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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Welt. Wenigstens wissen wir, in welchem Stadtteil wir suchen müssen.«
    Nynaeves Miene erhellte sich. Ebou Dar lag nur ein paar hundert Meilen den Eldar hinab von Salidar entfernt. »Das mag ein sehr guter Vorschlag sein. Und wir können auch alles hinter uns lassen, bevor uns die Decke auf den Kopf fällt.«
    »Also wirklich, Nynaeve. Hast du immer noch nichts anderes im Sinn?«
    »Es ist aber wichtig. Fällt dir noch irgend etwas ein, was wir hier erledigen können?« Elayne schüttelte den Kopf. »Dann gehen wir zurück. Ich hätte gern heute nacht noch ein wenig geschlafen.« Sie konnten nicht feststellen, wieviel Zeit in der wachenden Welt vergangen war, während sie sich in Tel'aran'rhiod befanden. Manchmal entsprach eine Stunde hier auch einer Stunde dort, manchmal war aber auch ein Tag oder noch mehr vergangen. Glücklicherweise schien das andersherum nicht zu funktionieren, oder jedenfalls nicht in dem Maße, sonst wäre man womöglich im Schlaf verhungert.
    Nynaeve trat aus dem Traum heraus...
    ...und schlug die Augen auf. Sie erblickte ihr Kopfkissen, das genauso schweißnaß war wie sie selbst. Kein noch so geringer Lufthauch kam vom offenen Fenster her. Über Salidar hatte sich Stille ausgebreitet. Das lauteste Geräusch waren die dünnen Schreie der Nachtreiher. Sie setzte sich auf und band die Kordel auf, die sie um den Hals trug. Dann nahm sie den verdrehten Steinring herunter und fühlte kurz nach Lans dickem Goldring. Elayne bewegte sich und setzte sich gähnend auf. Mit Hilfe der Macht entzündete sie einen Kerzenstummel.
    »Glaubst du, es wird irgendwie helfen?« fragte Nynaeve leise.
    »Ich weiß es nicht.« Elayne hielt inne und erstickte ein Gähnen hinter der vorgehaltenen Hand. Wie brachte es die Frau nur fertig, selbst beim Gähnen hübsch auszusehen, obwohl ihr Haar durcheinander hing und sich ein roter Abdruck, der vom Saum des Kopfkissens über eine Wange zog? Das war ein Geheimnis, das die Aes Sedai einmal untersuchen sollten. »Was ich gewiß weiß, ist, daß diese Schale in der Lage ist, etwas an dem Wetter zu ändern. Ich weiß, daß ein ganzes Arsenal von Ter'Angreal und Angreal in die richtigen Hände kommen muß. Es ist unsere Pflicht, sie dem Saal zu übergeben. Jedenfalls Sheriam. Und ich weiß, wenn sie das nicht dazu bringt, Rand ihre Unterstützung zu gewähren, werde ich weitersuchen und etwas anderes finden, das diesen Zweck erfüllt. Und ich weiß, daß ich jetzt schlafen möchte. Können wir uns am Morgen weiter darüber unterhalten?« Ohne auf eine Antwort zu warten, löschte sie die Kerze, rollte sich wieder zusammen und atmete in tiefen, langen Zügen, wie immer im Schlaf, kaum daß ihr Kopf das Kissen berührte.
    Nynaeve streckte sich wieder aus und starrte durch die Dunkelheit zur Decke empor. Wenigstens würden sie bald nach Ebou Dar aufbrechen. Vielleicht schon morgen. Höchstens ein oder zwei Tage, um sich auf die Reise vorzubereiten und einen Platz auf einem Flußschiff zu bekommen. Wenigstens...
    Plötzlich erinnerte sie sich an Theodrins Worte. Falls sie zwei Tage benötigten, um sich vorzubereiten, würde Theodrin sie auch mit zwei weiteren Sitzungen plagen, so sicher wie eine Ente Federn hatte. Und Theodrin erwartete, daß sie heute nacht nicht schlief. Es gab wohl keine Möglichkeit, sie zu überwachen, aber...
    Schwer seufzend kletterte sie aus dem Bett. Sie hatte nicht viel Platz, um herumzutigern, doch sie nutzte allen vorhandenen Platz und wurde mit jeder Minute zorniger. Alles, was sie wollte, war, von hier zu entkommen. Sie hatte gesagt, daß sie es nicht gut beherrsche, sich zu ergeben, aber vielleicht entwickelte sie allmählich die Kunst des Weglaufens. Es wäre so wunderbar, die Macht gebrauchen zu können, wann immer sie es wünschte. Sie bemerkte nicht, daß ihr Tränen über die Wangen rannen.

KAPITEL
14

    Träume und Alpträume
    B eim Anblick von Nynaeve und Elayne trat Egwene nicht etwa aus dem Traum heraus, nein, sie sprang heraus. Nicht zu ihrem schlafenden Körper nach Cairhien zurück - dazu war die Nacht noch zu jung - aber in eine ungeheuer ausgedehnte Schwärze hinein, die mit blinkenden Stecknadelköpfen aus Licht erfüllt war, einer viel größeren Anzahl davon, als es Sterne auch am klarsten Nachthimmel gab, doch jeder scharf umrissen und klar, soweit das Auge reichte. Das heißt, wenn sie hier überhaupt Augen besessen hätte. Körperlos schwebte sie in der Unendlichkeit zwischen Tel'aran'rhiod und der wachenden Welt, in jener

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