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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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seinen Namen so laut durch den Raum schallen, dass er erschrak.
    »Wolfgang aus Salzburg – heute am Flügel für uns!« Adrians Stimme pflügte sich durch den Applaus, kam jedoch nicht von der Bühne, sondern aus den beiden großen Kästen, die seitlich davon aufgebaut waren. Wolfgang stand auf, verbeugte sich artig und tat neugierig ein paar Schritte seitwärts, hin zu dem Ding, das aussah wie einabgeschnittener Notenhalter und in das Adrian gesprochen hatte, betrachtete es genau und tippte mit dem Finger darauf. Das Stampfen eines Elefanten ging durch den Raum. »Was habt Ihr da für ein wunderliches Zauberding?« Entsetzt fuhr Wolfgang zurück, als seine Stimme verstörend laut von allen Seiten auf ihn eindrosch. Gelächter brandete auf, und Adrian griff an den Notenständer.
    »Du bist echt ein Kasperl!« Adrian klopfte ihm auf die Schulter und deutete mit dem Blick ins Lokal. »Aber du hast ganz schön was drauf. Lass uns weiterspielen.«
    Und Wolfgangs Gedanken flogen. Noch bevor sie ein Stück zu Ende gespielt hatten, waren ihm schon zwei neue präsent. Obwohl es ihm kaum jemals an Einfällen gemangelt hatte, so war ihm nun, als sei er an eine Quelle getreten, die umso reicher sprudelte, je mehr er daraus schöpfte.
    »Itzt käm ein Bier mir recht gelegen«, erklärte Wolfgang, als Adrian schließlich lachend die Hände hob und seinen Bass zur Seite stellte. Wolfgang wischte sich feuchte Strähnen aus der Stirn. Er folgte den anderen zum Tresen, wo ein edel gekleideter Herr zwischen zwei bemerkenswerten blondlockigen Schönheiten stand, die perlenden Wein aus langstieligen Gläsern tranken. Wolfgang griff beherzt nach einem Bier.
    »Uff!« Adrian schob sich auf den Hocker neben ihm, deutete auf die glitzernden Damen und senkte seine Stimme. »Im nächsten Leben werd ich auch Manager oder so was und halt mir gleich drei von der Sorte.«
    »Im nächsten Leben?« Wolfgang hielt inne, vergaß zu atmen und starrte den Bassisten mit großen Augen an. »So … bist du … kannst du …« Er rang um Worte, brachte jedoch keinen Satz zustande. »Wann?«
    »Leider hab ich null Ahnung von Zahlen. Von daher wird’s wohl nix werden.« Adrian beugte sich vor, um freie Sicht auf die Damenbeine an seiner Seite zu bekommen.
    Wolfgang hievte sich auf einen Hocker. Aus welchem Jahrhundert mochte Adrian kommen, wohin gehen?
    »Bist du mit dem Wagen da?«, fragte der Bassist unvermittelt.
    »Ich … äh, habe ein Dauerbillett für die U-Bahn.«
    »Die ist aber dicht jetzt, wenn du’s weit hast, bringe ich dich nach Hause.«
    Wolfgang nickte erleichtert. Sie leerten ihre Gläser, warteten, bis Paul seine Instrumente verpackt hatte, trugen die Kisten durch einen Hinterausgang und luden alles in Pauls dort parkenden Toyota. Nasse weiße Flocken patschten auf Wolfgangs Haare und in sein Gesicht. Er folgte dem Bassisten, froh, nicht nach Hause laufen zu müssen. Der Asphalt war schneeregennass, für winzige Augenblicke blieben Adrians Sohlenabdrücke darauf sichtbar. Schließlich fasste Wolfgang sich ein Herz und hielt den Bassisten am Ärmel. »Adrian, mein lieber Freund, bitte, ich will, nein –
muss
dich um etwas fragen … nun, höre also … dein nächstes Leben, wie du sagtest … Ist dir schon etwas Gewisses vorherbestimmt?«, fragte er mit leiser Stimme
    »Mein nächstes Leben?«
    Wolfgang nickte abwartend, doch die Hoffnung versickerte bereits irgendwo zu seinen Füßen. Rasch grinste er. »Haha, so ein Spaß, gewiss, nicht wahr? Wer magst du sein, im nächsten Leben?«
    »Hm.« Adrian antwortete im Weitergehen: »Musiker, was sonst? Aber einer mit reichen Eltern. Und du?«
    Wolfgang schluckte. Wie viele Leben hatte er noch? Und gab es eine Wahl? »Ein Leben, nicht als Musikus verbracht, dürfte gewiss nicht das meinige sein. Auch wenn ich mir ein solches wünschte, das mir weniger Verdruss bereiten möchte denn itzt.«
    Adrian bedachte ihn mit einem stechenden Blick. »Dass du wirklich so abgewrackt bist, wie du tust, nehm ich dir übrigens nicht ab. So, wie du spielst.«
    Er hievte den Bass in den hinteren Teil seines Wagens und hieß Wolfgang vorne einsteigen. »Schnall dich an, bitte.« Adrian zog sich einen breiten Gürtel über den Bauch und arretierte ihn mit einem Klicken am Sitz.
    Wolfgang begann, rechts und links von seinem Schoß nach einem ebensolchen Gürtel zu suchen.
    »Da oben.« In Adrians Stimme fehlte die Modulation.
    Wolfgang schickte ihm ein scheues Lächeln. »Ich bitte um Nachsicht, allein, ich

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