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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dazu führen, daß sie beide Böden schrubbten. Wenigstens sah Nynaeve nun zu ihr herüber. Und sie dachte offensichtlich dabei angestrengt nach. Ihre Miene glättete sich zu etwas, das man gerade noch als Verzeihung heischend betrachten konnte, und dann knickste sie und blickte zu Boden, als schäme sie sich. Vielleicht war das ja wirklich der Fall. Vielleicht. Elayne sprach weiter in einem Tonfall, als habe sich Nynaeve offiziell entschuldigt und als sei ihr verziehen worden: »Ich weiß, daß Ihr alle soviel Zeit wie möglich in der Burg verbringen wollt, also sollten wir möglichst nicht länger warten. Wenn Ihr euch alle bitte Elaidas Arbeitszimmer vorstellen würdet, genau so, wie Ihr es beim letztenmal gesehen habt?« In Salidar bezeichnete niemand jemals Elaida als die Amyrlin, und genauso wurde natürlich das Büro der Amyrlin in der Weißen Burg von ihnen nicht so genannt. »Wenn alle die Vorstellung genau im Kopf haben, werden wir zusammen ankommen.«
    Anaiya war die erste, die nickte, aber selbst Carlinya und Beonin ließen sich durch ihr Manöver ablenken.
    Es war unklar, ob sich nun eigentlich die zehn in Bewegung setzten, oder ob sich Tel'aran'rhiod um sie herum verschob. Dem wenigen nach, das Elayne von dieser Welt verstand, konnte beides möglich sein. Man konnte die Welt der Träume unglaublich verändern und den eigenen Wünschen anpassen. Im einen Augenblick standen sie auf der Straße in Salidar, und im nächsten in einem geräumigen, kunstvoll ausgestatteten Zimmer. Die Aes Sedai nickten zufrieden. Sie waren hier noch unerfahren genug, um sich über alles zu freuen, was so geklappt hatte, wie sie es wünschten.
    So eindeutig, wie Tel'aran'rhiod die wachende Welt widerspiegelte, so spiegelte sich in diesem Raum die Macht der Frauen wider, die ihn während der letzten dreitausend Jahre benützt hatten. Die Lampen auf den vergoldeten Ständern waren nicht entzündet, aber es war hell genug, denn dieser eigenartige Lichtschein war ja vorhanden, der immer in Tel'aran'rhiod und den Träumen darin herrschte. Der hohe Kamin war mit goldenem Marmor aus Kandor verschalt, und der Fußboden bestand aus polierten Sandsteinplatten von den Verschleierten Bergen. Die Wände hatten vor verhältnismäßig kurzer Zeit - vor nur etwa tausend Jahren -eine neue Täfelung aus hellem, seltsam schlierigem Holz erhalten, in das man wundersame Tiere und Vögel geschnitzt hatte, von denen Elayne überzeugt war, daß sie der Phantasie des Schnitzers entsprungen waren. Perlig schimmernder Stein umrahmte hohe Fenster, die den Blick auf einen Balkon freigaben, der sich gleich über dem privaten Garten der Amyrlin befand. Diese Steinrahmen hatte man aus einer namenlosen Stadt geborgen, die während der Zerstörung der Welt im Meer der Stürme untergegangen war, und niemand hatte seither weitere Stücke dieser Art von Stein irgendwo auf der Welt gefunden.
    Jede Frau, die diesen Raum benützte, prägte ihm etwas von ihrer Persönlichkeit auf, und das war bei Elaida genauso. Ein schwerer, thronähnlicher Stuhl, dessen hohe Rückenlehne von einer in Elfenbein eingelegten Flamme von Tar Valon gekrönt wurde, stand hinter einem massiven Schreibtisch, in den man ganze Gruppen von Ringen, die immer an drei Punkten zusammenhingen, eingeschnitzt hatte. Die Tischfläche war leer bis auf drei kunstvoll lackierte Holzkästchen altaranischer Machart, die in genau gleichen Abständen darauf standen. Eine schlichte weiße Vase stand auf einer ebenfalls weißen Säule mit ganz strenger Linienführung vor der einen Wand. Die Vase war mit Rosen gefüllt, deren Anzahl und Farbe sich bei jedem Blick veränderte, die aber immer gleich mathematisch genau angeordnet waren. Rosen um diese Jahreszeit und bei diesem Wetter! Es war eine reine Verschwendung der Einen Macht, wenn man damit Rosen künstlich zur Blüte trieb. Aber Elaida hatte das schon gemacht als sie noch die Ratgeberin von Elaynes Mutter gewesen war.
    Über dem Kamin hing ein Gemälde in modernem Stil - auf gespannte Leinwand gemalt - von zwei Männern, die in den Wolken gegeneinander kämpften, indem sie Blitze schleuderten. Der eine Mann hatte ein Gesicht aus Feuer, und der andere war Rand. Elayne war in Falme gewesen, und fand, daß dieses Gemälde der Wahrheit recht gut entsprach. Wo sich Rands Gesicht befand, war undeutlich ein Riß in der Leinwand zu sehen, als habe jemand einen schweren Gegenstand darauf geworfen, und der Riß war dann wohl ganz ordentlich repariert worden. Offenbar

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