Herr des Lichts
gestimmt, noch einmal zu ihm, als er geendet hatte. Sarasvati in ihrer Herrlichkeit tanzte den Tanz der Wonne; dann ließ Mara noch einmal die Flucht Helbas und des Buddha durch die Stadt vor ihren Augen auferstehen. Dieser letzte Traum quälte jedoch viele, und weitere Namen wurden nun notiert. Ein Dämon in Gestalt eines jungen Mannes, aber mit einem Tigerkopf, wagte es, mitten in den himmlischen Kreis zu fahren und Agni mit schrecklichem Ungestüm anzugreifen. Die vereinigten Kräfte von Ratri und Wischnu warfen ihn zurück, aber es gelang ihm, seinen Körper abzustreifen und zu entkommen, bevor Agni seinen Stab auf ihn richten konnte.
In den Tagen, die folgten, veränderte sich manches im Himmel.
Tak, der Archivar vom Hellen Speer, wurde von den Meistern des Karma verurteilt und in den Körper eines Affen versetzt; in seinem Geist hinterließ man eine Warnung, damit er überall, wo er von nun an um Reinkarnation einkommen würde, wiederum einen Affenkörper zugeteilt bekam; so lange sollte er in dieser Gestalt durch die Welt wandern, bis der Himmel ihn seiner Gnade für würdig befand und die Verdammung von ihm hob. Man sandte ihn in die Dschungel des Südens und ließ ihn dort frei, auf daß er seine karmische Last abarbeite.
Varuna, der Gerechte, scharte seine Diener um sich und verließ die Himmlische Stadt, um sich irgendwo auf der Welt niederzulassen. Einige seiner Verleumder verglichen seinen Auszug mit dem von Nirriti, dem Schwarzen, dem Gott der Dunkelheit und der Verderbnis, der sich voll von bösem Willen und mit dem Miasma vieler finsterer Verwünschungen aus dem Himmel zurückgezogen hatte. Es waren aber nicht sehr viele, die Varuna verleumdeten, denn es war allgemein bekannt, daß er den Titel >Gerechter< wohlverdient trug. Eine Verurteilung Varunas konnte leicht auf ihren Urheber zurückfallen, und so verstummten die Verdächtigungen schon wenige Tage nach seinem Auszug wieder.
Es verstrich einige Zeit, dann sahen sich auch andere Götter gezwungen, ins Exil auf die Erde zu gehen. Die Tage der Himmlischen Säuberungen hatten begonnen, doch waren dies zugleich auch die Tage, in denen der Akzelerationismus wieder im Himmel Fuß fassen konnte.
Brahma, der von den vier Rängen der Götter den höchsten innehat und der von den achtzehn Herren des Paradieses der Mächtigste ist, der Schöpfer des Alls, der Herr des Himmels und der Erde, dessem Nabel ein Lotos entspringt und der mit dem Schlag seiner Hände die Ozeane zum Schäumen bringt - er, der mit drei Schritten die Weiten des Alls durchmißt, von dessen Ruhm Trommeln mit Schlägen künden, die die Herzen seiner Feinde in Angst und Schrecken versetzen, in dessen rechter Hand das Rad des Gesetzes liegt, er, der mit Schlangen, nicht mit Tauen das Verhängnis selbst fesselt - Brahma wurde in den Tagen, die nun vergingen, zunehmend unruhiger; unruhiger des Versprechens wegen, das er der Herrin des Todes voreilig gegeben hatte. Allerdings ist es ziemlich wahrscheinlich, daß er auch ohne ihre Überzeugungskünste zu denselben Entschlüssen gelangt wäre. Der Effekt ihres Vorgehens war deshalb vermutlich im wesentlichen der, daß er eine kurze Zeit lang jemanden hatte, auf den er sein späteres Unbehagen schieben konnte. Er galt auch als Brahma, der Unfehlbare.
Nach Abschluß der Festlichkeiten mußte die Himmelskuppel an mehreren Stellen geflickt werden.
Das Museum des Himmels wurde von nun an von einem Bewaffneten bewacht, der das Gebäude niemals verließ.
Mehrere Dämonen-Jagdgesellschaften wurden geplant, kamen aber nicht über das Planungsstadium hinaus.
Ein neuer Archivar wurde bestimmt, einer, der über seine Abstammung nicht das geringste wußte.
Die Phantomkatzen von Kaniburrha wurden in symbolischer Darstellung in den Tempeln überall im Land verewigt und so gewürdigt.
In der letzten Nacht vor dem Ende der Festlichkeiten betrat ein einsamer Gott den Pavillon des Schweigens am Weltende und hielt sich lange Zeit in dem Raum auf, der >Erinnerung< heißt. Dann lachte er lange und kehrte in die Himmlische Stadt zurück; und sein Gelächter war jung und schön und stark und rein, und die Winde, die durch den Himmel kreisen, erfaßten es und trugen es weit ins Land hinaus, wo alle, die es hörten, sich über den seltsam vibrierenden Ton des Triumphs wunderten, den dieses Gelächter enthielt.
Alles in allem betrachtet, war sie ebenso gründlich wie beeindruckend, die Zeit der Liebe und des Todes, die Zeit des Hasses und des Lebens, die Zeit
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