzt nicht umzukippen.
Wäre er doch bei den anderen geblieben! Warum nur musste er ausgerechnet heute sein Geheimnis lüften? Kai, verflucht noch mal! Warum warst du nur so stur? Du … du …“
Verflucht! Tat das weh!
„Ist es sicher?- Gibt es keine Rettung? Keine Möglich …?“Aber sie kannte die Antwort doch. Sie sah, wie Pieter sich noch mehr verkrampfte. Verflucht, warum konnte sie nur nicht den Mund halten? Hoffentlich …
Doch Dervit antwortete trotzdem.
„Nein, es gibt nichts, das wir tun können. Wir werden wohl in den nächsten Tagen …“ auch er konnte den Satz nicht beenden. Aber jeder wusste auch so, was er meinte. Kai würde gefunden werden. Tiefgefroren! Blau! Tot! Nichts als seine Leiche würde den Menschen bleiben, die ihn geliebt hatten. Alle blickten nur noch stumm zu Boden. Es gab nichts mehr zu sagen. Wie sinnlos das doch alles war! Julie fühlte sich, als wenn eine eiskalte Hand über ihren Körper strich. Auch wenn der Merlock diesmal auf zwei mächtige Gegner gestoßen war, so hatte er doch mindestens ein Opfer mit sich nehmen können.
Einen hast du getötet, aber andere hast du zerstört! Ich hasse Dich! Merlock, du .. du … fluchte Julie im Stillen.
Und das Schlimmste war, an genau dem Tag, als Pieter seinen Sohn verloren hatte, hatte Dervit seinen Sohn bekommen. War das Gerechtigkeit? Sicher nicht!
Julie blickte zu TsiTsi, die noch immer ihren Sohn in den Armen wiegte. Aber ihre Augen waren auf Steff gerichtet. Vorsichtig reichte sie dem Mädchen gerade ihre Hand und zog sie sanft von Pieter weg. Sie wusste, dass das Kind Worte des Trostes brauchte, aber ihre Eltern mussten erst einmal alleine ihren Schmerz verarbeiten. TsiTsi nahm Steff in den Arm hielt sie fest.
„Wir werden unserem Sohn seinen Namen geben.“ sagte sie und sah zu Liz und Pieter. „Wenn ihr beiden nichts dagegen habt. Kai wird für immer in unserem Herzen bleiben.“
Dervit nickte. Pieter sah ihn bitter lächelnd an. Langsam nickte er.
Gaston hatte die ganze Zeit neben Julie und Eugeñio gestanden. Doch nun wandte er sich ab und lief davon.
„Was macht er?“ fragte Julie leise.
„Er sucht Bernhard.“
Eugeñio hatte seine Gedanken abgefangen, noch ehe er gegangen war.
Julie nickte. „Das ist gut.“
*
Man hatte Kai nach den Bräuchen der Erde beerdigt. Um es für Pieter und Liz leichter zu machen, hatte Julie es übernommen, ihre blauen Freunde zu unterrichten, wie man in ihrer Welt, einem geliebten Toten das letzte Geleit gab. Es war rührend, zu sehen, wie viel Mühe sich die Leute hier gaben. Sie studierten ihre Anweisungen geflissentlich und mit so viel Eifer, dass es Julie warm ums Herz wurde. Auch wenn der Grund ein Scheußlicher war. Aber auf Kais Beerdigung würde wenigstens alles genau so sein, wie auf der Erde. Die Blauen brachten so viel Verständnis auf.
„Es tut mir so leid für die Beiden“, sagte TsiTsi, einen Tag, nachdem sie Kais Leiche gefunden hatten. „Ich weiß, wie schwer es für seine Eltern ist, ihn hier bei uns auf den Weg zu schicken. Sie würden jetzt sicher viel dafür geben, wenn sie zu Hause wären.“
Auch Gaston hatte es noch nicht aufgegeben, Bernhard trösten zu wollen. Jedenfalls sah Julie die beiden oft zusammen. Dadurch verringerte sich zwar Bernhards Schmerz nicht, aber er wurde erträglicher.
Julie war froh, als Kai unter der Erde war. Es machte es für alle leichter. Man hatte Abschied genommen und nun musste die Zeit die Wunden heilen.
Die Kalte Zeit war vorüber, sie hatte wirklich nur wenige Tage angehalten. Jetzt herrschten wieder sommerliche Temperaturen. Selbst Aquamarin, dem der Merlock einen solchen Schock zugefügt hatte, dass er sich lange nicht getraut hatte, aus TsiTsis Höhle zu gehen, streifte nun wieder laut mauzend durch die Gegend. Neuerdings machte er sich einen Spaß daraus, die Kinder zu belauern und sie im geeigneten Moment aus einer Deckung heraus anzuspringen. Die Kinder kreischten jedes Mal, wenn sie sich erschreckten. Trotzdem war er natürlich noch immer ihr erklärter Liebling. Vielleicht jetzt sogar noch mehr als
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