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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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vorsichtig.
    »Besuch für Sie, Herr Mozart.«
    Mit enger Kehle trat sie über die Schwelle, widerstand dem Impuls, auf dem Absatz kehrtzumachen und nach Hause zu fliehen.
    »Anju, meine Liebe Anju!« Wolfgang stand eine Weile starr, kam dann auf sie zu und breitete die Arme aus.
    Anju versuchte unverfänglich zu lächeln, es gelang besser, als sie erwartet hatte. Sie zögerte, sich umarmen zu lassen, doch seine Arme waren normale Männerarme, seine Brust strahlte Wärme aus und roch, unter all dem beklemmenden Mief der Anstalt, genau wie damals in der U-Bahn.
    »So hast du mich doch gefunden?«
    »Schönes Zimmer«, log sie und sah sich in dem hohen, engen Raum um. Neben den vergitterten Fenstern kämpften gelbgeblümte Gardinen einen ungleichen Kampf gegen die Trostlosigkeit. Überall lag Papier verstreut, Notenblätter, teils schwarz von Tinte, teils mit nur wenigen hingehauchten Zeichen, zwischen denen weißes Geheimnis harrte.
    »Wie geht es dir?« Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt für diese sinnloseste aller Fragen.
    Wolfgang wandte den Kopf zur Seite, schien das Zimmer zu betrachten. »So gut, als es einem gehen kann, der seiner Liebe entbehrt.« Er griff nach einem Stuhl, schob ihn zu ihr. »Wie geht es meinem Freund, dem Achtbeiner?«
    Anju sank auf den Stuhl, klammerte die Hände um die Sitzfläche und kämpfte Tränen nieder. »Wolfgang, bitte, es …«
    »Voilà, pour toi.« Wolfgang reichte ihr ein paar beschriebene Notenblätter. »Das hab ich dir wollen schicken, so hab ich einen Nutzen, denn es ist die Post gespart.« Sein jäher Blick traf Anju so tief, dass sie zu Boden schauen musste. »Ich habe sie
Spinnensonate
genannt, doch möglich wär leicht, dass es in Wahrheit eine Spinnersonate ist, wer weiß? Den Unterschied will einer wohl kennen. Spinnen habe ich in diesem Haus noch keine gefunden, der Spinner indes hat es reichlich.« Er nahm Papier und einen Pullover von einem zweiten Stuhl, setzte sich, begann seine Finger in der Luft zu bewegen, als spiele er Klavier, verzog das Gesicht und hielt sich schließlich die Ohren zu. »Nein! Leider kann ich sie dir nicht spielen, dies Instrument ist aufs Grässlichste verstimmt. Ich hoffe, dieser Umstand verstimmt dich nicht, meine Liebe Anju. Wo doch, so ist es an mir, dich umzustimmen, nicht wahr?«
    Ihr Lächeln missriet. Sie spürte deutlich, dass es Angst war, die sie lähmte, obwohl sie am liebsten hinausgelaufen wäre, fort von diesem Ort, an dem sich alles ins Gegenteil verkehrte.
    »Bitte, Wolfgang, sag mir doch, wie es dir geht? Kann ich etwas für dich tun, dir etwas bringen, brauchst du etwas?«
    »Ein Klavierstimmer wäre von großem Nutzen, wie du wohl hören könntest, allein, ich will es zufrieden sein. Nein, nein, nichts.«
    Er bewegte erneut die Hände durch die Luft, summte leise dazu, und dieses Mal ließ sich nichts mehr aufhalten,Anjus Augen brannten, füllten sich mit Tränen, und sie sprang auf und lief zum Fenster, zerrte ein Taschentuch aus ihrer Manteltasche, das bereits verknüllt war, und rieb sich die Augen, als könnte sie etwas ausradieren.
    Sie hörte, dass er ebenfalls aufstand und einen Schritt auf sie zukam, doch dann blieb er stehen, noch bevor sie ihn hätte spüren können.
    »So bist du gekommen, mit mir Trübsal zu blasen. Je nu, da wird dein Besuch mich nur um das aufheitern, als ich mich glücklich schätzen kann, dich in den Arm genommen zu haben. Wie sollt ich mich minder betrüben, so ich dich nicht glücklich weiß?«
    »Wolfgang«, presste sie hervor. »Es ist …« Sie brach ab. Da waren keine Worte mehr, die sie an ihn hätte richten können, als lähmte dieser Ort alles; als nähme ihr nicht sein Wahn, sondern einzig dieser Ort Wolfgang fort. Sie sah einen Mann, der aufrechter nicht hätte stehen können, sehnte sich nach ihm, nach seiner Nähe, seiner Berührung und wusste doch, dass sie diesen Mann, der dort stand, nicht kannte. Mit einem Blick nahm sie Abschied, riss ihre Tasche von der Stuhllehne und stürzte zur Türe hinaus.
     
    Der Gang lag leer und dämmrig, von der Eingangshalle drangen Stimmen und Geräusche zu ihr. Sie lief darauf zu und war beinahe erleichtert, als sie einer Frau im Arztkittel in die Arme lief.
    »Entschuldigung, ich … möchte den Leiter dieser Station sprechen.«
    Die Ärztin reichte Anju die Hand. »Mein Name ist Elvira Groß. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es geht um Wolfgang Mustermann. Sie … hier nennt er sich wohl Mozart.«
    Die Ärztin führte Anju in ein

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