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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schnappte mit einem beinahe wahnsinnigen Lachen einen herumfliegenden Eimer aus der Luft, aber als ein blasser, hagerer Bursche in Unterwäsche versuchte, einen abgesägten Ast Brennholz zur Seite zu schlagen, hörte man ein deutliches Knacken, denn sein Arm wurde gebrochen. Seile wanden sich um Beine und Arme, und sogar die Kleidungsstücke mancher Menschen fingen an, selbständig herumzukriechen. Sie fanden einen stark behaarten Mann, dessen Hemd sich um seinen Kopf gewickelt hatte und der so verzweifelt um sich schlug, daß er die Helfer daran hinderte, das Hemd von ihm wegzureißen, bevor es ihn ersticken konnte. Eine Frau, die es geschafft hatte, sich schnell noch ein Kleid überzuziehen und wohl auch zuzuknöpfen, hielt sich mit aller Kraft an den Strohbündeln eines Daches fest und schrie aus voller Kehle, während ihr Kleid sich bemühte, sie über das Haus hinwegzuzerren oder vielleicht sogar mit ihr gen Himmel zu fliegen.
    Solche Schwierigkeiten zu beheben, war auch nicht schwerer, als sie aufzuspüren. Die Stränge der Macht, die Anaiya durch die Verknüpfung an sich zog und lenkte, waren so stark - wie auch bei den anderen Zirkeln deutlich sichtbar wurde -, daß sie auch eine Herde durchgehender Bullen aufgehalten hätte, ganz zu schweigen von einem Wasserkessel, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, das Fliegen zu erlernen. Und sobald ein Gegenstand aufgehalten worden war, ob mit Hilfe der Macht oder nur mit der Hand, rührte er sich nicht mehr. Aber es waren so viele! Sie hatten nicht einmal Zeit, jemanden zu heilen, außer er schwebte in Lebensgefahr. Schrammen, Schwellungen, blutende Wunden und gebrochene Knochen mußten warten, während wieder eine Zaunlatte zu Boden geschlagen wurde, bevor sie jemandem den Schädel einschlug, während ein weiteres wild umherrollendes Faß aufgehalten wurde, bevor es Beine brach.
    In Nynaeves Innerem stieg immer mehr Verbitterung auf. So viele Dinge auf einmal, die man aufhalten mußte, alle wohl nur klein, aber ein Mann, dem von einer Bratpfanne der Schädel eingeschlagen wurde, oder eine Frau, die vom eigenen Nachthemd erwürgt wurde, waren genauso tot wie jemand, der von der Macht niedergestreckt wurde. Nicht nur sie war niedergeschlagen. Sie spürte, wie dieses Gefühl sich von jeder Frau des Zirkels her ausbreitete, sogar von den Aes Sedai. Doch sie konnte nichts anderes tun, als mit den anderen mitzumarschieren und zuzusehen, wie Anaiya ihre gemeinsamen Stränge verwob, um gegen tausend kleine Gefahren anzukämpfen. Nynaeve verlor sich in dem Gefühl, ein Kanal für die Eine Macht zu sein, eins zu sein mit einem Dutzend anderer Frauen.
    Schließlich blieb Anaiya mit gerunzelter Stirn stehen. Nynaeve wurde völlig überrascht, als sich die Verknüpfung auflöste. Einen Augenblick lang sackte sie beinahe in sich zusammen und starrte verständnislos vor sich hin. Stöhnen und lautes Weinen hatten die Schreie und Rufe abgelöst. Die vom Mondschein undeutlich erhellte Straße war nun ruhig, abgesehen von Menschen, die Verletzte versorgten. Dem Stand des Mondes nach war nicht einmal eine Stunde vergangen, aber Nynaeve schienen es eher zehn Stunden gewesen zu sein. Ihr Rücken schmerzte, wo der Hocker sie getroffen hatte, ihre Knie waren weich und ihre Augen brannten. Sie gähnte so heftig, daß sie glaubte, ihre Trommelfelle müßten platzen.
    »Von einem der Verlorenen hätte ich etwas anderes erwartet«, grollte Anaiya hörbar in sich hinein. Auch sie machte einen müden Eindruck, dennoch zwang sie sich dazu, die nächsten Aufgaben in Angriff zu nehmen. Sie packte Nicola an der Schulter. »Ihr könnt Euch kaum noch auf den Beinen halten. Ins Bett mit Euch. Geht schon, Kind. Ich will gleich am Morgen mit Euch sprechen, noch vor dem Frühstück. Angla, Ihr bleibt da. Ihr könnt Euch wieder mit mir verknüpfen und mir ein wenig Kraft zum Heilen zuführen. Lanita - ins Bett.«
    »Es waren nicht die Verlorenen«, sagte Nynaeve. Oder, genauer gesagt, murmelte sie erschöpft. Licht, war sie müde! »Es war eine Blase des Bösen.« Die drei Aes Sedai blickten sie an. Und nicht nur sie -auch die anderen Aufgenommenen und die Novizinnen, alle, bis auf Elayne. Sogar Nicola, die immer noch nicht weg war, starrte sie an. Diesmal war es Nynaeve aber egal, wie abschätzend der Blick dieser Frau sein mochte; sie war einfach zu müde, um dabei etwas zu empfinden.
    »Wir haben in Tear schon einmal eine erlebt«, berichtete Elayne, »mitten im Stein.« Es waren eigentlich nur die

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