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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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gewesen war. Aber dieses Gefühl hatte nicht lange angehalten. Schon sehr bald erkannte er, dass er nach der langen Zeit in Deutschland, sich nie wieder so ganz heimisch fühlen würde. Er war nach wie vor in der Army beschäftigt, aber es war trotzdem etwas anderes in den USA zu arbeiten. Er sehnte sich oft nach Deutschland.
    Trotzdem vergingen viele Jahre, in denen Pieters Leben sich total änderte.
    Eines Tages hatte er das Thema zuhause angesprochen und sie hatten beschlossen, zurückzugehen. Die Gelegenheit dazu ergab sich dann aber erst vor einigen Monaten. Allerdings nicht so, wie Pieter es sich gewünscht hätte. Es machte ihn traurig daran zu denken. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, als er in Gedanken die Nachricht noch einmal empfing. Die Nachricht vom Tod seiner Eltern! Beide, sein Vater und seine Mutter waren bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Er hatte sich von keinem verabschieden können. Wochenlang hatte er unter Schock gestanden. Aber als die schlimmste Trauer überstanden war, hatte er begriffen, dass sich genau dadurch eine Gelegenheit für einen letzten Umzug bot. Pieters Hände lagen verkrampft um das Lenkrad und er kämpfte mit den Tränen. Doch dann wischte er die traurigen Gedanken energisch beiseite. Seine Eltern hätten es sich nicht anders gewünscht. Er sollte jetzt nicht traurig sein, sondern sich auf ihr neues Zuhause freuen. Pieter war sich sicher, dass Liz Mary dieses Haus gefallen würde. Sie würden es kaufen. Er wusste, dass es so sein würde! Pieters Ehefrau war eine Mulattin, die mit einer bemerkenswerten Schönheit gesegnet war. Er war sehr stolz auf seine hübsche Frau. Aber nicht allein ihr Aussehen war es das ihn begeisterte. Zu all ihrer Schönheit besaß Liz Mary auch ein durch und durch freundliches, aufgeschlossenes Wesen. Die meisten Menschen mochten ihre Art. Mit einem Schmunzeln dachte er, dass gerade ihre Wesenszüge es ihnen erleichtern würden, hier Fuß zu fassen. Ihm selbst würde es sicher schwerer fallen, von den doch gerne unter sich bleibenden Bayern aufgenommen zu werden. Pieter wandte den Kopf und sah seine Frau an, die die ganze Zeit still neben ihm gesessen hatte. Ja, sie würde den Zugang schon schaffen! Liz Mary, die seinen Blick bemerkt hatte, schenkte ihm ein warmes Lächeln, das seine letzten traurigen Gedanken ein für alle Mal auslöschte. Er griff nach ihrer Hand, die ruhig auf ihrem Schoß lag und drückte sie dankbar. Dann wanderten seine Gedanken zurück. Als studierte Medizinerin hatte sie damals in einem Hospital gearbeitet, das nahe seines Elternhauses lag. Dort hatte er sie kennengelernt, als er sich auf einem kurzen Besuch dort befand. Nicht einmal zwei ganze Tage war er damals zuhause gewesen, als er auch schon die erste Schlägerei hatte. Sicher, er hätte den Kerl damals gerne getötet – aber gerade dadurch war er ja ihr begegnet!
    Pieter erinnerte sich gut an den Blick ihrer dunklen Augen, als sie sein aufgeschlagenes Auge verarztete. Er hatte sie auf einen Drink eingeladen – und sie hatte spontan zugesagt! Schnell hatte er begriffen, dass er sich in sie verliebt hatte. Liz hatte diese Liebe erwidert. Die Hochzeit hatte dann nicht mehr lange auf sich warten lassen. Genau so schnell, wie sie sich dazu entschlossen hatte, mit ihm ihr Leben zu teilen, hatte sie sich auch entschlossen, ihm nach Deutschland zu folgen. Sie hatte weder ein Wenn noch ein Aber akzeptiert. Bei dem Gedanken an ihre kleine Diskussion damals schüttelte er lachend den Kopf, was ihm einen fragenden Blick seiner Frau einbrachte. Doch nein, er hatte jetzt keine Lust über seine Gedanken zu reden! Immerhin saßen hinter ihm seine beiden Kinder. Und sein Sohn war schon zu alt, um nicht mindestens einen dummen Kommentar abzugeben und ihm womöglich noch seine Laune damit verdarb. Also schwelgte er lieber weiter in alten Erinnerungen, während er die Landschaft an sich vorbeiziehen ließ.
    Liz bekam damals ziemlich schnell bei der Army eine Stelle als Ärztin angeboten, wo sie mehr verdiente als in dem kleinen Krankenhaus, wo sie sich kennengelernt hatten. Oh Mann, war sie damals bei den GIs beliebt gewesen! Wie oft war er damals eigentlich eifersüchtig gewesen? Aber Liz arbeitete auch hart. Schon bald wollte sie ihre eigene kleine Praxis eröffnen. Ihr Traum war es gewesen, weg vom Krankenhausdienst und mehr hin zur Privatärztin zu gehen. Sie hätte es auch geschafft. Angebote hatte sie schon mehrere gehabt, aber dann bemerkte sie, dass sie

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