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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unterbrach ihn Mat unwillig. Er würde sich jetzt wohl eine Aufschrift auf sämtliche Jacken nähen lassen: ›Ich bin kein verdammter Lord! ‹ »Sammael? Die Shaido? Die königliche Garde? Die verfluchten Weißen Löwen? Was, verdammt noch mal?«
    »Ein Schiff, Mat«, brachte Estean keuchend heraus. Wieder strich er sich durchs Haar. »Ein großes Schiff. Ich glaube, es sind Meerleute.«
    Das klang unwahrscheinlich. Die Atha'an Miere entfernten sich mit ihren Schiffen nie weiter vom offenen Meer als höchstens bis zum nächstgelegenen Binnenhafen. Andererseits... Es gab im Süden nicht viele Dörfer am Erinin, und der Proviant, den sie auf den Wagen mitführen konnten, würde ziemlich knapp werden, bis die Bande nach Tear kam. Er hatte bereits ein paar Flußkähne gechartert, die neben der Bande her nach Süden fahren sollten, doch ein größeres Schiff wäre schon mehr als nützlich.
    »Kümmert Euch um Olver, Edorion«, sagte er und beachtete die Grimasse des Mannes gar nicht. »Estean, zeigt mir dieses Schiff.« Estean nickte eifrig und wäre sofort wieder losgerannt, hätte ihn Mat nicht am Ärmel gepackt, damit er im Schritt weiterging. Estean war immer eifrig dabei, und er lernte nur schwerfällig; diese Kombination hatte dazu geführt, daß er jetzt bereits fünf Schrammen von Frau Daelvins Knüppel davongetragen hatte.
    Die Anzahl der Flüchtlinge stieg, je mehr sich Mat dem Fluß näherte, sowohl jener, die zum Ufer schlenderten, wie auch jener, die lethargisch zurückschlichen. Ein halbes Dutzend breit ausladender Fährboote lag an den langen Pieren aus geteerten Balken festgezurrt, aber man hatte die Ruder weggetragen, und auf keinem davon war auch nur ein Fährmann zu sehen. Die einzigen Kähne, auf denen sich etwas regte, waren ein halbes Dutzend Flußschiffe, wuchtig wirkende ein- oder zweimastige Lastkähne, die auf dem Weg flußaufwärts oder flußabwärts hier kurz angelegt hatten. Auf den Schiffen, die Mat gechartert hatte, rührten sich die barfüßigen Matrosen kaum. Ihre Laderäume waren voll, und ihre Kapitäne hatten ihm versichert, sie seien zum Auslaufen bereit, sobald er den Befehl dazu gebe. Auf dem Erinin waren weitere Schiffe zu sehen, in der Strömung schlingernde Kähne mit breitem Bug und viereckigen Segeln, oder auch schnelle, schmale Schiffe mit dreieckigen Segeln, doch von Maerone nach Aringill, über dem der Weiße Löwe von Andor flatterte, oder umgekehrt, überquerte keines den Fluß.
    Dieselbe Flagge wehte ursprünglich auch über Maerone, und die andoranischen Soldaten, die diese Stadt besetzt gehalten hatten, wollten die Bande der Roten Hand keineswegs hereinlassen. Rand hielt ja möglicherweise Caemlyn, aber seine Befehlsgewalt erstreckte sich nicht auf die Mitglieder der Königlichen Garde hier oder auf die von Gaebril aufgestellten Truppenteile wie beispielsweise die Weißen Löwen. Mittlerweile befanden sich die Weißen Löwen ein Stück weiter im Osten, oder jedenfalls waren sie in diese Richtung geflohen, und jedes zweite Gerücht aus dieser Richtung, in dem von Räuberbanden die Rede war, konnte sich durchaus auch auf sie beziehen, aber die anderen waren nach einigen harten Scharmützeln mit der Bande schnell zur anderen Seite übergesetzt. Seither hatte niemand mehr den Erinin überquert.
    Das einzige, was Mat allerdings jetzt wahrnahm, war ein Schiff, das mitten in dem breiten Fluß Anker geworfen hatte. Es war wirklich ein Klipper der Meerleute, höher und länger als alle Flußschiffe, aber trotzdem noch windschnittig, mit zwei zum Heck zu geneigten Masten ausgestattet. Dunkle Gestalten kletterten in der Takelage herum; einige mit bloßem Oberkörper und Pumphosen, die auf diese Entfernung schwarz wirkten, einige aber auch mit bunten Blusen angetan, also offensichtlich Frauen. Etwa die Hälfte der Besatzung würde sowieso aus Frauen bestehen. Die großen, viereckigen Segel hatten sie bis an die Rahen hochgezogen, aber sie hingen lose dort oben, nicht wie üblich festgezurrt, damit man sie im Handumdrehen herunterlassen konnte.
    »Sucht mir ein Boot«, sagte er zu Estean. »Und ein paar Ruderer.« Estean mußte man auf so etwas extra aufmerksam machen. Der Tairener sah ihn mit großen Augen an und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Beeilt Euch, Mann!« Estean nickte ruckartig und setzte sich schwerfällig in Bewegung.
    Mat ging bis zum Ende des nächstgelegenen Piers, legte sich den Speer über die Schulter und holte sein Fernrohr aus der Manteltasche. Als er

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