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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nun eindeutige Feindseligkeit. Schließlich sagte sie: »Wenig genug.« Sie würde nie vergessen, daß er beobachtete hatte, wie sie die Selbstbeherrschung verlor. Nichts von ihrem Zorn schwang allerdings in ihrer Stimme mit; die war so kühl und beherrscht wie immer. Es klang sogar etwas nach Plauderton: »Semirhage war nicht bei der letzten Versammlung anwesend. Ich weiß nicht, warum. Ich glaube auch nicht, daß Mesaana oder Demandred den Grund kennen. Besonders Mesaana war verstört deshalb, obwohl sie versucht hat, es zu verbergen. Sie glaubt, Lews Therin werde sich schon bald in unseren Händen befinden, aber das hat sie andererseits ja schon immer behauptet. Sie war sicher, daß Be'lal ihn in Tear töten oder gefangennehmen würde. Sie war so stolz auf diese Falle. Demandred läßt dir ausrichten, du solltest dich gut in acht nehmen.«
    »Also weiß Demandred, daß wir beide uns treffen«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. Wieso hatte er eigentlich je erwartet, mehr als die anderen für sie zu sein?
    »Natürlich weiß er das. Nicht, wieviel ich dir sage, aber daß ich dir einiges berichte. Ich versuche, uns alle zusammenzuführen, Sammael, bevor es zu...«
    Er unterbrach sie in scharfem Tonfall: »Dann überbringe Demandred eine Botschaft von mir. Sag ihm, ich wisse genau, was er plant.« Gewisse Ereignisse im Süden zeigten deutlich Demandreds Handschrift. Demandred hatte immer gern seine Marionetten benützt. »Richte ihm aus, er solle vorsichtig sein. Ich werde nicht zulassen, daß er oder seine Freunde sich in meine Plane einmischen.« Vielleicht sollte er al'Thors Aufmerksamkeit darauf lenken. Das wäre dann vermutlich dessen Ende. Falls andere Mittel versagten. »Solange sie sich von mir fernhalten, können seine Lakaien anstellen, was sie wollen, aber sie werden sich aus meinen Plänen heraushalten, sonst bekommt er die Folgen zu spüren.« Es war ein langer Kampf gewesen, nachdem der Stollen in das Gefängnis des Großen Herrn fertiggestellt war, viele Jahre lang, bis sie stark genug gewesen waren, um offen aufzutreten. Diesmal würde er dem Großen Herrn beim Brechen des letzten Siegels ganze Nationen übergeben, die bereit waren, ihm zu folgen. Und wenn sie auch nicht wußten, wem sie da eigentlich gehorchten, spielte das überhaupt keine Rolle. Er würde nicht versagen, so wie Be'lal und Rahvin. Der Große Herr würde schon merken, wer ihm am besten diente. »Richte ihm das aus!«
    »Wie du wünschst«, sagte sie und verzog zweifelnd das Gesicht. Einen Augenblick später überzog dieses träge Lächeln wieder ihre Züge. Anpassungsfähig. »All diese Bedrohungen ermüden mich. Komm. Lausche der Musik und entspanne dich.« Er wollte ihr schon sagen, daß er sich nicht für Musik interessiere, wie sie sehr wohl wußte, aber sie wandte sich bereits wieder der Brüstung zu. »Hier sind sie. Hör zu.«
    Das so sehr dunkelhäutige Paar stand jetzt am Fuße des Podestes. Sie hatten diese eigenartigen Harfen vor sich auf den Boden gestellt. Sammael vermutete, daß vor allem die Glöckchen ihrem Spiel die besondere Note verliehen, konnte den Unterschied aber nicht genau definieren. Sie strahlten hingebungsvoll zu Graendal hinauf, als sie bemerkten, daß sie beobachtet wurden.
    Graendal befolgte ihren eigenen Rat, ihnen zu lauschen, jedoch nicht und fuhr statt dessen fort: »Sie kommen aus einer wirklich seltsamen Gegend. Dort verlangt man von Frauen, die mit der Macht umgehen können, daß sie die Söhne anderer Frauen heiraten, die dieses Talent ebenfalls besitzen, und das Zeichen für ihre Abstammung wird ihnen bei ihrer Geburt auf das Gesicht tätowiert. Niemand mit einer dementsprechenden Tätowierung darf jemanden ohne eine solche heiraten, und jedes aus einer verbotenen Verbindung stammende Kind wird getötet. Männer mit der Tätowierung werden ohnehin in ihrem einundzwanzigsten Lebensjahr getötet, nachdem man sie vorher von der Welt abgeschieden aufgezogen hat, wo sie nicht einmal Schreiben und Lesen lernten.«
    Also war sie doch wieder auf dieses Thema zurückgekommen. Sie mußte ihn wirklich für einfältig halten. So beschloß er, selbst einen kleinen Köder auszuwerfen. »Müssen sie sich wie Kriminelle verschwören, aneinanderbinden?«
    Erstaunen überflog ihr Gesicht einen Moment lang und wurde schnell wieder unterdrückt. Offensichtlich hatte sie darüber gar nicht nachgedacht, und es gab ja an sich auch keinen Grund dafür. Nur wenige Menschen ihrer Zeit hatten je ein Gewaltverbrechen

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