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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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vorher.
    Alles war eigentlich wie vorher, trotzdem hatte sich etwas geändert. Julie hatte etwas gelernt! Sie konnte ihre Gedanken neuerdings vor Eugeñio geheim halten! Ab und an hatte sie zwar gespürt, wie er versuchte in ihren Geist zu dringen, aber sie hatte dichtgemacht. Sie sagte aber nichts. Sollte er doch denken, was er wollte! Sie war so froh, dass er noch nichts ahnte. So hatte sie ihr Geheimnis noch eine Weile für sich und so konnte sie den Zeitpunkt bestimmen, wann sie es ihm erzählte! Innerlich lachte sie, denn sie hatte es ihm ja untersagt, in ihren Gedanken zu spionieren. Deshalb konnte er nun, da sie ihm den Zugang verweigerte, schließlich nichts sagen. Wunderbar! Aber hatte er wirklich gedacht, dass sie ihm glaubte, wenn er sagte, er hielte sich aus ihren Gedanken fern? Nein, das hatte sie niemals getan! Julie wusste zwar, dass er es nur äußerst selten getan hatte und eigentlich immer nur in Momenten, wo er sich mal wieder nicht sicher war. Aber er hatte es niemals ganz aufgegeben. Und nun hatte sie ein Geheimnis, das größer und schöner kaum sein konnte!
    Sie war glücklich und dieses Geheimnis war ihr so lieb und teuer, denn nun wusste sie, dass sie alles bekommen sollte, was sie sich je erträumt hatte! Und heute war der Tag, an dem sie es ihm sagen wollte.
    Die Sonnen waren schon seit Stunden untergegangen. In der Höhle war es kuschelig. Julie saß vor ihrem Mann und vertiefte sich in seine geliebten Züge. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte lange überlegt, wie sie es ihm sagen sollte. Nun rutschte sie nahe an ihn heran, legte die Arme um seinen Hals, küsste ihn auf den Mund und sagte:
    „Schatz. Ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen. Wir werden bald eine richtige Familie sein. Wir bekommen ein Baby!“
    Sie lächelte ihn selig an. Sie hätte es ihm lieber etwas romantischer gesagt, aber sie hatte einfach nicht gewusst wie. Eugeñio starrte sie an. Seine Augen waren so ernst. Unruhig beobachtete sie sein Gesicht. Doch endlich fragte er:
    „Wie lange weißt du es schon? Bist du dir sicher, dass du dieses Kind haben willst? – Julie, ich beschwöre dich! Denke darüber nach, ehe es zu spät ist!“
    Mein Gott, was hatte er nur?! Ihr Herz krampfte sich zusammen. Dann schrie sie ihn an.
    „Ja verdammt! Und wie ich dieses Kind will! Ich wünsche es mir so sehr! Warum kannst du dich nicht freuen?“
    Sie war so wütend. Doch dann blickte sie in seine Augen. Sie waren traurig und ängstlich.
    „Du hast Angst? Das brauchst du nicht.“ Julie setzte sich auf seinen Schoß, kuschelte sich eng an ihn und versuchte zu lächeln. „Es wird alles gut werden. Ich weiß es einfach! Glaube mir bitte. Ich spüre es. Eugeñio, versteh doch, hier bist du kein Vampir. – Hier bist du ein ganz normaler Mann und du wirst ein toller Vater sein! Wir bekommen ein ganz normales Baby! Ich bitte dich, freue dich mit mir auf unser Kind. Es wird völlig normal geboren werden. So glaube mir doch. Schließlich muss ich es doch wissen. Es ist in meinem Bauch und ich liebe es.“
    Julie standen die Tränen in den Augen. Aber er spürte auch die Entschlossenheit in ihr. Nichts und niemand würde sie davon abbringen können. Eugeñio wusste es. Was sollte er dann noch sagen?
    „Ich liebe dich. Mehr als alles andere. Aber ich habe Angst! Angst dich zu verlieren!“
    Doch dann legte er doch seine Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrem duftenden Haar.
    Auch wenn er nichts mehr dagegen sagen wollte, die Angst war nicht totzuschweigen. War sein Blut denn wirklich von dem schwarzen Virus befreit? War dieses Kind denn nicht viel zu stark, um ein normales Kind zu sein? Eugeñio erinnerte sich an den Tag, an dem er und Gaston sich dem Merlock in den Weg gestellt hatten. Er hatte sie nie darauf angesprochen, aber er wusste, dass sie an diesem Tag bei ihm gewesen war. Außerdem wusste er, dass sie ihre Gedanken vor ihm abschirmen konnte. Und das, obwohl seine telepathischen Fähigkeiten nicht geringer geworden waren. Das war es, was ihm Angst machte! Denn wie sonst schaffte sie das, wenn es nicht dieses Kind war, das es ihr ermöglichte? Dieses Kind hatte seine Existenz verheimlicht! Deshalb konnte er ihre Gedanken nicht mehr lesen! Aber wenn dieses Kind nur den Bruchteil der Kräfte hatte, von denen Eugeñio jetzt ausging, würde es sich überhaupt noch vertreiben lassen? Eugeñio wollte beten, doch sein Glaube war schon seit langer Zeit bei null angelangt. Doch er hatte Angst. Er hatte panische Angst, und

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