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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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drein, doch Morgase spürte Linis Blick ganz deutlich in ihrem Rücken. Ziemlich bitter, die Medizin. »Bittet doch Tallanvor, zu mir zu kommen. Ich ... ich möchte mich bei ihm für meine überhasteten Worte entschuldigen.«
    »Die beste Methode, sich bei einem Mann zu entschuldigen«, sagte Breane, »ist die, ihn in einem abgelegenen Teil des Gartens flachzulegen.«
    Nun riß Morgase der Geduldsfaden. Bevor ihr bewußt wurde, was sie tat, hatte sie bereits ihren Weinpokal nach der Frau geworfen, wobei der Wein auf den Teppich spritzte. »Raus!« kreischte sie. »Raus mit Euch allen! Ihr könnt Tallanvor meine Entschuldigung ausrichten, Meister Gill.«
    Breane wischte sich gelassen Wein vom Kleid und ließ sich dann Zeit, als sie zu Lamgwin ging und ihren Arm bei ihm einhakte. Basel hüpfte vor Ungeduld fast auf und ab, so eilig hatte er es, sie hinauszugeleiten.
    Zu Morgases Überraschung ging auch Lini hinaus. Das war gar nicht Linis Art; viel wahrscheinlicher war bei ihr, daß sie dablieb und ihrem ehemaligen Schützling einen Vortrag hielt, als sei diese noch immer zehn Jahre alt. Morgase wußte selbst nicht, warum sie das für gewöhnlich ertrug. Trotzdem - beinahe wären ihr die Worte entschlüpft, um Lini zum Bleiben zu bewegen. Beinahe. Doch dann waren alle draußen und die Tür geschlossen. Nun mußte sie über wichtigere Dinge nachdenken als Linis Gefühle und ob sie gekränkt sei.
    Sie schritt auf dem Teppich hin und her und bemühte sich, nachzudenken. Ailron würde Handelserleichterungen und vielleicht auch Nialls ›Opfer‹ verlangen, wenn er ihr half. Sie würde ja durchaus einen speziellen Handelsvertrag mit ihm abschließen, aber andererseits fürchtete sie, Niall könne recht haben in bezug auf die Anzahl von Soldaten, die Ailron ihr zur Verfügung stellen könne. Nialls Forderungen zu erfüllen wäre leichter, auf gewisse Weise jedenfalls. Möglich, daß er freien Zugang nach Andor verlangte, wie viele Weißmäntel er auch entsenden wollte. Und die Genehmigung, daß sie jeden Schattenfreund aus jedem Dachboden herauszerren durften, daß sie die Volksmenge gegen wehrlose Frauen aufhetzen durften, die sie der Zugehörigkeit zu den Aes Sedai beschuldigten, und wirkliche Aes Sedai zu töten. Niall würde vielleicht sogar ein Gesetz gegen den Gebrauch der Macht von ihr verlangen und ein Verbot für alle Frauen, sich zur Weißen Burg zu begeben.
    Es wäre möglich, wenn auch schwierig und verlustreich, die Weißmäntel wieder hinauszuwerfen, wenn sie einmal da waren, aber war es überhaupt notwendig, sie hereinzulassen? Rand al'Thor war der Wiedergeborene Drache, da war sie sicher, gleich, was Niall behaupten mochte; fast sicher jedenfalls, aber Länder zu regieren gehörte nicht zu den Aufgaben, von denen sie in den Prophezeiungen des Drachen gelesen hatte. Wiedergeborener Drache oder falscher hin und her, er hatte kein Recht auf Andor. Aber wie sollte sie herausfinden, was nun stimmte?
    Ein schüchternes Kratzen an der Tür ließ sie herumfahren. »Herein!« sagte sie in scharfem Ton.
    Die Tür öffnete sich langsam, und ein grinsender junger Mann in goldener und roter Livree stand davor mit einem Tablett, auf dem ein Krug mit gekühltem Wein stand. Das Silber lief von der Kälte bereits an. Sie hatte eigentlich fast erwartet, Tallanvor zu erblicken. Doch Lamgwin stand allein im Korridor Wache, soweit sie sehen konnte. Oder besser, er lehnte lässig an der Wand wie ein Rausschmeißer in einer Taverne. Sie gab dem jungen Mann einen Wink, das Tablett abzustellen.
    Ärgerlich - denn eigentlich hätte Tallanvor wirklich kommen sollen, wirklich! - nahm sie ihr Herumgetigere wieder auf. Basel und Lamgwin konnten in den nahegelegenen Dörfern möglicherweise Gerüchte aufschnappen, aber das waren dann eben wieder nur Gerüchte und noch dazu vielleicht von Niall ausgestreut. Das gleiche galt auch für die Diener im Palast.
    »Meine Königin? Darf ich sprechen, meine Königin?«
    Morgase wandte sich erstaunt um. Der Dialekt des Sprechenden stammte eindeutig aus Andor. Der junge Mann lag auf den Knien und sein Grinsen änderte sich ständig - von unsicher bis frech und wieder zurück. Er könnte vielleicht gut aussehen, bis auf seine Nase, die gebrochen und nicht richtig behandelt worden war. Bei Lamgwin wirkte das hart und männlich und etwas ordinär, dieser Bursche jedoch sah aus, als sei er gestolpert und auf die Nase gefallen.
    »Wer seid Ihr?« fragte sie energisch. »Wie seid Ihr

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