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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Robe abzulegen. Wenn man einmal die Macht mißachtete, hätte sie vermutlich Egwene einen Knoten in Arme und Beine flechten können, während sie gleichzeitig eine Speerspitze schliff.
    »Ich will kein Frühstück«, sagte Egwene zu ihr. »Geht wieder und laßt mich schlafen.«
    »Kein Frühstück?« fragte Amys, deren Halsketten und Armbänder aus Elfenbein, Silber und Gold klapperten, als sie geduckt in das Zelt trat. Sie trug -wie alle Aiel - keine Ringe, aber ansonsten hatte sie genug Schmuck umgehängt für drei Frauen oder mehr, »Ich glaubte, wenigstens Euer Appetit sei vollständig wiederhergestellt.«
    Auch Bair und Melaine traten nun ein, und jede war genauso mit Schmuck behängt. Die drei kamen aus verschiedenen Clans, doch obwohl die meisten Weisen Frauen, die mit den Männern die Drachenmauer überquert hatten, in der Nähe ihrer Septimen blieben, standen die Zelte dieser drei dicht beieinander und bei dem Egwenes. Sie nahmen auf bunten, reich mit Fransen und Troddeln verzierten Kissen am Fuß ihrer Bettstatt Platz und rückten die dunklen Tücher zurecht, ohne die man Aielfrauen kaum jemals zu sehen bekam. Jedenfalls diejenigen, die nicht zu den Far Dareis Mai gehörten. Amys' Haar war genauso weiß wie Bairs, aber Bairs großmütterliches Gesicht wies tiefe Furchen auf, während Amys erstaunlich jung wirkte. Vielleicht lag es an dem Kontrast zwischen ihrem Haar und dem faltenlosen Gesicht. Sie behauptete, ihr Haar sei schon in ihrer Kindheit beinahe genauso hell gewesen.
    Normalerweise übernahm entweder Bair oder Amys die Führung, doch heute sprach Melaine - Haare wie die Sonne und grüne Augen - zuerst: »Wenn Ihr aufhört, zu essen, könnt Ihr euch nicht erholen. Wir hatten uns überlegt, Euch zu unserem nächsten Zusammentreffen mit den anderen Aes Sedai mitkommen zu lassen, weil sie jedesmal nach Euch fragen...«
    »Und sich jedesmal wie die typischen Feuchtländer lächerlich machen«, warf Amys bissig ein. Sie war keineswegs eine gehässige Frau, aber die Aes Sedai in Salidar hielten sie bestimmt für eine. Vielleicht lag es nur an diesen Zusammentreffen mit Aes Sedai. Ihrer Sitte entsprechend mieden die Weisen Frauen solche Treffen, besonders diejenigen, die mit der Macht umgehen konnten, so wie Amys und Melaine. Außerdem ärgerte es sie, daß die Aes Sedai Nynaeve und Elayne bei ihren Treffen verdrängt hatten. Egwene paßte das ebenfalls nicht. Sie vermutete, die Weisen Frauen hätten die beiden durch die Betonung der Gefahren in Tel'aran'rhiod abgeschreckt. Den Bruchstücken der Inhalte solcher Treffen nach zu schließen, die sie mittlerweile erfahren hatte, waren die Aes Sedai aber keineswegs eingeschüchtert. Es gab nicht viel, was Aes Sedai abschrecken konnte.
    »Wir müssen wohl noch einmal alles überdenken«, fuhr Melaine gelassen fort. Vor ihrer kürzlichen Heirat war sie reizbar wie eine Löwenmutter gewesen, doch mittlerweile schien sie nichts aus der Ruhe bringen zu können. »Ihr dürft nicht in den Traum zurückkehren, bevor Euer Körper nicht wieder seine vollen Kräfte erlangt hat.«
    »Ihr habt Ringe um die Augen«, sagte Bair mit besorgter, dünner Stimme, die zu ihrem Gesicht paßte. In vielerlei Hinsicht jedoch war gerade sie die härteste der drei. »Habt Ihr schlecht geschlafen?«
    »Wie könnte sie auch gut geschlafen haben?« fragte Amys mürrisch. »Dreimal habe ich letzte Nacht versucht, in ihre Träume zu blicken, und jedesmal habe ich nichts vorgefunden. Keine kann gut schlafen, wenn sie nichts träumt.«
    Egwene trocknete schlagartig der Mund aus, und die Zunge klebte ihr am Gaumen. Sie mußten ausgerechnet in der einzigen Nacht nach ihr sehen, in der sie nur ein paar Stunden lang nicht in ihrem Körper zugegen war.
    Melaine runzelte die Stirn. Sie sah nicht Egwene an, sondern Cowinde, die immer noch mit gesenktem Kopf am Fuße der Bettstatt kauerte. »Neben meinem Zelt ist ein Sandhaufen aufgetürmt«, sagte sie in beinahe so scharfem Tonfall wie früher. »Ihr untersucht ihn Sandkorn für Sandkorn, bis Ihr ein rotes Korn findet. Falls es nicht das richtige ist, nach dem ich suche, werdet Ihr von neuem beginnen. Geht jetzt.« Cowinde verbeugte sich lediglich, bis ihr Gesicht die bunten Teppiche berührte, dann hastete sie hinaus, Melaine sah Egwene an und lächelte freundlich. »Ihr scheint überrascht. Wenn sie nicht von allein tut, was sich schickt, muß ich sie eben zwingen, sich für den richtigen Weg zu entscheiden. Da sie nach wie vor behauptet, mir zu

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