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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sich an einen Lebenszweck klammerten, der sie vielleicht auch am Leben halten würde, und die sich noch an den Rest dessen klammerten, was sie einst gewesen waren. Zwei Frauen, die sich auf kindische Weise ständig gegenseitig an die Kehlen fuhren. Die Aes Sedai hätten daran denken sollen, daß Siuan schon immer in dem Ruf gestanden hatte, eine willensstarke und schlaue Drahtzieherin zu sein, und für Leane hatte das ebenfalls, wenn auch in geringerem Maße, gegolten. Hätten sie sich als einig erwiesen oder ihre wahren Gesichter gezeigt, dann hätten sich die sechs daran erinnert und sehr genau unter die Lupe genommen, was immer die beiden sagten. Aber uneins und immer bereit, die andere mit ätzenden Bemerkungen in die Enge zu treiben, fast unterwürfig den Aes Sedai gegenüber, und doch schien ihnen das gar nicht bewußt zu sein... Wenn dann die eine gezwungen schien, dem grollend zuzustimmen, was die andere gesagt hatte, verstärkte das den erwünschten Eindruck noch. Genauso wie in dem Fall, daß die eine aus offensichtlichem Trotz der anderen widersprach. Elayne wußte, daß sie all diesen Aufwand trieben, um Sheriam und die anderen dazu zu bringen, Rand zu unterstützen. Sie hätte allerdings nur zu gern gewußt, was sie sonst noch damit erreichen wollten.
    »Sie haben recht«, unterstützte sie Nynaeve energisch, wobei sie Siuan und Leane einen angewiderten Blick zuwarf. Ihre Scheinheiligkeit ärgerte Nynaeve bis zur Weißglut; sie selbst hätte niemals so demütig gespielt, und wäre es um ihr Leben gegangen. »Ihr solltet mittlerweile wissen: Je längere Zeit Ihr hier verbringt, desto weniger real werdet Ihr. Der Schlaf, während man sich in Tel'aran'rhiod aufhält, ist auch nicht so erholsam wie gewöhnlicher Schlaf. Erinnert Euch nun bitte auch daran, daß Ihr sehr vorsichtig sein müßt, wenn Ihr etwas Außergewöhnliches bemerkt.« Sie haßte es wirklich, sich wiederholen zu müssen - diese Tatsache zeigte sich deutlich an ihrem Tonfall -, aber bei diesen Frauen, das gab auch Elayne zu, war es entschieden zu oft notwendig. Wenn es bei Nynaeve nur nicht so klänge, als spreche sie mit geistig minderbemittelten Kindern. »Wenn jemand sich so wie Gera vorhin nach Tel'aran'rhiod hineinträumt und der Traum zu einem Alptraum wird, dann kann sich dieser Alptraum manchmal hier halten, und das ist äußerst gefährlich. Meidet alles, was ungewöhnlich auf Euch wirkt. Und bemüht Euch diesmal, Eure Gedanken unter Kontrolle zu halten. Woran Ihr hier denkt, kann gelegentlich zur Wirklichkeit werden. Dieser Myrddraal, der letztesmal wie aus dem Nichts heraus erschien, war vielleicht ein Überrest aus einem Alptraum, aber ich glaube eher, eine von Euch hat ihre Gedanken zu weit ausschweifen lassen. Ihr habt gerade über die Schwarzen Ajah gesprochen, falls Ihr euch noch erinnert, und darüber diskutiert, ob sie Schattenwesen in die Burg einließen.« Und als sei das noch nicht schlimm genug gewesen, fügte sie hinzu: »Ihr werdet bei den Weisen Frauen morgen keinen Eindruck schinden, wenn Ihr einen Myrddraal mitten hinein setzt.« Elayne stöhnte leicht auf.
    »Kind«, sagte Anaiya sanftmütig und rückte die blaugefranste Stola zurecht, die sie plötzlich um hatte, »Ihr habt sehr gute Arbeit geleistet, aber das entschuldigt noch keine spitze Zunge.«
    »Man hat Euch eine Reihe von Privilegien zugestanden«, sagte Myrelle, und das alles andere als sanft, »aber Ihr scheint zu vergessen, daß es tatsächlich Privilegien sind.« Ihr Stirnrunzeln allein hätte genügen sollen, um Nynaeves Beine zum Zittern zu bringen. Myrelle hatte Nynaeve in den letzten Wochen immer härter angepackt. Auch sie hatte jetzt ihre Stola angelegt. Genauer gesagt, alle trugen nun die Stola. Ein schlechtes Zeichen.
    Morvrin schnaubte gehässig: »Als ich zu den Aufgenommenen gehörte, hätte jedes Mädchen, das so mit einer Aes Sedai sprach, den nächsten Monat mit dem Schrubben von Fußböden verbracht, und sei auch ihre Erhebung zur Aes Sedai für den nächsten Tag vorgesehen!«
    Elayne griff schnell in das Gespräch ein, in der Hoffnung, das Schlimmste verhüten zu können. Nynaeve zeigte einen Gesichtsausdruck, den sie wohl für versöhnlich hielt, der aber in Wirklichkeit beleidigt und halsstarrig wirkte. »Ich bin sicher, sie hat es nicht böse gemeint, Aes Sedai. Wir haben sehr hart gearbeitet. Bitte vergebt uns.« Vielleicht half es, wenn sie sich selbst mit einbrachte, obwohl sie ja nichts getan hatte. Es konnte natürlich auch

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