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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihren persönlichen Bediensteten hervorrief, ließ wenig Raum für etwas anderes als eben totale Bewunderung und Anbetung.
    »Ich hätte beinahe erwartet, daß der König selbst hier sei und Wein ausschenkt«, fuhr er fort.
    »Wie du weißt, wähle ich nur die allerschönsten aus. Alsalam entspricht meinen Anforderungen nicht.« Graendal nahm ihren Wein von der Frau entgegen, ohne auch nur richtig hinzusehen, und nicht zum erstenmal fragte sich Sammael, ob auch ihre Schätzchen genau wie ihr Geschwätz lediglich ein Ablenkungsmanöver darstellten. Vielleicht konnte er mit ein wenig Stichelei etwas aus ihr herausholen?
    »Früher oder später wird dir ein Ausrutscher passieren, Graendal. Einer deiner Besucher wird jemanden von denen erkennen, die ihm den Wein servieren oder sein Bett machen, und er wird schlau genug sein, den Mund zu halten, bis er weg ist. Was machst du, wenn jemand mit einem ganzen Heer diesen Palast überfällt, um einen Ehemann oder eine Schwester zu befreien? Ein Pfeil mag ja nicht so wirkungsvoll sein wie eine Schocklanze, aber er kann dich trotzdem töten.«
    Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte, ein heiteres, vergnügtes Lachen, offensichtlich zu unschuldig, um zu bemerken, daß dieses Lachen ihn vielleicht beleidigte. Offensichtlich - wenn man sie nicht genau kannte. »Oh, Sammael, warum sollte ich sie etwas anderes sehen lassen, als ich ihnen zeigen will? Ich stelle ihnen bestimmt meine Lieblinge nicht als Bedienung zur Verfügung. Alsalams Anhänger und auch seine Gegner, selbst die Drachenverschworenen, gehen von hier weg im Glauben, ich unterstütze sie und nur sie allein. Und außerdem wollen sie eine so gebrechliche Person nicht unnötig aufregen.« Seine Haut prickelte ein wenig, als sie einen Strang der Macht verwob, und einen Augenblick lang veränderte sich ihre äußere Erscheinung. Ihre Haut färbte sich wie Kupfer, doch fehlte ihr nun der Glanz. Haar und Augen wurden dunkel und stumpf. Sie erschien hager und gebrechlich, das Bild einer einstmals schönen Domanifrau, die nun langsam aber sicher im Kampf gegen eine Krankheit unterlag. Er konnte sich gerade noch davon abhalten, die Lippen verächtlich zu schürzen. Eine Berührung würde bereits zeigen, daß die kantigen Umrisse ihres Gesichts nicht die ihres eigenen waren. Nur die subtilste Art von Illusionsgewebe würde einer solchen Prüfung widerstehen. Aber Graendal liebte es eben, so richtig aufzufallen. Im nächsten Moment war sie wieder sie selbst und lächelte lakonisch. »Du würdest nicht glauben, wie sie mir alle vertrauen und auf mich hören.«
    Es erstaunte ihn ohne Ende, daß sie sich entschlossen hatte, hier in einem Schloß zu verbleiben, das man in ganz Arad Doman kannte, obwohl um sie herum der Bürgerkrieg tobte und Anarchie herrschte. Selbstverständlich nahm er nicht an, sie habe noch jemand anderen unter den Auserwählten wissen lassen, wo sie sich häuslich niedergelassen hatte. Daß sie gerade ihm dieses Wissen anvertraute, machte ihn mißtrauisch. Sie liebte ein bequemes Leben und wollte sich nicht besonders anstrengen müssen, um sich das zu erhalten, doch dieses Schloß befand sich in Sichtweite der Verschleierten Berge, und es bereitete doch erhebliche Mühe, den ganzen Aufruhr von ihr fernzuhalten. Sie mußte Fragen nach dem Verbleib der vorherigen Besitzer mitsamt ihrer Familie und Dienerschaft aus dem Weg gehen. Sammael wäre nicht überrascht gewesen, hätte jeder Domani, der zu Besuch hier verweilt hatte, hinterher geglaubt, dieses Land habe sich seit der Zerstörung der Welt im Besitz ihrer Familie befunden. Sie gebrauchte die Technik der Erzeugung eines inneren Zwangs so oft wie einen Schmiedehammer, daß man fast darüber vergaß, mit welchem Feingefühl sie auch schwächere Formen dieses inneren Zwangs benützte, wie sie einen Verstand so subtil beeinflußte, daß selbst bei der eingehendsten Befragung keine Spur von ihrem Wirken zu entdecken war. Darin war sie möglicherweise die größte Künstlerin, die es je gegeben hatte.
    Er ließ das Tor verschwinden, hielt aber an Saidin fest. Solche Tricks wirkten nicht bei jemand, der in die Ausstrahlung der Wahren Quelle gehüllt war. Und in Wirklichkeit genoß er ja sogar diesen ständigen Überlebenskampf, auch wenn er mittlerweile ganz unbewußt stattfand. Nur die stärksten verdienten es, am Leben zu bleiben, und er bewies sich jeden Tag in dieser Auseinandersetzung aufs Neue, daß er es wert war. Es gab keine Möglichkeit, daß sie spüren

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