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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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konnte, wie er immer noch an Saidin festhielt, aber sie lächelte kurz in ihren Kelch hinein, als wisse sie Bescheid. Es paßte ihm beinahe genausowenig, wenn Leute vorgaben, etwas zu wissen, wie wenn Leute Dinge wußten, die er nicht kannte. »Was hast du mir zu berichten?« fragte er etwas grober, als er beabsichtigt hatte.
    »Von Lews Therin? Du scheinst dich auch nie für etwas anderes zu interessieren. Also, das wäre ein tolles Schätzchen für mich. Ich würde ihn in den Mittelpunkt jeder Vorführung stellen. Normalerweise sieht er dafür ja nicht gut genug aus, aber das würde seine Person und ihre Bedeutung wiedergutmachen.« Wieder lächelte sie in ihren Kelch hinein und fügte so leise hinzu, daß es ohne die Hilfe Saidins auch für ihn nicht hörbar gewesen wäre: »Und ich mag hochgewachsene Männer.«
    Es kostete ihn Mühe, sich daraufhin nicht kerzengerade aufzurichten. Er war wohl nicht klein, aber es ärgerte ihn doch, daß seine Körpergröße keineswegs seinen Fähigkeiten entsprach. Lews Therin war einen Kopf größer gewesen als er, und al'Thor ebenfalls. Man nahm einfach immer an, der größere Mann sei auch der bessere. Es kostete ihn nochmals Mühe, die Narbe nicht zu berühren, die sich schräg über sein Gesicht vom Haaransatz bis zum kantig gestutzten Bart hinunterzog. Die verdankte er Lews Therin, und er behielt sie bei, damit er immer daran erinnert wurde. Er vermutete, sie habe seine Frage absichtlich mißverstanden, um ihn zu ködern. »Lews Therin ist schon lange tot«, sagte er grob. »Rand al'Thor ist ein Emporkömmling von einem Bauernjungen, ein Opportunist, der einfach Glück hatte.«
    Graendal riß die Augen auf, als sei sie überrascht. »Glaubst du das wirklich? Er hat wohl etwas mehr als nur Glück gehabt. Glück allein hätte ihn niemals in so kurzer Zeit so weit gebracht.«
    Sammael war nicht gekommen, um über al'Thor zu diskutieren, aber er spürte nun doch, wie sich an seinem Rückgrat ein Eisklumpen bildete. Gedanken, die er mit Gewalt aus seinem Kopf verbannt hatte, drängten nun wieder in seinen Verstand hinein. Al'Thor war nicht Lews Therin, aber in al'Thor war Lews Therins Seele wiedergeboren worden, so wie einst auch Lews Therin selbst die Wiedergeburt dieser Seele gewesen war. Sammael war weder ein Philosoph noch ein Theologe, aber Ishamael war beides gewesen, und der hatte behauptet, in dieser Tatsache verborgene Bedeutungen enträtselt zu haben. Ishamael war im Wahnsinn verstorben, sicher, aber selbst zu der Zeit, als er noch geistig gesund gewesen war, damals, als es so sicher erschienen war, daß sie Lews Therin Telamon besiegen würden, hatte er behauptet, diese Auseinandersetzung habe sich seit der Schöpfung abgespielt, ein endloser Krieg, in dem der Große Herr und der Schöpfer Menschen als ihre Vertreter benutzten. Darüber hinaus hatte er geschworen, daß der Große Herr beinahe Lews Therin für den Schatten gewonnen hätte. Er sei daran genauso knapp gescheitert wie an seinem eigenen Ausbruch. Vielleicht war Ishamael auch damals bereits ein wenig verrückt gewesen, aber es hatte tatsächlich Bemühungen gegeben, Lews Therin zum Überlaufen zu veranlassen. Und Ishamael hatte gesagt, es sei auch in der Vergangenheit schon geschehen, daß der Kämpfer, den der Schöpfer für sich selbst ausgewählt hatte, am Ende für den Schatten stritt.
    Diese Behauptungen führten zu einigen beunruhigenden Folgerungen, Komplikationen, die Sammael lieber gar nicht erst erwägen wollte, aber am meisten drängte sich ihm die Vorstellung auf, daß der Große Herr möglicherweise wirklich al'Thor zum Nae'blis machen könne. Das konnte nicht so einfach im luftleeren Raum geschehen. Al'Thor würde Hilfe benötigen, Hilfe - das konnte eine Erklärung für sein angebliches Glück sein, das ihm bisher zur Seite gestanden hatte. »Hast du erfahren, wo al'Thor Asmodean versteckt hält? Oder wo sich Lanfear aufhält? Oder Moghedien?« Natürlich versteckte sich Moghedien ohnehin immer. Die Spinne tauchte immer dann wieder auf, wenn man sie endgültig für tot gehalten hatte.
    »Du weißt genausoviel wie ich«, sagte Graendal unbekümmert und nahm dann einen Schluck aus ihrem Kelch. »Was mich betrifft, so glaube ich, daß Lews Therin sie umgebracht hat. Ach, verzieh dein Gesicht nicht so. Ja, al'Thor, wenn du darauf bestehst.« Der Gedanke schien sie nicht weiter zu beunruhigen, aber sie würde niemals in offenen Konflikt mit al'Thor treten. Das war noch nie ihre Art gewesen. Falls

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