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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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eine Feder zur Hand. Seine eigene Stahlfeder, denn eine für Menschen gefertigte Schreibfeder wäre in seinen gewaltigen Händen verschwunden. Er versiegelte seine Nachricht und übergab sie mit der schüchternen Bitte, sie nach Möglichkeit persönlich zu überbringen, Mistress Harfor. Ein Daumen vom Umfang einer dicken Wurst bedeckte fast den ganzen Namen des Empfängers sowohl in menschlicher als auch in Ogierschrift, aber mit seinen durch die Eine Macht geschärften Augen erkannte Rand den Namen ›Erith‹. Er schien jedoch nicht warten und ihn ihr selbst übergeben zu wollen.
    Rands Briefe waren genauso schwierig zu verfassen wie Failes, wenn auch aus anderen Gründen. Schweiß, der von seinem Gesicht tropfte, ließ die Tinte verlaufen, und seine Hand zitterte so sehr, daß er wegen Tintenklecksen mehr als einmal neu anfangen mußte. Aber er wußte genau, was er schreiben wollte. Taim ließ er eine Warnung wegen der dreizehn Aes Sedai und eine Wiederholung seiner Befehle, ihnen fernzubleiben, zukommen. Und Merana sollte eine andere Art Warnung erhalten, gewissermaßen eine Einladung. Es hatte keinen Zweck, wenn er sich zu verstecken versuchte. Alanna konnte ihn letztendlich überall auf der Welt finden. Aber es sollte nach Möglichkeit zu seinen Bedingungen geschehen.
    Als er seine Briefe schließlich versiegelt hatte - ein Grünsteinsiegel mit einem eingravierten Drachen brachte Mistress Harfor einen Blick ein, den sie äußerst ausdruckslos erwiderte -, wandte sich Rand an Nandera.
    »Warten Eure zwanzig Töchter des Speers draußen?«
    Nandera wölbte die Augenbrauen. »Zwanzig? Eure Nachricht besagte, ich solle so viele mitnehmen, wie mir angemessen erschiene, und daß Ihr vielleicht nicht zurückkehren würdet Ich habe fünfhundert und hätte noch mehr, wenn ich dem nicht Einhalt geboten hätte.«
    Er nickte nur. In seinem Kopf herrschte Schweigen, aber er konnte Lews Therin in dem um ihn befindlichen Nichts spüren, der wie eine zusammengerollte Sprungfeder lauerte. Erst als er alle durch das Wegetor in den Raum in Cairhien geführt hatte und die Öffnung wieder verschlossen war, womit er seine Verbindung zu Alanna auf den vagen Eindruck ›irgendwo im Westen‹ reduziert hatte - erst da schien Lews Therin fortzugehen. Es war, als wäre der Mann, von den Kämpfen mit Rand erschöpft, schlafen gegangen. Schließlich schob Rand Saidar fort, und erkannte erst jetzt, wie sehr auch ihn der Kampf erschöpft hatte. Loial mußte ihn zu seinen Räumen im Sonnenpalast tragen.
    Merana saß mit Rands Brief auf dem Schoß ruhig am Wohnraumfenster, den Rücken zur Straße gewandt. Sie kannte seinen Inhalt inzwischen auswendig.
    Merana, begann er. Nicht Merana Aes Sedai, nicht einmal Merana Sedai.
    Merana,
    ein Freund hat mir einmal gesagt, daß die Zahl
    Dreizehn bei den meisten Würfelspielen als fast so
    unheilbringend angesehen wird wie das Augenrollen des Dunklen Königs. Ich glaube auch, daß die Dreizehn eine Unglückszahl ist. Ich gehe nach Cairhien. Ihr mögt mir, wenn Ihr wollt, mit nicht mehr als fünf weiteren Schwestern folgen. Auf diese Weise steht Ihr mit der Abordnung der Weißen Burg gleich. Ich werde verletzt sein, wenn Ihr mehr als fünf weitere Schwestern mitbringt. Setzt mich nicht wieder unter Druck. Ich kann kaum noch vertrauen.
    Rand al Thor Der Wiedergeborene Drache Am Ende des Briefes hatte er die Feder so stark aufgedrückt, daß das Papier beinahe zerrissen wäre. Die letzten beiden Zeilen schienen fast in einer anderen Handschrift als der restliche Brief geschrieben zu sein. Merana saß ganz still. Sie war nicht allein. Die übrigen Mitglieder der Abordnung, wenn man sie noch so nennen konnte, saßen verschiedener Stimmung entlang den Wänden in Sesseln. Ärgerlicherweise saß nur Berenicia genauso bescheiden da wie Merana, die plumpen Hände im Schoß gefaltet, den Kopf leicht gebeugt und die ernsten Augen wachsam. Sie sagte kein Wort, wenn sie nicht angesprochen wurde. Faeldrin saß recht stolz und aufrecht und redete, wann immer sie wollte - genau wie Masuri und Rafela. Seonid war kaum weniger eifrig; sie hockte auf der Kante ihres Sessels und lächelte entschlossen. Die anderen verhielten sich so gelassen wie Vandene. Außer Verin und Alanna waren alle anwesend, und Gaidin waren ausgeschickt worden, die beiden zu suchen. Kiruna und Bera standen mitten im Raum.
    »Es widert mich an, daß irgend jemand einer Aes Sedai einen solchen Brief schicken konnte.« Kiruna hatte nicht laut

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