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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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ok.“
    Unsicher machte der Mann mit seiner Arbeit weiter. Pieter sah ihm noch ein paar Minuten dabei zu. Dann wandte er sich wieder seiner Frau und der jungen Julie Neumann zu, die beide still an der Tür stehen geblieben waren.
    „Liz?“ fragte er kurz und nahm ihr Nicken zur Kenntnis.
    „Miss Neumann, wären sie bitte so freundlich, und würden alles für den Kauf fertigmachen? – Ich freue mich schon, hier zu wohnen.“
    „Oh! Sie werden sich sicher hier wohlfühlen.“ sagte Julie und konnte ihre Freude über den gelungenen Verkauf kaum verheimlichen.
    Aber die beiden Käufer waren wohl genug mit dem Haus und ihrer eigenen Freude darüber beschäftigt, dass sie sicher nicht auf Julie achteten. Aber schließlich war das ihr erster richtig großer Clou gewesen und darüber musste man sich doch freuen, oder etwa nicht?
    Sie hatte zwar schon einige tolle Häuser an den Mann gebracht, aber keines davon gehörte dieser Kategorie an. Dieses Haus hier war nicht nur sehr groß, unheimlich schön und verdammt teuer; es lag Julie selbst am Herzen. Seid sie dieses Haus zum ersten Mal gesehen hatte, bedauerte sie es ständig, nicht genügend Geld zu haben, um es selber zu kaufen. Aber sie hatte sich vorgenommen, es wenigstens Leuten zu verkaufen, die seine Schönheit begriffen und es schätzten, dass es solche Häuser überhaupt gab. Sie hatte sich geschworen gerade diesen Auftrag zur Zufriedenheit aller zu erledigen und sie hatte es geschafft!
    Julie drehte sich um und schloss kurz die Augen. In letzter Zeit hatte sie das Gefühl, dass sie alles schaffen könnte; jedenfalls beruflich. Wenn sie doch auch privat etwas mehr Glück haben würde! Sie seufzte leise auf. Dann wandte sie sich wieder ihren Kunden zu. Diese Familie gefiel ihr. Sie waren so begeistert, hatten rein gar nichts auszusetzen und nicht ein einziges Mal über irgendetwas gemeckert. Wenn doch alle ihre Kunden so wären! Aber die meisten liefen mit Argusaugen durch die Häuser, um nur ja keinen Makel zu übersehen. Sie hatten hier was auszusetzen und da was zu nörgeln. Und das eigentlich nur, um am Ende den Preis zu schmälern. Das konnte einen ganz schön frustrieren. Aber dieses Haus hätte Julie sowieso niemals an solche Leute verkauft! Ganz gleich, was ihr Chef dazu gesagt hätte!
    Die neue Hausherrin, Liz Priest, gefiel ihr am besten. Julie konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. Sie lief fast majestätisch ihr neues Heim ab. Man konnte direkt in ihren Kopf sehen. Sehen, wie sie sich bereits ihr Mobiliar aussuchte, eine Blume in diese Ecke, ein Bild an diese Wand hängte. Diese Frau war glücklich. Julie dachte daran, wie schön es doch wäre, eine Familie wie diese zu haben. Mit dem Mann, den sie liebte, ein Haus zu kaufen und es einzurichten. Kein Wunder, dass Miss Priest wie eine Königin wirkte. Aber für Julie war das alles Musik aus einer Zukunft, die vermutlich niemals eintreffen würde. Jedenfalls nicht, ehe sie aufhörte von einem Mann zu träumen, den sie niemals haben könnte. Ein plötzliches Geräusch verhinderte gerade rechtzeitig, dass sie sich in ihren Träumen verlor.
    Es war ein Rauschen- wie das eines gigantischen Wasserfalls. Benommen versuchte Julie dieses Rauschen auszublenden. Ein kräftiger Duft, wie in einem Treibhaus, erfüllte die Luft. An den Reaktionen der anderen erkannte sie, dass diese Dinge nicht nur in ihrem Kopf stattfanden. Miss Priests Gesichtsausdruck sprach Bände, als sie ihren Mann ansah. Die beiden Kinder der Priests waren gerade zu ihnen gestoßen und hielten jetzt erschrocken den Atem an. Der Duft wurde immer stärker, intensiver. Plötzlich wusste Julie, wie der Duft zu deuten war: Es roch extrem nach Vanille. Das Rauschen nahm noch zu, wurde lauter. Julie und die anderen pressten sich die Hände auf die Ohren. Ihr ängstliches Stöhnen ging im Rauschen des Wassers unter. Aber war das überhaupt Wasser, das dieses Geräusch erzeugte? Es war dunkler geworden. Liz Mary hatte längst aufgegeben, eine Erklärung zu erwarten. Jetzt hatte sie nur noch Angst! War es ein Erdbeben? Nein. Dazu war der Boden zu fest. Liz hätte schwören mögen, dass es für Sekunden stockdunkel gewesen war. Doch so plötzlich, wie die Dunkelheit gekommen war, war es auch wieder hell geworden. Liz fragte sich bereits, ob sie das alles vielleicht nur geträumt hatte. Irritiert blickte sie von ihrem Mann zu Julie und zu ihren Kindern. Sie versuchte ihr Zittern zu verbergen, aber der Schrecken war zu groß gewesen. Aber nun schien ja

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