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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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schwanger war. Beinahe gleichzeitig hatte Pieter Post aus Deutschland bekommen. Seine damalige Freundin, die Mutter seines Sohnes, war gestorben. Liz war gleich bereit gewesen, ja sie drängte ihn sogar, seinen Sohn zu sich zu nehmen. Einige Monate später, Liz hatte schon einen dicken Bauch, holten sie den Kleinen vom Flughafen ab. Ab da war Liz ihm immer eine liebevolle Mutter gewesen. Durch ihre eigene Schwangerschaft und den damals neun Jahre alten Kai gab sie den Gedanken an eine eigene Praxis auf. Sie sagte ihm, sie wolle nur noch für die beiden Kinder und für ihn da sein! Pieter hatte damals Angst, dass die Tatsache, dass sie ihren Traum so schnell aufgab, sich irgendwann zwischen sie stellen würde. Aber Liz meinte es ernst! Diese Frau, Pieter dachte heute noch genauso wie am ersten Tag, war das Beste, das ihm jemals hätte passieren können! Sie war einfach eine wundervolle Frau. Sie hatte zu seinem Sohn ein Verhältnis aufgebaut und ihn völlig in die Familie integriert, wie es ihm sicher nicht gelungen wäre. Kai war jetzt ein junger Bursche von achtzehn Jahren. Er hatte ziemliche Ähnlichkeit mit seinem Vater, wie Pieter oft genug zu hören bekam. Es machte ihn stolz, obwohl er selbst auch viel von Kais Mutter in seinem Sohn sah. Na ja, das volle krause Haar hatte er jedenfalls wirklich von ihm geerbt. Nur dass Kais Haar heller war als sein eigenes. Pieter wusste genau, dass Kai nur widerwillig mit diesem Umzug einverstanden gewesen war. Er wäre natürlich lieber in den USA geblieben, schließlich hatte er dort alle seine Freunde zurücklassen müssen. Schon aus diesem Grund hatte Pieter lange überlegt, ob sie diesen Umzug wirklich machen sollten. Es war die Angst gewesen, dass Kai sich dafür entscheiden könnte, sie nicht zu begleiten. Pieter warf einen Blick in den Rückspiegel, versuchte zu erkennen, welche Gedanken seinen Sohn beschäftigten. Doch Kai sah nur stumm aus dem Fenster. Sein Gesichtsausdruck spiegelte Gleichgültigkeit wieder. Hoffentlich würde sich das ändern, wenn sie erst einmal in ihrem neuen Haus sein würden!
    Niemand, außer ihm selbst, hatte das Haus bisher gesehen. Er war allein vor einigen Wochen hierhergekommen, um nach einem geeigneten Heim zu suchen. Es standen zwar drei Häuser zur Auswahl, aber sein Herz plädierte eindeutig zu dem, das heute auf dem Zettel stand. Nur die Gegend war auch Liz bekannt, er wusste, dass sie, als sie selbst noch keine vierzehn war, mit ihren Eltern einmal hier gewesen war.
    Jetzt erst bemerkte Pieter, dass Liz nicht mehr ganz so ruhig neben ihm saß. Sie hatte sich grade die zweite Zigarette angezündet und dass obwohl sie normalerweise nur sehr selten rauchte.
    „Aufgeregt?“ fragte er sie.
    Erschrocken blickte sie auf. Sicherlich war auch sie in eigenen Gedanken und Träumen verstrickt gewesen und er hatte sie aufgeschreckt. Pieter lächelte ihr zu.
    „Ein wenig.“ gab sie leise zu. „Schließlich wird das Haus, das wir hoffentlich bald erreichen, vielleicht unser neues Zuhause werden. Vielleicht für immer.“ Sie lächelte, so als wisse sie genau, wie viel ihm dieses Haus bedeutete.
    Sie tat so, als wäre es die normalste Sache der Welt, aus den USA, wo bisher ihr Leben stattgefunden hatte, hierhin zu ziehen. Aber Pieter wusste, es war ein Umzug in eine völlig andere Welt!
    „Mum, ich habe Durst. Wann sind wir endlich da?“ Steff war aufgewacht. Verschlafen schaute sie ihrer Mutter über die Schulter. Liz drehte sich zu ihr um, warf ihr einen Luftkuss zu und nickte beruhigend.
    „Wir sind gleich da, Schatz. Noch ein wenig Geduld, ja? Dann bekommst du was zu trinken.- Freust du dich auf unser neues Haus?“
    Steff nickte, noch immer verschlafen. Seltsam, dachte Pieter, während er im Rückspiegel das Gesicht seiner Tochter betrachtete. Steff sah ihm nur wenig ähnlich, aber sie hatte seine blauen Augen und seine blonden Wimpern geerbt, dazu aber das dunkle Haar ihrer Mutter. Sie würde einmal eine sehr interessante Frau werden, dachte Pieter voller Stolz.
    Doch jetzt blickte er erstaunt auf die Anzeige der Uhr. Die Zeit war ihm gar nicht so lang vorgekommen.
    „Hoffentlich hast du recht!“ sagte er.
    Aber Liz hatte in der Tat recht. Nach nur einer weiteren Kurve, und die gab es hier in ziemlich kurzen Abständen, hatten sie ihr Ziel erreicht. Pieter ließ den Wagen langsam die Auffahrt hinauf rollen. Er wollte diesen Anblick genießen. Gespannt beobachtete er seine Frau. Ihre Augen begannen fast augenblicklich zu glänzen .

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