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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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begangen, geschweige denn mehrere. Zumindest vor der Zeit der Bohrung. Natürlich gab sie ihre Unkenntnis nicht zu. Es gab Zeiten, da es am besten war, einen Mangel an Kenntnissen zu verbergen, doch Graendal trieb das schon bis zum Exzeß. Deshalb hatte er seine Bemerkung losgelassen. Er wußte, es würde an ihr nagen, und das geschah ihr recht, wenn sie nur solche nutzlosen Kleinigkeiten von sich geben konnte.
    »Nein«, antwortete sie, als habe sie alles verstanden. »Die Ayyad, wie sie sich nennen, wohnen für sich in ihren kleinen Städten und meiden alle anderen. Angeblich gebrauchen sie die Macht niemals ohne Erlaubnis oder direkten Befehl des Sh'botay oder der Sh'boan. Diese stellen die eigentliche Macht im Lande dar, und deshalb läßt man den Sh'botay und die Sh'boan auch nur jeweils sieben Jahre lang regieren.« Einen Augenblick lang mußte sie herzlich lachen. Sie hatte immer nur die heimliche Macht hinter der offiziellen sein wollen. »Ja, ein faszinierendes Land. Natürlich liegt es zu weit vom Mittelpunkt der Ereignisse entfernt und wird deshalb auf viele Jahre hinaus noch keine Bedeutung erlangen.« Sie winkte mit ihren beringten Finger leicht ab. »Es wird nach dem Tag der Wiederkehr noch genug Zeit sein, um zu sehen, was man aus ihnen machen kann.«
    Ja, sie wollte ihn offensichtlich davon überzeugen, daß ihr einiges daran lag. Wäre das wirklich der Fall gewesen, hätte sie dieses Land aber niemals auch nur erwähnt. Er stellte seinen unberührten Kelch auf das Tablett, das der muskulöse Bursche ihm blitzschnell hinhielt, bevor er die Bewegung noch vollendet hatte. Graendal bildete ihre Diener wirklich gut aus. »Ich bin sicher, daß ihre Musik faszinierend wirkt...« - falls man etwas dafür übrig hatte -, »aber ich muß nun einige Vorbereitungen treffen.«
    Graendal legte eine Hand auf seinen Arm. »Sorgfältige Vorbereitungen, wie ich hoffe? Der Große Herr wird nicht erfreut sein, wenn du seine Pläne durcheinanderbringst.«
    Sammaels Mundpartie spannte sich an. »Ich habe alles mögliche getan, außer natürlich mich zu ergeben, um al'Thor zu überzeugen, daß ich keine Gefahr für ihn darstelle, aber der Mann verfolgt mich wie ein Besessener.«
    »Du könntest Illian ja aufgeben und woanders neu anfangen.«
    »Nein!« Er war nie vor Lews Hierin geflohen, und er würde auch vor diesem provinziellen Emporkömmling nicht fliehen. Der Große Herr konnte doch wohl nicht vorhaben, einen wie den über die Auserwählten zu stellen! Über ihn! »Du hast mir also alle Befehle des Großen Herrn wiedergegeben?«
    »Ich hasse es, mich wiederholen zu müssen, Sammael.« In ihrer Stimme lag eine Andeutung von Verbitterung und in ihrem Blick eine Spur von Zorn. »Wenn du mir beim erstenmal nicht geglaubt hast, wirst du mir auch jetzt nicht glauben.«
    Er blickte sie noch einen Augenblick länger an und rückte dann abrupt. Höchstwahrscheinlich hatte sie die Wahrheit gesagt, denn eine Lüge in bezug auf den Großen Herrn würde mit tödlicher Sicherheit auf sie zurückfallen. »Ich sehe keinen Grund, uns wiederzutreffen, bis du mir etwas Wichtigeres mitzuteilen hast als die Tatsache, ob Semirhage zum Treffen kam oder nicht.« Ein kurzes Stirnrunzeln bei einem letzten Blick auf die Harfner sollte reichen, sie davon zu überzeugen, daß ihr Ablenkungsmanöver erfolgreich gewesen sei. Dann wanderte sein Blick mißbilligend über die Gestalten, die in den Becken herumplanschten, die Akrobaten und alle anderen, damit seine Absicht den anderen gegenüber nicht zu offensichtlich wurde. All diese verschwendete Mühe, diese Zurschaustellung von Haut, ekelte ihn wirklich an. »Das nächstemal kannst du ja nach Illian kommen.«
    Sie zuckte die Achseln, als sei es unwichtig, aber ihre Lippen bewegten sich leicht und seine durch Saidin geschärften Sinne hörten ein leise gehauchtes »Falls es dich dann noch gibt« heraus.
    In eisiger Stimmung öffnete Sammael ein Tor zurück nach Illian. Der muskulöse junge Mann reagierte nicht schnell genug, um sich in Sicherheit zu bringen. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit zum Schreien, bis er mittendurch entzweigeschnitten wurde, er, sowie das Tablett und die Kristallkaraffe. Der Kante eines Tores gegenüber erschien jede Rasierklinge stumpf. Graendal schürzte mürrisch die Lippen ob des Verlustes eines ihrer Schoßtierchen.
    »Wenn du uns beim Überleben helfen willst«, sagte Sammael noch zu ihr, »dann finde heraus, auf welche Weise Demandred und die anderen die

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