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Herr Lehmann

Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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zufrieden.
    “Was ist das für ein toller Kuchen”, fragte Marko und beugte sich ganz dicht davor. “Der sieht ja aus wie das Kantsche Ding an sich.”
    “Was ist das Kantsche Ding an sich?”
    “Hab ich vergessen. Hat irgendwas mit Erkenntnis zu tun.”
    “Kranzkuchen. Die Frau hat gesagt, es sei Kranzkuchen.”
    “Damit wär ich vorsichtig, echt vorsichtig.”
    “Was macht ihr denn überhaupt hier? Ist das so eine Art Stammtisch oder was?”
    “Wir sind hier immer”, sagte Jürgen, jeden Sonntag. Marko hat sogar eine Dauerkarte.”
    “Zum Saufen oder was?”
    Da lachten sie. “Nix”, sagte Klaus und hob zwei schmächtige Arme.
    “Schwimmen, eisern, eisern. Wir haben dich vorhin beobachtet, das war ja auch gigantisch, was du da so gebracht hast. Sag mal, warum lehnst du dich eigentlich immer so zurück? Läuft da hinten irgendwas, was wir nicht wissen?”
    “Dachte, ich hätte jemand gesehen”, sagte Herr Lehmann harmlos.
    “Herr Lehmann sieht immer irgendwas, was wir nicht sehen. Deshalb war er auch so schnell wieder aus dem Becken raus, da hat er irgendwas gesehen.”
    “Das war wirklich Hardcore-Training, Herr Lehmann.”
    “Jetzt hört mal schön mit dieser Herr-Lehmann-Scheiße auf. Das ist schon lange nicht mehr lustig. Außerdem hat das da genervt, in dem Becken.”
    “Ja, das ist sonntags immer hart. An den Sonntagen trennt sich die Spreu vom Weizen.”
    “Selber schuld, wenn ihr immer nur sonntags kommt”, sagte Marko und fummelte an der Schwimmbrille, die er auf dem Kopf trug.
    “Du bist ja auch ein ganz großer Sportsfreund”, sagte Klaus. Ich hol noch mal Bier. Will noch einer? Du, Frank?”
    “Nee, muß nachher noch arbeiten.”
    “Das müssen wir alle.”
    “Na gut.”
    “Kann ich deine Tasse haben?” fragte ein kleiner, dicker Junge Herrn Lehmann.
    “Da ist doch noch was drin”, sagte Herr Lehmann.
    “Ich denke, du kriegst jetzt ein Bier”, sagte der Junge.
    “Sag mal, belauschst du hier die Leute oder was? Außerdem sind da zwei Mark Pfand drauf.”
    “Ja klar”, sagte der Junge. Darum ja.”
    “Guck mal, da ist Karl”, sagte Jürgen.
    Herr Lehmann schaute in die Richtung, die Jürgen ihm wies, und tatsächlich, da war sein bester Freund Karl mit Katrin, der schönen Köchin. Sie trug einen schwarzen Badeanzug und sah umwerfend aus.
    “Wer ist denn die dicke Frau da bei ihm?” fragte Marko.
    “Kann ich jetzt die Tasse haben?” ließ der kleine Junge nicht locker.
    “Hau ab”, sagte Herr Lehmann. Karl ging mit der schönen Köchin am Gastrobereich vorbei in Richtung Liegewiesen. Er sah sie nicht, und auch das Mädchen schaute nicht her. Sie trug ein weißes Handtuch über dem Arm und schritt kerzengerade und voller Anmut den Weg entlang. Herr Lehmann wunderte sich, wie jemand barfuß mit solcher Grazie laufen konnte. Alle anderen Menschen, Karl eingeschlossen, watschelten nur, sie aber schwebte geradezu einher.
    “Hallo!” rief Herr Lehmann. Hallo Karl”, in der Hoffnung, daß auch sie dann herschauen würde.
    “Arschloch”, sagte der Junge.
    “Welcher Karl?” fragte Michael, der seine Brille nicht aufhatte.
    Klaus kam mit dem Bier wieder. “Der Karl?” fragte er. ”
    “Ja, der Karl”, sagte Jürgen.
    “Ach so, der Karl”, sagte Michael.
    “He, Karl, komm mal rüber”, brüllte Klaus. Das wirkte. Beide schauten jetzt her. Herr Lehmann winkte ihnen zu. Katrin, die schöne Köchin, winkte zurück. Die beiden redeten irgendwas miteinander, und dann kamen sie endlich herüber.
    “Hallo”, sagte Katrin, du bist ja doch hier.” Sie stand jetzt neben ihm und schaute auf ihn herunter. Bloß gut, dachte Herr Lehmann, daß ich die Neuköllner Badehose nicht mehr anhabe.
    “Da sind ja wieder die Richtigen zusammen”, begrüßte sein bester Freund Karl die ganze Runde und haute dann Herrn Lehmann auf die Schulter. “Na, ordentlich was weggeschwommen ? ”
    “Er ist quasi der Mark Spitz von Kreuzberg”, sagte Marko trocken. “Wir haben ihn gesehen, war Wahnsinn.”
    “Und ihr sitzt hier rum und trinkt Bier”, sagte Katrin scheinbar zu allen, aber Herrn Lehmann war es, als richte sie das Wort nur an ihn.
    “Nix, ich trink nur Kaffee”, sagte er und zeigte auf seine Tasse, neben der das noch nicht angebrochene Bier stand.
    “Wie nun”, sagte Klaus. Ich dachte, du wolltest eins.”
    “Nein, ich muß noch arbeiten. Setz dich doch”, sagte er zu Katrin. Sie  nahm sich einen Stuhl und setzte sich dazu, ebenso sein bester Freund Karl.
    “Was

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