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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wirkte ihr Gesicht ausgezehrt. Auch Sammael wollte lieber nicht an diesen Tag zurückdenken oder an das, was danach folgte: ein traumloser Schlaf, während dessen sich die Welt jenseits allen Wiedererkennens veränderte und alles verschwand, was er geschaffen hatte. »Nun sind wir in einer Welt erwacht, wo wir so hoch über den gewöhnlichen Sterblichen stehen, daß wir beinahe eine andere, überlegene Rasse sein könnten - und wir sterben einer nach dem anderen. Vergiß einmal für den Augenblick die Frage, wer Nae'blis werden wird. Al'Thor - wenn du ihn schon bei diesem Namen nennen mußt - al'Thor war so hilflos wie ein Neugeborenes, als wir erwachten.«
    »Ishamael hat ihn aber nicht für so hilflos gehalten«, sagte er. Aber natürlich war Ishamael damals bereits wahnsinnig gewesen. Sie fuhr fort, als habe sie seinen Einwand nicht vernommen: »Wir verhalten uns, als sei dies die Welt, die wir kennen, obwohl in Wirklichkeit nichts mehr so ist wie damals. Wir sterben einer nach dem anderen, und al'Thor wird immer stärker. Länder und Völker sammeln sich unter seiner Führung. Und wir sterben. Die Unsterblichkeit ist mein. Ich will nicht doch noch sterben.«
    »Wenn du dich vor ihm fürchtest, dann töte ihn doch.« Bevor die Worte noch ganz ausgesprochen waren, hätte er sie am liebsten zurückgerufen.
    Ungläubigkeit und Verachtung verzerrten Graendals Gesicht. »Ich diene dem Großen Herrn und gehorche, Sammael.«
    »So wie ich. So wie wir alle.«
    »Wie großherzig von dir, es über dich zu bringen, vor unserem Herrn niederzuknien.« Ihre Stimme klang genauso eisig, wie ihr Lächeln wirkte, und sein Gesicht lief dunkel an. »Alles, was ich damit sagen will, ist: Lews Therin ist heutzutage genauso gefährlich wie damals in unserer Zeit. Ihn fürchten? Ja, ich fürchte ihn. Ich habe vor, für alle Ewigkeit weiterzuleben, anstatt Rahvins Schicksal zu teilen!«
    »Tsag!« Diese obszöne Bezeichnung brachte sie endlich dazu, die Augen aufzureißen und ihn richtig anzusehen. »Al'Thor - al'Thor, Graendal! Ein ignoranter Junge, was Asdmodean ihm auch beibringen mag! Ein primitiver Kerl, der vermutlich immer noch glaubt, neun Zehntel von dem, was du und ich als selbstverständlich betrachten, sei in Wirklichkeit unmöglich! Al'Thor bringt ein paar Lords dazu, daß sie vor ihm das Knie beugen, und er glaubt, er habe ein ganzes Land erobert. Er hat gar nicht die Willensstärke, die Faust zu schließen und sie wirklich zu unterwerfen. Nur die Aiel - Bajad drovja! Wer hätte gedacht, daß sie sich so ändern würden?« Er mußte sich beherrschen; sonst fluchte er nie auf diese Weise; das war eine Schwäche. »Nur sie gehorchen ihm wirklich, und nicht einmal alle von ihnen. Er hängt an einem seidenen Faden, und er wird stürzen, entweder so oder so.«
    »Tatsächlich? Und was ist, wenn er...?« Sie hielt inne und hob ihren Kelch so schnell an den Mund, daß Wein auf ihren Unterarm spritzte. Dann kippte sie das Getränk so hastig hinunter, bis der Kelch fast leer war. Die elegante Dienerin kam mit ihrer Kristallkanne herbeigeeilt. Graendal hielt ihr den Kelch zum Nachfüllen hin und fuhr in hastigem Tonfall fort: »Wie viele von uns werden sterben, bevor alles vorüber ist?
    Wir müssen zusammenhalten wie noch niemals zuvor!«
    Das war nicht, was sie ursprünglich sagen wollte. Er beachtete das Eis nicht, das erneut nach seinem Rückgrat griff. Al'Thor würde nicht zum Nae'blis erwählt werden. Ganz gewiß nicht! Also wollte sie, daß sie alle zusammenhielten, oder? »Dann verknüpfe dich mit mir. Wir beide miteinander verknüpft wären al'Thor mehr als nur gleichwertig. Nimm das als Beginn unserer neuen Gemeinschaft.« Seine Narbe spannte sich, als er die plötzliche Ausdruckslosigkeit ihrer Miene belächelte. Die Verknüpfung mußte von ihr her ausgelöst werden, aber da sie nur zu zweit waren, würde sie ihm die Kontrolle anvertrauen müssen und auch die Entscheidung darüber, wann das Band wieder aufgelöst wurde. »Na also. Wie es scheint, machen wir genauso weiter wie vorher.« Da hatte es auch zuvor kaum einen Zweifel gegeben, denn Vertrauen gehörte einfach nicht zu ihrem Persönlichkeitsmuster. »Was hast du mir noch zu berichten?« Aus diesem Grund befand er sich ja letzten Endes hier, und nicht, um ihrem Geschwätz über Rand al'Thor zu lauschen. Mit al'Thor würde man schon fertig. Auf direktem oder auf indirektem Wege.
    Sie sah ihn mit großen Augen an, riß sich sichtlich zusammen, aber in ihrem Blick stand

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