Herr Lehmann
andere eine gewischt. Dann schleuderte Karl den Mann gegen die Bushaltestelle, ging hinterher und trat ihn in den Hintern, daß er aufs Gesicht fiel. “Du hast Herrn Lehmann geschlagen”, rief er, “das gibt die Höchststrafe. Zweimal Höchststrafe”, ergänzte er, hob ihn wieder hoch und warf ihn noch einmal gegen die Bushaltestelle. Herr Lehmann, dem das alles viel zu schnell und auch etwas zu weit ging, wollte einschreiten und seinen Freund stoppen, aber er fühlte sich nicht so gut und blieb erst einmal sitzen. “Du entschuldigst dich jetzt.” Sein bester Freund Karl schleifte den Schizo hinter sich her zu Herrn Lehmann. “Sag Entschuldigung!” Herr Lehmann rappelte sich auf. Seine Kleidung war naß von der Pfütze, in der er gelegen hatte, und das T-Shirt war zerrissen. “Hörst du schlecht?” Karl schüttelte den Mann wie eine nasse Jacke und gab ihm eine Kopfnuß. “Schon gut”, sagte Herr Lehmann, “der soll bloß abhauen, der Arsch.”
“Jetzt paß mal auf, du kleiner Scheißer”, sagte Karl zu dem anderen und hielt dabei dessen Gesicht ganz nah vor sein eigenes. “Du kannst froh sein, daß ich dazwischen gegangen bin. Wenn Herr Lehmann erst mal ernst gemacht hätte, dann wärst du jetzt nur noch Knochenmehl. Und jetzt hau ab, du Arschmade.” Er schubste ihn von sich. Der Mann stolperte ein paar Schritte von ihnen weg und drehte sich dann noch einmal um. Er stieß einen Finger in ihre Richtung und sagte mit überschnappender Stimme: “Ich kriege euch noch.” Dann lief er weg.
“Mein Gott”, sagte Karl, “was für Filme hat der denn gesehen? Wie sieht’s denn aus bei dir?” Er drehte Herrn Lehmann ins Licht der nahen Laterne und klopfte ihn ein bißchen ab. “Habt ihr jetzt die etwas andere Kundschaft im Einfall, oder was?”
“Ach Scheiße”, sagte Herr Lehmann, laß gut sein. Hör auf, an mir rum zufummeln.”
“Einer muß es doch tun”, sagte sein bester Freund Karl und zupfte ihm ein nasses Blatt aus dem Haar. “Laß uns reingehen, das bringt doch nichts, hier draußen rumzudödeln.”
Sie gingen in die Kneipe. Erwin stand hinter dem Tresen, hatte den Kopf im Nacken und hielt sich Eis auf die Nasenwurzel. Die Gäste waren alle verschwunden, bis auf den Weizenbiertrinker am Tresen, der wahrscheinlich Volker hieß und gleichmütig in sein Glas starrte.
“Hier ist ja ganz schön tote Hose”, sagte Karl, ging hinter den Tresen und nahm sich ein Bier. Willst du auch eins, Frank?”
“Ja.”
“Was war hier überhaupt los?”
“Ach Scheiße”, sagte Herr Lehmann niedergeschlagen, irgend so ein Schizo. Das ist nicht mein Tag, ich sag’s dir.”
“Du mußt aus den Klamotten raus”, sagte sein bester Freund Karl. “Das sieht hier eh nach Feierabend aus. Du solltest schnell nach Hause gehen, sonst holst du dir noch den guten alten Tod. Mensch Erwin, sag doch auch mal was.”
“Ich kann jetzt nicht”, näselte Erwin. “War meine Schuld. Dieses verdammte Schwein.”
“Laß mal anschauen”, sagte Karl und nahm Erwins Hand von seinem Gesicht. “Nicht so schlimm. Aber Herr Lehmann hier, der hat sich für dich im Dreck gewälzt und gegen das Böse gekämpft. Mit den Fäusten und dergleichen Kram, Erwin. Der hat eigentlich einen Spezialbrandy von dir verdient.”
“Ich will nicht nach Hause”, sagte Herr Lehmann, dem der Gedanke, jetzt alleine nach Hause ins Bett zu gehen und einzuschlafen, unmöglich erschien. “Was machst du überhaupt hier?” fragte er seinen besten Freund Karl. “Mußt du eigentlich nie schlafen?”
“Irgendwo da draußen ist immer ein Job für Super-Karl. Außerdem gibt es was zu feiern, deshalb kam ich euch aufsuchen, ihr Spaßvögel. Aber ihr seid ja wohl schon mittendrin in der Party. Erwin, hast du nicht wenigstens mal ein neues T-Shirt für Herrn Lehmann?”
“Das ist schon von mir.”
“Würde ich nicht stolz drauf sein wollen”, sagte sein bester Freund Karl.
“Wir wollten doch eh noch was besprechen, Erwin, laß uns mal hochgehen.
Paß auf, Frank: Ich geh mal eben mit Erwin nach oben und komm dann gleich mit einem neuen T-Shirt runter. Du machst solange hier den Laden fertig, und wenn ich wieder da bin, gehen wir nach nebenan ins Abfall und trinken noch einen auf den Schreck. Und feiern müssen wir auch noch, okay?”
Herrn Lehmann war alles recht. Er wollte bloß noch nicht nach Hause.
“Fang ruhig schon mal an”, sagte sein bester Freund Karl, ich bin gleich wieder da. Und schließ die Tür ab.”
Herr
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