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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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Küchenschrank gehängt hatte und die genau festlegte, wer von ihnen mit Brötchenholen, Essenkochen oder Putzen an der Reihe war.
    »So ist kein Brot mehr im Haus?«
    Piotr verneinte. Er war bereits angekleidet, ordentlich rasiert und hantierte mit dem Wasserkessel herum.
    »Nun, so will auch ich es gewiss an der nötigen Sorge nicht fehlen lassen und dir rasch deine Semmeln holen, indes, wenn es dir möglich wäre, liebster, bester Piotr, mit ein paar winzigen Münzen mir auszuhelfen?«
    Piotr hielt mit dem Kessel in der Hand inne und drehte sich zu Wolfgang herum. Seine Augen waren schmaler geworden. »Aber hast du gehabt Engagement gestern.« Ersenkte die Stimme, als spräche er zu sich selbst. »Hast du ganze Geld schon ausgegeben, letzte Nacht.«
    »Mitnichten! Gewiss nicht, keinen armseligen Kreuzer habe ich verbraucht, Piotr!« Wolfgang zerrte das Hemd, das er gestern getragen hatte, unter einem Kissen hervor, betrachtete die Falten und versuchte, sie glatt zu streichen. »Allein, man hat mich noch nicht entlohnt. Was der Contrabassist, der fürwahr ein rechtschaffener Mann ist, gewiss alsbald gutmachen wird.«
    »Hast du Adresse von diese Kollege?«
    »Ach, Piotr, kann denn ein Mensch sein wahres Herz verbergen, wenn er dir die Hand reicht und zu dir spricht? Wenn die Musik ihm ein Freund ist? Seinen Anstand hat er darob nicht verhehlen können, und du magst mich einen Holzkopf heißen, wenn er doch keinen hätte. Sei ohne Sorge, Piotr, er nennt ein Fuhrwerk sein Eigen, und ich habe seine Gastfreundschaft und reichlich Bier, bis tief in die Nacht hinein, genießen dürfen.«
    Piotr zog die Stirn kraus. »Bist du besser vorsichtig mit diese Leute. Zu viel Bier macht schlechte Charakter.« Er ging zur Tür, bückte sich nach seinen Schuhen. »Brauchst du kein Bier, brauchst du Geld. Was ist mit Verlag?«
    »Verlag?« O je, der Verlag! Schon vor Wochen hätte er dort vorstellig werden sollen. »Ja, gewiss, Piotr, der Verlag, alles reputierlich hingebracht hab ich zu dem Verlag.«
    »Und?«
    »Nun, immer mit der nötigen Zeit, man darf auch nicht zu überstürzt zu Werke gehen, wenn man sich ins rechte Licht setzen will.«
    »Ist Blödsinn, gehst du hin, heute, gleich nach Frühstück.« Damit warf ihm Piotr seine Jacke gegen den Kopf und kramte einen Fünfer aus seiner Geldtasche, reichte ihn Wolfgang mitsamt einem kleinen blauen Kärtchen.
    »Was ist das?« Wolfgang musterte das seltsame Ding, es war kleiner noch als eine Spielkarte und aus jenem Material,aus dem all das beschaffen war, was er nicht kannte. Drei grinsende Semmeln mit schwarzen Strichen als Arme und Beine waren darauf abgebildet.
    »Nimmst du mit, ist Rabattkarte von Bäckerei an Ecke, gehst du dahin.«
    »Und was hat es damit auf sich?«
    »Ist Rabattkarte, kennst du nicht? Kaufst du Brot für dreißig Euro, und kriegst du Baguette umsonst.«
    »Piotr, niemalen werden wir Brot für dreißig Euro kaufen! Wer soll das essen? Man soll halt auch auf die Oeconomie denken. Solche eine Offerte will nur dann Sinn haben, wenn man von einer derartigen Sache einen gewissen Vorteil hat.«
    »Nicht auf einmal, Dummkopf! Muss man Karte zeigen und sammeln. Wird gespeichert auf Karte, immer wenn du kaufst, gilt ganze Jahr.«
    »Ah!« Nickend schob Wolfgang Geld und Karte in seine Hosentasche. Irgendwann würde er schon jemanden finden, der es ihm erklärte. Und bis dahin brauchte er nur einfach Semmeln zu kaufen.
     
    Justus Singlinger polierte umständlich seine Brille und betrachtete Wolfgangs Noten, die auf einem schweren dunklen Schreibtisch ausgebreitet lagen.
    »Schöne Handschrift«, erklärte er zerstreut, räusperte sich dann. »Nun, Herr Mustermann, hieraus« – er wies auf eine locker beschriebene Seite – »möchten wir gerne eine Sammlung für fortgeschrittene Klavierschüler machen. Könnten Sie das entsprechend bearbeiten und um ein paar einfachere Sachen ergänzen? Sagen wir, noch fünf leichtere Stücke zu zwei und eins zu vier Händen?«
    »Eine Klavierschule?« Wolfgang sah den Verleger an, dann auf die Papiere. Diese Kaufhaus-Liedchen wollte man haben? Wie fatal! Das waren doch nur Kindereien, die mussten ihm versehentlich in die Kladde gerutscht sein.
    »Es hat auch zwei treffliche Klavierkonzerten. Die sollten Ihnen gebührlicher zu Gefallen sein.«
    Singlinger brummte und wiegte den Kopf hin und her. »Mit so etwas tun wir uns schwer. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber Ihre Konzerte sind sehr anspruchsvoll. Und außerdem

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