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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sollte am besten nicht darauf achten. Er hoffte fast, daß sie es erneut versuchen würden. Sie konnten ihn nicht mit der Macht berühren, und je stärker sie sich bemühten und es mißlang - nun, desto klarer würde ihnen, daß er nicht zu vertreiben war.
    Myrelle trat hinter ihn und beobachtete die Tänzer. Er erinnerte sich vage an sie. Er glaubte nicht, daß sie etwas Gefährliches über ihn wußte. Er glaubte es nicht. Sie war natürlich nicht so schön wie Halima, aber immer noch ausgesprochen hübsch. Flackernde Schatten huschten über ihr Gesicht, so daß er fast vergaß, daß sie eine Aes Sedai war.
    »Eine warme Nacht«, sagte sie lächelnd und sprach dann so beiläufig weiter, während er ihren Anblick genoß, daß er einige Zeit brauchte, bis er erkannte, was sie vorhatte.
    »Das finde ich nicht«, erwiderte er höflich, als sie ihn schließlich zu Wort kommen ließ. Das hatte man davon, wenn man vergaß. Aes Sedai waren Aes Sedai.
    Sie lächelte nur. »Es hätte viele Vorteile, und ich würde Euch nicht zu stark einschränken. Es hätte sehr viele Vorteile. Ihr habt ein gefährliches Leben erwählt, oder es wurde für Euch erwählt. Ein Behüter hätte vielleicht bessere Aussichten zu überleben.«
    »Das glaube ich wirklich nicht. Nein, aber danke für das Angebot.«
    »Denkt darüber nach, Mat. Es sei denn... Hat die Amyrlin sich Euch zugeschworen?«
    »Nein.« Das würde Egwene nicht tun. Oder doch? Sie konnte es nicht tun, solange er das Medaillon trug, aber würde sie es tun, wenn er es nicht mehr besäße? »Wenn Ihr mich entschuldigen würdet?« Er verbeugte sich knapp und ging schnell davon, zu einer hübschen, blauäugigen jungen Frau, die im Takt der Musik mit dem Fuß wippte. Sie hatte einen hübschen Mund, genau richtig zum Küssen, und er wollte sich amüsieren. »Ich habe Eure Augen gesehen und konnte nicht umhin, hierher zu eilen. Möchtet Ihr tanzen?«
    Er sah den Großen Schlangenring an ihrer rechten Hand zu spät, und dann öffnete sich der hübsche Mund, und eine ihm bekannte Stimme sagte trocken: »Ich habe Euch einmal gefragt, ob Ihr dasein würdet, wenn das Haus brennt, mein Junge, aber anscheinend macht Ihr es Euch zur Gewohnheit, ins Feuer hineinzuspringen. Jetzt geht und sucht Euch eine andere zum Tanzen.«
    Siuan Sanche! Sie war gedämpft und tot! Sie sah ihn mit dem Gesicht einer jungen Frau an, das sie gestohlen hatte, und trug einen Aes-Sedai-Ring! Er hatte Siuan Sanche um einen Tanz gebeten!
    Während er sich umschaute, wirbelte eine geschmeidige junge Domani-Frau in einem hellgrünen Gewand vorbei, das so dünn war, daß ihre Gestalt vorn Freudenfeuer durch den Stoff abgezeichnet wurde. Sie gewährte Siuan einen frostigen Blick, den diese mit Interesse erwiderte, und riß ihn fast aus den Reihen der Tänzer heraus. Sie war so groß wie eine Aiel. Ihre dunklen Augen lagen ein wenig höher als seine eigenen. »Ich bin übrigens Leane«, sagte sie mit einer honigsüßen Stimme, »falls Ihr mich nicht erkannt habt.« Ihr tiefes Lachen war fast eine Liebkosung.
    Er zuckte zusammen und verdarb fast die erste Drehung. Auch sie trug den Ring. Er bewegte sich rein mechanisch. Sie lag trotz ihrer Größe wie eine Feder in seinen Armen, wie ein dahinschwebender Schwan, aber das konnte sicherlich die Frage nicht verdrängen, die wie ein Feuerwerk in seinem Kopf dröhnte: Wie? Wie, unter dem Licht? Um das alles noch zu überbieten, sagte sie, als der Tanz vorüber war, mit dieser streichelnden Stimme: »Ihr seid ein sehr guter Tänzer.« Und dann küßte sie ihn fast vollendeter, als er jemals zuvor geküßt worden war. Er war so erschrocken, daß er sich ihr nicht einmal zu entziehen versuchte. Sie tätschelte ihm seufzend die Wange. »Ein sehr guter Tänzer. Denkt daran, wenn Ihr es das nächste Mal versucht, und Ihr werdet besser sein.« Lachend ging sie davon und tanzte erneut mit irgendeinem Burschen aus der Zuschauermenge.
    Mat beschloß, daß er so viel erlebt hatte, wie ein Mann in einer Nacht ertragen konnte. Er ging zum Stall zurück und legte sich schlafen, wobei er seinen Sattel als Kissen benutzte. Seine Träume wären erfreulicher gewesen, wenn sie nicht Myrelle und Siuan und Leane und Halima mit einbezogen hätten. Ein Mann konnte Träume von Natur aus nicht deuten.
    Der nächste Tag mußte besser werden, dachte er, als sich in der Dämmerung Vanins Gestalt auf dem Heuboden abzeichnete, der ebenfalls auf seinem Sattel schlief. Talmanes verstand und würde die Stellung

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