Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)
wieder scharrten, trommelten und stampften Füße, erst für ihn, dann mit ihm und schließlich zur Saaltüre hinaus.
Fortan spielte er täglich, phantasierte mal ernst, mal scherzhaft, vollführte Kunststückchen und gab zum Besten, was er einst als Knabe wie ein Zirkuspferd hatte anbringen müssen.
Eine kleine Frau stellte sich neben ihn und sang, es schmerzte ihn körperlich, er spielte Deutsche und Ländler, wie er es früher getan hatte, und sie tanzten und lachten und stolperten umher. Nur eine saß stets still am Rand, schickte ihm ihren Blick, bis er wieder ernst wurde und ernst spielte, und sie weinte, und ihre Wangen glänzten im kalten Schein der Deckenleuchten.
Wien, den 16ten 9br. 2007
keine Antwort – kein wort, du antwortest nicht! so will ich als du mir nicht einhalten gebietest meine brief – ins leere schicken und hoffen das du sie mithin doch bekommen wirst, /:so du es willst oder nicht:/ Dann es ist eine sache mit dem wollen und dem bekommen, indem es einen gewaltigen unterschied macht ob einer krieget, was er will oder aber, ob er will was er bekömmet – wie hältst du es? Ich frage dich – ins leere – und will, so ich noch immer in der beständigen Hoffnung verharre, daß du meine bisherigen briefe und auch diesen wirst richtig erhalten haben gleichwohl ohne Antwort, so doch in der ruhigen zuversicht sein, daß es dich ebenso freuet, von mir gutes zu hören, als ich mich über eine nachricht aus deinen geliebten Händen über alle maßen glücklich schätzete.
apropos lauschest du noch dem warmen regen, vor meinem Fenster sitzt ein Spatz im geäst und sucht das gespräch mit meiner person ich nicht faul geb ihm antwort mit einem pfeifen, er ruft zurück – tschirip sagt er jawohl ich pfeif ihm eins – iououououuu – doch er weiß die Antwort nicht legt nur den Kopf schief und plustert letzthin sein gefieder und …
ist fort – ob mich mithin eine schuld trifft an seinem verschwinden, ob es ein verfrorener dicker wurm ist, der ihn gelockt ich weiß es nicht, und wie will ichs erfahren, so er nicht wiederkömmet, also warte ich und pfeife wider die fensterscheiben und denk mir, daß er halt sein leben hat! – gleichwohl, es mag sein oder nicht, was ist die wahrheit wenn einer nicht wie der herrgott von droben auf alles herabschauet mit übersicht? kommt er wieder mein spatzl oder bleibt er fort für allezeit, wer weiß, ich ruf ihn jeden morgen – ins Leere, und will es auch in hundert und nochmal hundert jahren nicht müde sein.
doch genug davon, du sollst nicht denken ich wollt alle meine täg an die spatzen verschenken und mich bald aufhencken an die gelenken, mitnichten, mein fleiß ist groß trag ich auch noch immer die nämliche hos und bring doch meine zeit mit komponieren herum, allein, es ist ein einsames tun, wenn mein Spatz nicht vor dem fenster auf mich wartet, tschirip, so er singt ist jederzeit leicht eine aria daraus gemacht, eine ganze sinfonie auch, eine Opera gar, wenn ich nur gut aufgeräumet bin … und denke dermalen oft auf meine liebe anju weil neuerdings einen tee nehme statt des gewohnten coffee, so man mir gerathen hat und mir, der ich allzeit auf meiner gesundheit wohl zu sorgen weiß solcher rat stets theuer ist.
Ja so ist es schon eine sache mit der wahrheit und will stets wohl überleget sein; – des morgens, nachdem ich ein wenig gearbeitet habe, bespreche ich mich allezeit mit einer lieben guten freündin in dieser frage, welche ein sehr gelehrt frau und folglich es sich angenehm mit ihr discurieren läßt sie mag mich recht gut leiden und ich sie auch, wir besprechen uns also zusammen und philosophieren ein wenig und hernach gehe ich meiner wege, heute auf den Tag ist es eine Woche das ich wieder Accademien und konzerten gebe – sie sind allzeit gut besucht einzig das Pianoforte, welches zum gebrauch habe möcht ein beßers sein, so man sich ehre machen will
ist ein gutes instrument von vortheil doch will ich mich nicht beklagen es sind alle tasten darauf und – was will einer mehr?
denkst du noch auf
Wolfgang M.
so wie er stets allzeit getreu auf dich denkt?
Agnus Dei
Agnus Dei,
qui tollis peccata mundi,
dona eis requiem sempiternam.
Sie lag und weinte, längst hatten Rotz und Tränen ihr Kissen durchnässt. Ihr war, als fiele sie, wie im Traum, immer tiefer, ins Bodenlose, und nur der kurze Gedanke, dass alles anders sein könnte, riss sie hoch wie eine Windböe, um sie doch wieder fallen zu lassen. Sie würde
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