Herr Lehmann
nervt.”
“Der Typ ist komisch.”
“Klar ist der komisch, die Welt ist voll von komischen Leuten.” Gerade kam sein bester Freund Karl mit Bier, Brandy und einer Tüte Kartoffelchips wieder. “Karl”, fragte Herr Lehmann, “weißt du noch …”
“Hier”, unterbrach ihn sein bester Freund Karl und ließ die Kartoffelchips auf den Tisch fallen. Schön aufessen. Denkt an die Elektrolyte. Der Elektrolytmangel ist der größte Feind des Trinkers. Von der Dehydrierung einmal abgesehen.” Er nahm einen großen Schluck Bier. “Morgen früh werdet ihr mir dankbar sein.”
“Karl”, nahm Herr Lehmann seine Frage wieder auf, “weißt du noch, der Typ, der damals jeden Abend im Treibsand saß und Weizenbier trank, eins nach dem anderen, wie hieß der noch mal?”
“Du meinst Schneider-Jürgen. Was soll mit dem sein?”
“Schneider-Jürgen”, gab Herr Lehmann an Erwin weiter. “Der war auch so einer. Was ist aus dem eigentlich geworden?” wandte er sich an Karl.
“Ist gestorben”, sagte Erwin, ohne den Blick von dem Mann am Tresen zu nehmen.
“Wieso das denn?”
“Weiß auch nichts Genaues”, fügte Erwin hinzu. “Ist ja auch egal. Jedenfalls stimmt mit dem was nicht.”
“Wie jetzt”, rief Karl von der anderen Seite, “was ist mit Schneider Jürgen? Was stimmt mit dem nicht?”
“Der ist tot”, sagte Herr Lehmann.
“Ihr müßt Kartoffelchips essen”, rief Karl, der schon nicht mehr zuhörte, und steckte sich eine Faustvoll davon in den Mund.
“Was soll denn mit dem schon sein”, sagte Herr Lehmann zu Erwin. “Da ist doch nichts Ungewöhnliches dran, wenn einer ramsitzt und säuft. Davon lebst du schließlich.”
“Mit dem stimmt was nicht”, sagte Erwin. Auf den müssen wir aufpassen.”
“Erwin”, sagte Herr Lehmann, wenn du wirklich so eine gute Menschenkenntnis hast, warum hast du dann vorhin eins auf die Omme gekriegt?”
“Das ist ein Zivilbulle, ich schwor’s dir. Der checkt uns den Laden aus.”
“Sag mal, Frank”, sagte jetzt sein bester Freund Karl, “läuft da eigentlich schon was mit dir und dieser Katrin?”
“Wieso das denn jetzt?” rief Herr Lehmann etwas zu empört und damit, wie er selber fand, irgendwie verdächtig. Er spürte, wie er rot wurde. “Du bist doch heute mit ihr ins Prinzenbad gegangen, oder etwa nicht”, fügte er hinzu, was, wie er sogleich dachte, alles nur noch schlimmer machte. Vor lauter Ärger begann er, Kartoffelchips zu essen.
“Ich erkenne einen komischen Vogel, wenn ich einen sehe”, sagte Erwin.
“Bei dem müssen wir aufpassen. Sollte mich nicht wundern, wenn das ein Zivilbulle ist. Der checkt hier die ganzen Läden auf Drogen aus.”
“Herr Lehmann, entspann dich”, sagte sein bester Freund Karl von der anderen Seite fröhlich und klopfte ihm auf die Schulter. “Ist doch nichts Schlimmes dabei. Aber, du und im Prinzenbad …” Er machte eine Handbewegung, als würde er eine Glühbirne einschrauben, “… sehr verdächtig, Herr Lehmann.”
“Ganz klar”, meldete sich Erwin von der anderen Seite. Da stimmt was nicht. Der ist nicht so wie Schneider-Jürgen.”
“Er lebt ja auch noch”, sagte Herr Lehmann gallig.
“Sehr verdächtig. Gerade du und schwimmen, das glaubt dir doch kein Schwein, daß du freiwillig schwimmen gehst.”
“Das meine ich nicht”, sagte Erwin. “Mit so was macht man keine Scherze.”
“Man kennt doch deine Meinung zum Sport. Die ist ja stadtbekannt”, sagte Karl.
“Wieso stadtbekannt? Was ist denn daran stadtbekannt?”
“Das ist kein Typ wie Schneider-Jürgen, das ist überhaupt nicht vergleichbar. Bei Schneider-Jürgen wäre nie einer auf die Idee gekommen, daß der ein Zivilbulle ist.”
“Erwin!” sagte Herr Lehmann entschieden.“Erwin, du bist der einzige, der auf die Idee gekommen ist, daß das ein Zivilbulle ist. Diese ganze Drogenscheiße ist doch Blödelei. Keine Sau auf dieser Welt interessiert sich dafür, wenn einer bei dir im Laden kifft.”
“Hast du eine Ahnung …”
“Mit stadtbekannt meine ich: In der ganzen Stadt bekannt.” Karl klopfte Herrn Lehmann auf die Schulter.
“Und selbst wenn, selbst wenn sie dir das Einfall dichtmachen würden”, wandte sich Herr Lehmann unterdessen an Erwin, “du hast doch acht oder zehn Kneipen oder so, dann ist halt das Einfall mal eine Weile dicht, du bist doch sowieso stinkreich, was interessiert dich denn so eine Kleinscheiße.”
“Daß einer wie du schwimmen geht, Mannomann, wie lange kennen wir uns
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