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Herr Lehmann

Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Schizo eben. Und keiner von der harmlosen Sorte. Was ihn besonders beunruhigte, war, daß der Typ die ganze Zeit sinnlos aber rasend schnell mit dem Fuß wippte. Er war aggressiv, er wollte Arger, und ein Stoffel wie Erwin kam ihm gerade recht. Herr Lehmann haßte diese Scheiße.
    “Laß gut sein, Erwin”, versuchte er zu seinem Chef durchzudringen. Das bringt doch jetzt nichts. Ist doch sowieso bald Feierabend.”
    “Das ist mein Laden hier, und ich will, daß das Kasperle sich verpißt!”
    “Vielleicht solltest du lieber gehen”, sagte Herr Lehmann zu dem Kiffer.
    “Du hörst ja, was er sagt.”
    “Ich laß mich doch von dem Zwerg nicht anpissen”, preßte der Typ hervor.
    Herr Lehmann machte sich große Sorgen. Der Mann stand unter Strom.
    Erwin war da unbekümmerter. Er faßte den anderen am Kragen und versuchte, ihn zum Ausgang zu zerren. “Du gehst jetzt raus”, konnte er noch sagen, dann war es schon passiert. Der Kiffer schlug ihn voll ins Gesicht. Erwin taumelte zurück und hielt sich die Nase. Herr Lehmann, dem das Herz schon länger bis zum Halse klopfte, der also mittlerweile nicht weniger unter Spannung stand als der Schizo, mußte etwas tun, und zwar schnell. Er griff zu, erwischte den anderen am Ohr, hielt es fest und drehte daran so weit es ging. Der andere schrie auf und beugte sich vor, aber Herr Lehmann ließ nicht locker, bis der Mann auf den Knien war. Dann ging er mit ihm zum Ausgang. Das ging nicht sehr schnell, weil der schreiende Mann in der Hocke gehen mußte. Herr Lehmann dachte währenddessen wütend darüber nach, wie er aus diesem Mist heil wieder herauskommen konnte.
    Denn draußen fing das Problem ja erst an. Herr Lehmann blieb auf halbem Wege zwischen Eingang und Bushaltestelle mit ihm stehen, drehte noch fester am Ohr und beugte sich dann zu ihm hinunter.
    “Hör zu”, keuchte er, hör jetzt mal gut zu.”
    Der Mann wimmerte.
    “Hör mir zu”, schrie Herr Lehmann, hörst du mir zu?”
    “Jaja! Laß mich los, du Arschloch.”
    “Jetzt paß mal auf”, sagte Herr Lehmann. “Wir können hier noch lange so stehen. Ich kann dir auch das Ohr abreißen. Oder du gibst mir dein Wort, daß du dich sofort verpißt, wenn ich dich loslasse.”
    Das ist lächerlich, von einem Schizo zu verlangen, daß er sein Wort gibt, sich zu verpissen, dachte Herr Lehmann, na großartig. Aber was sollte er sonst machen? Wenn ich ein Rausschmeißer wäre, dachte Herr Lehmann, dann würde ich ihn jetzt zusammenschlagen oder zusammentreten oder so, aber ich bin ja kein Rausschmeißer, dachte er, ich kann so was nicht.
    “Jaja”, rief der Schizo.
    “Paß auf”, versuchte Herr Lehmann seinen Worten Gewicht zu verleihen, wenn ich dich gleich loslasse, und du machst überhaupt nur noch eine Bewegung außer weglaufen, dann hau ich dich so zu Klump, dann hau ich dir so was auf die Fresse, daß …” - er dachte fieberhaft darüber nach, wie er diesen Satz überzeugend zu Ende bringen konnte “… dann mach ich dich so alle”,  ging er inhaltlich ein Stück zurück, “dann hau ich dir so eine rein, daß, daß:::”  - ich lese die falschen Bücher, dachte Herr Lehmann, ich bin nicht vorbereitet “… daß du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist.” Naja, dachte er, wenn das mal wirkt. “HAST DU DAS KAPIERT, DU ARSCHLOCH?”
    “Jaja! Laß los, bitte.”
    Und Herr Lehmann ließ los. Wider besseres Wissen, aber irgendwann mußte er es ja mal tun. Der andere sprang auf und ging gleich auf Herrn Lehmann los. Herr Lehmann stieß ihn weg.
    “Ich hau dir den Kopf ab, du Wichser.”
    “Verpiß dich. Hau ab, Mann, hau endlich ab.”
    Der andere ging wieder auf ihn los. Mein Gott, muß das blöd aussehen, dachte Herr Lehmann noch, da hatte er auch schon einen Schlag ins Gesicht bekommen, und plötzlich lag er auf dem Rücken in einer großen Pfütze, und der andere war auf ihm drauf und haute auf ihn ein. Herr Lehmann, dem das nicht sehr weh tat, wehrte sich, so gut er es in dieser Lage vermochte. Vor allem versuchte er, wieder ein Ohr zu fassen zu bekommen, etwas Besseres fiel ihm auf die schnelle nicht ein. Dazu kam es aber nicht mehr. Plötzlich war die Sache vorbei. Irgend etwas hob seinen Gegner von ihm herunter. Er kam mit dem Oberkörper hoch und sah seinen besten Freund Karl, groß und massig, wie er seinen Ex-Gegner mit der einen Hand hielt und ihm mit der anderen Hand mächtige Ohrfeigen verpaßte.
    “Nie, nie, nie wieder willst du das tun”, sagte er, und zu jedem Wort bekam der

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