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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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al'Thor sie jemals entdeckte, würde sie einfach alles hier im Stich lassen und sich woanders neu einrichten - oder sie würde sich ihm ergeben, bevor er zuschlagen konnte, um ihn dann allmählich davon zu überzeugen, daß sie für ihn unentbehrlich sei. »Es gibt Gerüchte in Cairhien, daß Lanfear am gleichen Tag von Lews Thenns Hand getötet wurde wie Rahvin.«
    »Gerüchte! Lanfear hat al'Thor von Anfang an unterstützt, wenn du mich fragst. Ich hätte seinen Kopf im Stein von Tear bekommen, hätte nicht irgend jemand Myrddraal und Trollocs hingesandt, um ihn zu retten! Das war Lanfear, da bin ich sicher. Ich bin jedenfalls mit ihr fertig. Beim nächsten Mal, wenn ich sie treffe, werde ich sie töten! Und warum sollte er Asmodean umbringen? Ich würde es ja tun, könnte ich ihn finden, aber er ist zu al'Thor übergelaufen. Er unterrichtet ihn sogar!«
    »Du findest auch immer eine Ausrede für dein Versagen« flüsterte sie in ihren Punsch hinein, wiederum so leise, daß er es nur mit Hilfe Saidins verstehen konnte. Mit lauterer Stimme sagte sie dann: »Suche dir deine eigenen Erklärungen heraus, wenn du willst. Vielleicht hast du sogar recht damit. Alles, was ich weiß, ist die Tatsache, daß Lews Therin uns einen nach dem anderen aus dem Spiel zieht.«
    Sammaels Hände zitterten vor Zorn, und beinahe wäre ihm Wein aus dem Kelch geschwappt, hätte er sich nicht gerade noch beherrscht. Rand al'Thor war nicht Lews Therin. Er selbst hatte den großen Lews Therin Telamon überlebt, der den Ruhm für Siege einstrich, die er selbst gar nicht hätte erringen können, und der von anderen erwartete, daß sie ihm alles glaubten. Er bedauerte nur, daß der Mann kein Grab hinterlassen hatte, auf das er hätte spucken können.
    Graendal klopfte mit ihren beringten Fingern den Rhythmus einer Melodie mit, die von unten her zu ihnen drang, und sagte dann geistesabwesend, als sei ihre Aufmerksamkeit eigentlich dem Lied gewidmet: »So viele von uns sind bereits gestorben, weil sie sich ihm zum Kampf stellten. Aginor und Balthamel. Ishamael, Be'lal und Rahvin. Und Lanfear und Asmodean, was du auch glauben magst. Vielleicht auch Moghedien, vielleicht verbirgt sie sich aber auch in den Schatten und wartet darauf, daß der Rest von uns fällt - sie wäre töricht genug für so etwas. Ich hoffe sehr, du hast irgendein Versteck vorbereitet, wohin du flüchten kannst. Es scheint überhaupt keinen Zweifel daran zu geben, daß er sich als nächstes dich vorknöpft. Bald, würde ich sagen. Ich werde hier kein Heer gegen mich erwarten, aber Lews Therin ist dabei, ein ziemlich starkes Heer zu sammeln und gegen dich auszusenden. Das ist der Preis, den du zahlen mußt, weil du nicht nur Macht ausübst, sondern dabei auch gesehen werden willst.«
    Ganz zufällig hatte er tatsächlich Fluchtwege vorbereitet, denn das war ja nur empfehlenswert, aber in ihrer Stimme die feste Überzeugung zu erkennen, daß er sie benötigen werde, ließ in ihm doch den Zorn aufkochen. »Und wenn ich al'Thor vernichte, wird es keinem Befehl des Großen Herrn widersprechen.« Er verstand ohnehin nichts; doch es war überflüssig, den Großen Herrn zu verstehen. Man mußte ihm lediglich gehorchen. »Soweit du sie an mich weitergegeben hast. Falls du mir etwas verschweigst...«
    Graendals Blick verhärtete sich zu blauem Eis. Sie mochte ja am liebsten Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen, doch Drohungen konnte sie für den Tod nicht leiden. Im nächsten Moment lächelte sie jedoch schon wieder töricht. So wetterwendisch wie der Himmel über M'jinn. »Was Demandred mir über die Befehle des Großen Herrn berichtete, habe ich an dich weitergegeben, Sammael. Jedes einzelne Wort. Ich bezweifle, daß selbst er es wagen würde, im Namen des Großen Herrn zu lügen.«
    »Aber du hast mir verdammt wenig darüber berichtet, was er eigentlich zu unternehmen gedenkt«, sagte Sammael leise, »sowohl er wie Semirhage oder Mesaana. Praktisch gar nichts.«
    »Ich habe dir gesagt, was ich weiß.« Sie seufzte gereizt. Vielleicht sagte sie ja die Wahrheit. Sie schien es zu bedauern, daß sie selbst nicht mehr erfahren hatte. Vielleicht. Bei ihr konnte alles aber auch nur erlogen sein. »Was den Rest betrifft... Erinnere dich, Sammael. Wir haben untereinander genauso energisch intrigiert, wie wir Lews Therin bekämpften, und doch hatten wir diesen Kampf beinahe schon gewonnen, bis er uns alle zusammen am Schayol Ghul erwischt hat.« Sie schauderte, und einen Augenblick lang

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