Herr des Chaos
Schwemme von falschen Drachen gegeben. Manche von ihnen konnten tatsächlich die Macht lenken. Mazrim Taim war einer davon. Er hatte ein Heer um sich gesammelt und Saldaea mit Krieg überzogen, bevor er gefangengenommen wurde. Basheres Miene verzog sich nicht, doch er packte das Heft seines Schwertes so fest, daß seine Knöchel weiß hervortraten. Turnad blickte ihn an und wartete auf Befehle. Taims Flucht auf dem Weg nach Tar Valon, wo er einer Dämpfung unterzogen werden sollte, war der Grund, warum Bashere überhaupt nach Andor gekommen war. So sehr fürchtete und haßte Saldaea Mazrim Taim. Königin Tenobia hatte Bashere mit einem Heer ausgesandt, Taim zu verfolgen, wohin sich der Mann auch wandte, wie lange es auch dauern mochte, um sicherzugehen, daß Taim Saldaea nie wieder unsicher machen könne.
Die Töchter standen gelassen da, doch unter den Andoranern entfachte dieser Name eine Unruhe, als habe man eine Fackel auf dürres Gras geworfen. Amyrilla zogen sie gerade wieder auf die Beine, doch nun kippten ihre Pupillen schon wieder nach oben und sie wäre erneut zusammengebrochen, hätte nicht Karind sie aufgefangen und langsam auf die Fliesen hinabgleiten lassen. Elegar taumelte rückwärts unter die Arkaden und krümmte sich würgend zusammen. Die anderen keuchten, preßten sich Taschentücher vor den Mund, packten die Hefte ihrer Schwerter und befanden sich offensichtlich in einem Zustand der Panik. Selbst die standhafte Karind leckte sich nervös die Lippen.
Rand nahm die Hand von seiner Jackentasche. »Die Amnestie«, sagte er, und die beiden Männer aus Saldaea warfen ihm einen langen, ausdruckslosen Blick zu.
»Und was ist, wenn er nicht Eurer Amnestie wegen gekommen ist?« fragte Bashere nach kurzer Pause. »Wenn er immer noch behauptet, der Wiedergeborene Drache zu sein?« Die Andoraner bewegten sich unruhig. Niemand wollte sich innerhalb einiger Meilen Umkreis um einen Ort befinden, an dem die Eine Macht in einem Duell verwendet wurde.
»Falls er das glaubt«, erwiderte Rand energisch, »werde ich ihn eines Besseren belehren.« Er hatte einen Angreal der seltensten Art in der Tasche, einen, der für Männer geschaffen war: die Statue eines kleinen, fetten Mannes mit einem Schwert. So stark Taim auch sein mochte, dem hatte er doch nichts entgegenzusetzen. »Aber wenn er der Amnestie wegen gekommen ist, dann ist er frei, so wie jeder andere Mann.« Was Taim auch in Saldaea angerichtet haben mochte - er konnte sich nicht leisten, einen Mann abzuweisen, der die Macht lenken konnte und dem man nicht erst alles vom ersten Schritt an beibringen mußte. Einen solchen Mann brauchte er dringend. Er würde niemanden abweisen, bis auf einen der Verlorenen natürlich, wenn es nicht absolut notwendig war.
Demandred und Sammael, Semirhage und Mesaana und... Rand verdrängte Lews Therins Gedanken. Jetzt konnte er sich keine Ablenkung leisten.
Wieder legte Bashere eine Pause ein, bis er weitersprach, doch schließlich nickte er und ließ sein Schwert los. »Eure Amnestie gilt natürlich. Aber merkt Euch, al'Thor: Wenn Taim jemals wieder seinen Fuß auf den Boden Saldaeas setzt, wird er das nicht überleben. Es gibt zu vieles, das man nicht mehr vergessen kann. Nicht einmal ein Befehl von mir oder von Tenobia selbst wird ihm dieses Schicksal ersparen.«
»Ich werde ihn aus Saldaea heraushalten.« Entweder war Taim hergekommen, um sich ihm zu unterwerfen, oder es würde notwendig sein den Mann zu töten. Unbewußt faßte Rands Hand nach seiner Tasche und drückte durch den Stoff hindurch den fetten kleinen Mann. »Holt ihn herein.«
Tumad sah Bashere an, doch dessen Nicken kam so schnell, daß es wirken mußte, als habe sich Tumad auf den von Rand ausgesprochenen Befehl hin verbeugt. Rand war gereizt, sagte aber nichts, und Tumad eilte mit seinem leicht schaukelnden Gang davon. Bashere verschränkte die Arme vor der Brust und stand da, ein Knie leicht gebeugt, ganz das Bild eines entspannten Mannes. Doch diese dunklen, schrägstehenden Augen, die auf den Fleck gerichtet waren, an dem Tumad den Hof verlassen hatte, ließen darauf schließen, daß er nur darauf warte, etwas töten zu können.
Wieder traten die Andoraner nervös von einem Fuß auf den anderen. Manche taten einen Schritt in Richtung Ausgang, hielten aber dann doch inne. Sie atmeten schwer, als wären sie meilenweit gerannt.
»Ihr könnt gehen«, sagte Rand zu ihnen.
»Was mich betrifft«, begann Lir, »werde ich Euch zur Seite stehen«,
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