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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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brauchte Elaida etwas, was sie ständig an den Wiedergeborenen Drachen erinnerte, und genauso offensichtlich war sie nicht gerade glücklich darüber, das Bild andauernd ansehen zu müssen.
    »Wenn Ihr mich bitte entschuldigt«, sagte Leane, noch bevor die anderen mit ihrem zufriedenen Nicken fertig waren, »ich muß nachsehen, ob meine Leute ihre Botschaften empfangen haben.« Jede Ajah außer der Weißen besaß ein eigenes Netz von Augen und Ohren, Spione, die sie über alle Nationen verstreut hatten, und auch so manche einzelne Aes Sedai hatte ihr eigenes Netz aufgebaut, doch Leane war ein seltener Ausnahmefall, vielleicht sogar einzigartig, denn sie hatte als Behüterin der Chronik ein Netz sogar in Tar Valon selbst errichtet. Kaum hatte sie ausgesprochen, da verschwand sie auch schon.
    »Sie sollte nicht allein hier herumlaufen«, sagte Sheriam in frustriertem Tonfall. »Nynaeve, geht zu ihr und bleibt bei ihr.«
    Nynaeve zog an ihrem Zopf. »Ich glaube nicht...«
    »Das ist bei Euch sehr oft der Fall«, unterbrach Myrelle sie. »Tut ausnahmsweise einmal, was man Euch sagt und sobald man es Euch sagt, Aufgenommene.«
    Nynaeve tauschte einen trockenen Blick mit Elayne, dann nickte sie, wobei sie sichtlich ein Seufzen unterdrücken mußte, und verschwand. Elayne empfand nur wenig Mitleid. Hätte Nynaeve nicht zuvor in Salidar ihre Gereiztheit so deutlich gezeigt, dann wäre es jetzt vielleicht möglich gewesen, zu erklären, daß sich Leane überall in der Stadt befinden mochte, daß es fast unmöglich sei, sie aufzuspüren, und daß sie schon seit Wochen allein in Tel'aran'rhiod herumschnüffelte.
    »Jetzt müssen wir aber sehen, was wir in Erfahrung bringen können«, sagte Morvrin, doch bevor eine von ihnen etwas sagen konnte, saß plötzlich Elaida mit wütender Miene hinter ihrem Schreibtisch.
    Eine Frau mit unnachgiebigem, strengen Gesicht, nicht schön, aber doch recht gut aussehend, mit dunklem Haar und dunklen Augen, so erschien ihnen Elaida in einem blutroten Kleid mit der gestreiften Stola der Amyrlin um die Schultern. »Wie ich es dank meiner Gabe vorhergesagt habe«, sagte sie würdigem, getragenen Tonfall. »Die Weiße Burg wird unter meiner Führung wiedervereinigt. Unter meiner!« Sie deutete ruckartig auf den Fußboden. »Kniet nieder und bittet um die Vergebung Eurer Sünden!« Damit war sie wieder verschwunden.
    Elayne ließ langsam die angehaltene Luft wieder heraus und war dankbar dafür, daß sie offensichtlich nicht die einzige gewesen war.
    »Eine Weissagung?« Beonin runzelte nachdenklich die Stirn. Es klang nicht besorgt, obwohl sie ja Grund genug gehabt hätte. Elaida hatte die Gabe, die Zukunft vorhersagen zu können, allerdings eben nur sporadisch. Wenn solch eine Vorhersage über eine Frau kam und sie wußte, daß etwas Bestimmtes geschehen werde, dann geschah es auch.
    »Ein Traum«, sagte Elayne und war überrascht, wie beherrscht ihre Stimme sich anhörte. »Sie schläft und träumt. Kein Wunder, daß sie alles so träumt, wie sie es gern hätte.« Bitte, Licht, laß es nicht wahr werden.
    »Habt Ihr die Stola bemerkt?« fragte Anaiya, ohne jemand Bestimmtes anzusprechen. »Sie hatte keinen blauen Streifen.« Die Stola der Amyrlin sollte einen Farbstreifen für jede der sieben Ajahs aufweisen.
    »Ein Traum«, sagte Sheriam ausdruckslos. Bei ihr klang es, als befürchte sie nichts, aber sie hatte wieder ihre blaugefranste Stola um und zog sie fest zusammen. Genau wie Anaiya.
    »Ob sich das nun so verhält oder nicht«, sagte Morvrin gelassen, »könnten wir doch mit dem anfangen, was wir hier erledigen wollten.« Morvrin konnte so schnell nichts erschüttern.
    Die plötzlich ausbrechende Aktivität unter den sechs nach den Worten der Braunen Schwester ließ deutlich werden, wie still es vorher im Raum gewesen war. Sie selbst, Carlinya und Anaiya schlüpften geschwind hinaus in das Vorzimmer, wo sich der Arbeitstisch der Behüterin befand. Das war unter Elaida Alviarin Freidhen, eine Weiße seltsamerweise, obwohl doch sonst die Behüterinnen immer aus der gleichen Ajah kamen wie die Amyrlin selbst.
    Siuan blickte ihnen gereizt hinterher. Sie behauptete, man könne oft mehr aus Alviarins Papieren ersehen als aus denen Elaidas, denn Alviarin wußte offenbar oftmals mehr als die Frau, der sie angeblich diente, und zweimal hatte Siuan bereits den Beweis dafür gefunden, daß Alviarin Elaidas Befehle widerrufen hatte, anscheinend ohne alle Folgen. Nicht, daß sie Elayne und Nynaeve von

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