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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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während im gleichen Moment Naean mit scharfer Stimme einwarf: »Ich werde nicht weglaufen vor...«
    Rand unterbrach beide: »Geht!«
    Sie wollten ihm beweisen, daß sie keine Angst hatten, auch wenn sie sich beinahe bepinkelten. Andererseits wollten sie weglaufen und alle Würde sausen lassen, soweit sie diese vor ihm nicht sowieso schon aufgegeben hatten. Es war eine einfache Wahl. Er war der Wiedergeborene Drache. Wollte man seine Gunst erhalten, mußte man gehorsam sein. Gehorsam bedeutete in diesem Falle, zu tun, was sie sowieso am liebsten getan hätten. So verbeugten sich die Männer weitschweifig, die Damen knicksten tief und spreizten dabei die Röcke, alles murmelte: »Mit Eurer Erlaubnis, mein Lord Drache« oder »Wie Ihr befehlt, mein Lord Drache«, und dann... Nun, sie rannten nicht gerade davon, gingen aber so schnell, wie sie es ohne den Anschein übermäßiger Eile fertigbrachten - in der entgegengesetzten Richtung. Zweifellos wollten sie kein zufälliges Zusammentreffen mit Mazrim Taim auf seinem Weg zu Rand riskieren.
    Das Warten zog sich bei dieser Hitze hin, denn es brauchte seine Zeit, einen Mann vom Eingang des Palastes durch das Gewirr von Korridoren hierherzubringen, doch sobald die Andoraner weg waren, rührte sich niemand mehr. Bashere blickte stur zu dem Fleck hin, an dem Taim auftauchen würde. Die Töchter beobachteten alles, aber das taten sie immer, und auch wenn sie jetzt aussahen, als seien sie bereit, jeden Moment die Schleier wieder hochzureißen, dann war das nichts anderes als ihr Dauerzustand. Von ihren Augen abgesehen, hätten sie genausogut Statuen sein können.
    Endlich warfen Stiefelschritte ihr Echo in den Hof. Rand hätte fast nach Saidin gegriffen, hielt sich dann aber doch zurück. Der Mann würde in der Lage sein, zu erkennen, daß er vom Glühen der Macht umgeben war, sobald er den Hof betrat Rand konnte sich nicht leisten, den Anschein zu erwecken, er fürchte ihn.
    Tumad trat zuerst in den grellen Sonnenschein hinaus, und dann folgte ihm ein schwarzhaariger Mann von etwas überdurchschnittlicher Größe, dessen dunkler Teint und schrägstehende Augen, Hakennase und hohe Backenknochen seine Abstammung aus Saldaea deutlich machten, obwohl er keinen Bart trug und wie ein wohlhabender andoranischer Kaufmann gekleidet war, der nun möglicherweise schwere Zeiten erlebte.
    Sein dunkelblauer Kurzmantel war aus Wolle bester Qualität gefertigt und mit noch dunklerem Samt besetzt aber die Manschetten wirkten abgewetzt, die Hosen beulten sich an den Knien aus und auf seinen rissigen Stiefeln lag eine Staubschicht. Trotzdem schritt er stolz einher, was nicht leichtfallen mochte mit vier von Basheres Männern hinter sich, die ihre geschweiften Klingen entblößt hatten und mit den Spitzen aus nächster Nähe auf seine Rippen zielten. Die Hitze schien ihn kaum zu berühren. Die Blicke der Töchter folgten ihm auf seinem Weg.
    Rand musterte Taim, während der Mann mit seiner Eskorte den Hof überquerte. Er war mindestens fünfzehn Jahre älter als Rand - fünfunddreißig oder vielleicht ein paar Jahre mehr. Es war nur wenig bekannt und noch weniger schriftlich niedergelegt, was Männer mit der Fähigkeit, die Macht zu lenken, betraf, denn dieses Thema mieden anständige Leute für gewöhnlich. Aber Rand hatte in Erfahrung gebracht, was eben möglich gewesen war. Nur relativ wenige Menschen befaßten sich überhaupt mit dieser Thematik; das war eines von Rands Problemen. Seit der Zerstörung der Welt waren die meisten Männer dieser Art solche gewesen, denen diese Fähigkeit angeboren war und bei denen sie sich in der Pubertät langsam bemerkbar machte. Manche schafften es, jahrelang den Wahnsinn zu meiden, bis sie von Aes Sedai aufgespürt und einer Dämpfung unterzogen wurden. Andere waren bereits hoffnungslos wahnsinnig, wenn man sie fand, manchmal nur ein knappes Jahr, nachdem sie Saidin zum erstenmal berührt hatten. Rand hatte sich inzwischen schon seit zwei Jahren seine geistige Gesundheit bewahrt. Und vor sich hatte er nun einen Mann, der das zehn oder fünfzehn Jahre lang geschafft hatte. Das allein war schon etwas wert.
    Sie blieben auf eine Geste Tumads ein paar Schritte vor ihm stehen. Rand öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, machte sich Lews Therin völlig verzweifelt in seinem Hirn bemerkbar. Sammael und Demandred haßten mich, ganz gleich, welche Ehren ich ihnen zuteil werden ließ. Je mehr Ehre, desto größer der Haß, bis sie ihre Seelen verkauften

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