Herr Lehmann: Herr Lehmann
ziehen, dachte er, waährend er sich abtrocknete. Er sah auf einer großen Uhr, daß es schon zwanzig vor sechs war, strich sich die nassen Haare zuruäck und machte sich auf die Suche nach der schoänen Koächin.
Zunaächst ging er dorthin zuruäck, wo er hergekommen war, zum Eingangsbereich mit den Umkleidekabinen. Dort stand er einige Zeit in der Hoffnung herum, sie ankommen zu sehen, und als ein Platz auf einer Bank frei wurde, von der aus man den Eingang gut beobachten konnte, setzte er sich erst einmal hin, bis ihm das nach einigen Minuten zu blud wurde. Zum einen kamen dauernd Leute, setzten sich neben ihn, dräangelten ihn gar zur Seite, bloß um sich die Fuße abzutrocknen und sich dann ihre Socken und Schuhe anzuziehen, und zum anderen wurde ihm mit der Zeit klar, wie blod das aussehen wärde, wenn Katrin, ein Name, den er, nur um ihn auszuprobieren, leise vor sich hinmurmelte, ihn hier beim Hereinkommen sehen wärde, wie einen kleinen Frank, der seine Mutti sucht, dachte er, auf einer bloden Schuhe-Anzieh-Bank sitzend. Dann, dachte Herr Lehmann grimmig, kann ich mir ja auch gleich ein Schild umhaängen mit der Aufschrift: Bin nur wegen dir hier, warte wie ein Trottel. Also stand er auf, um ein bißchen durch die Gegend zu schlendern, was seiner Begegnung mit der schonen Kochin etwas Zufalliges, Beiläufiges geben wurde, „Hallo, schän, daß du auch da bist" usw., so sollte es sein, dachte er, eine souveraäne Begegnung von zwei freien Benutzern ein und derselben oäffentlichen Einrichtung, deren Bekanntschaft noch frisch und deren gegenseitige Erwartungen ergebnisoffen waren, dachte er.
Außerdem, dachte Herr Lehmann, als er wieder durch das Fußbecken in den Schwimmbereich stapfte, wo der Lautsprecher gerade durchsagte, daß der kleine Marco, etwa zwei Jahre alt, seine Mutti suchte und das Springen von der Seite des Beckens zu unterlassen war, ist es durchaus moglich, daß sie hier schon irgendwo ist, dachte er, waährend er am Sportbecken entlangschlendernd die vielen dort lagernden Leute absuchte und sich gleichzeitig fragte, was sie wohl anhaben wörde, Bikini oder Badeanzug, wobei er insgeheim auf Badeanzug tippte, weil er das erheblich attraktiver fand und davon ausging, daß ihr das bei ihrer eher kraäftigen Figur weitaus besser stehen wuärde als ein Bikini, den er immer schon för einen Modeirrtum gehalten hatte. Es kann ja gut sein, daß sie sich nach der Arbeit beeilt hat hierherzukommen, dachte er, es ist ja ungewöhnlich heiß und schwul fiir einen Septembertag, da legt man schon mal einen Zahn zu, sie käonnte hereingekommen sein, als ich gerade im Becken war, dachte Herr Lehmann, waährend er so unauffaällig wie mäoglich die flache Triböne mit den darauf lagernden Leuten betrachtete. Dort gab es eine Menge sich sonnender Frauen mit bloßem Busen, und das hemmte ihn ein wenig, alles genau und gruändlich abzusuchen, er wußte, wie schnell man sich den Ruf eines Spanners einhandelte, wenn man nach jemandem Ausschau hielt und einem dabei lauter Frauen mit nacktem Busen ins Blickfeld ruäckten, und außerdem erkannte er mit der Zeit immer mehr Kunden aus dem Einfall, im Grunde war seine Kund- und Trinkbekanntschaft vollständig anwesend, die ersten begannen schon, ihn zu erkennen, hoben die Hand zum Gruß, winkten sogar, was Herrn Lehmann mehr als peinlich war, er wollte eigentlich nicht, daß sie ihn in dieser unwuärdigen Aufmachung sahen.
Also ging er weiter, verließ hintenherum, am gesperrten Dreimeterbrett vorbei, das Sportbecken und drang in den Bereich des Nichtschwimmerbeckens und des Mehrzweckbeckens vor, obwohl er davon ausging, daß Katrin, die schoäne Koächin, nicht der Typ war, der sich im Nichtschwimmeroder im Mehrzweckbecken verlustierte, wenngleich er sich wegen des Mehrzweckbeckens nicht ganz sicher war, so daß er weiterging, um einen Blick darauf zu werfen. Es ist immerhin möglich, dachte Herr Lehmann, daß sie das Mehrzweckbecken vorzieht, obwohl er vom Mehrzweckbecken nicht viel wußte, außer daß es existierte und einen buärokratisch anmutenden Namen hatte. Dieses Mehrzweckbecken lag links an der Seite und etwas hoher, so daß es kaum einzusehen war, wenn man nicht direkt hinging, was Herr Lehmann, der dabei zwischen auf dem Steinfußboden lagernden Großfamilien hindurchbalancieren mußte, jetzt tat. Das Mehrzweckbecken selbst bot an seinen Rändern kaum Platz fiir lagernde Menschen, weil es von einer niedrigen Mauer eingefaßt war, und wer sitzt schon gerne
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