Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
Vom Netzwerk:
kenne mich in diesen Toyotas nicht aus …«
    Adrians Nasenlöcher weiteten sich, er deutete mit Nachdruck zur Wagenseite, bis Wolfgang endlich den Gürtel entdeckte und ihn herabzog. Sobald er ihn losließ, schnurrte der jedoch wieder zurück. Schließlich beugte sich Adrian über ihn und zog mit einem Ruck den Gurt fest. »Das ist kein Toyota, sondern ein Volvo, pass auf, was du sagst!«
    »Huch! Ein Volevo? Ein Volo gar? So fliegt es auch?« Demonstrativ krallte Wolfgang die Hände in die Sitzpolster. »Hui, ich bin der Volevogang. Voglio un volo im Volvo. Ha!« Er breitete die Arme aus und fing laut jenes grässliche Lied zu grölen an, das er unlängst in einem italienischen Lokal gehört hatte, »vooooooooolare …«, intonierte einen lauten Furz, »phhh – cantare«, furzte wiederum, »phh, nel blu, phhh, di pinto di blu, phhhhh…«.
    Adrian schüttelte den Kopf. »Sag mal, du hast mir immer noch nicht verraten, wo du sonst auftrittst. Ich meine, einer wie du, der spielt doch in einer ganz anderen Liga. Ich frag mich schon die ganze Zeit, ob du hier unter falschem Namen rumalberst und uns alle auf den Arm nimmst. Du bist doch in Wirklichkeit einer von den ganz Großen, oder?«
    Wolfgang griff sich unwillkürlich an die Nase. Sein Bild, wenngleich zu einem Zeitpunkt, da er nicht vorhanden gewesen und also mit einem Übermaß an Phantasie gemalt, prangte allenthalben von Konzertplakaten, Büchern und Schokoladenkugeln. Hatte Adrian ihn erkannt?
    »Nun«, begann er zögernd, »was glaubst du wohl?« Er wagte einen vorsichtigen Blick in Adrians Richtung. »Wie du sehen, dir also einbilden kannst, dich überzeugen und die Probe nehmen magst, mich prüfen kannst, dir anschauen willst, dich gewiss vergewissern wirst, so bin ich alles, doch ganz gewiss nicht bei den Großen. Mithin, so hat der Piotr, was mein guter, lieber Freund und Kamerad in diesen Tagen ist, herausgefunden, dass es mitnichten zwei Meter, nicht einsneunzig, nicht einsachtzig, auch einssiebzig nicht sind, nicht einmal einssechzig. Nein, einen Meter neunundfünfzig hat er mich gemessen, auch wenn ich ein klein wenig die Fersen gelupft habe, was er freilich nicht hätt merken dürfen, der Piotr, denn er hat viel Akkuratesse. So kann ich reinen Herzens und guten Gewissens von mir behaupten, einer von den Kleinen zu sein. Also könnte es wohl allenfalls angehen, dass ich … etwa der Mozart sei? Der fliegende Mozart? Der Volvozart? So zart? Das wär hart.« Lachen stieg in ihm auf und ließ seinen Bauch zucken. »Haha! Ja, der könnt ich wohl sein – gewiss willst du jetzt hören, dass ich der Mozart bin, der alte Motzkopf, Trotzkopf, Holzkopf?« Ängstlich sah er den anderen an.
    Adrian grinste knapp. »Okay, dann eben nicht, ich lass dich in Ruhe. Geht mich ja auch nichts an.« Er schnaubte ein kleines Lachen. »Mozart!«
    Wolfgang kroch tiefer in die Polster, zerrte an seiner Augenbraue und klopfte mit dem Fuß den Rhythmus der Lichtblitze, den die Straßenlampen durch die Wagenscheiben schickten und der Adrians Gesicht in einem schleppenden Takt aufleuchten ließ.
    Ein kleiner grüner Pfeil zerklackerte das Schweigen.
    Adrian brachte den Wagen am Bordstein zum Stehen. Das Brummen erstarb. Wolfgang fühlte Adrians Blick noch für einen Moment auf sich ruhen, dann war die Gelegenheit verstrichen.
     
    Wolfgang brüllte. »A – C!« und noch einmal: »A – C!« Er riss die Arme höher, gestikulierte wild, doch das Frauenzimmer auf der Bühne war nicht dazu zu bewegen, die rechten Töne vorzubringen, sang A – Fis, immer wieder A – Fis und schrie ihr »A – C!« dazu. Erst jetzt bemerkte er, dass sie kein Weib war, doch der Stimme nach auch kein Kastrat. Mit jedem Ton quollen winzige Silberscheiben aus ihrem Mund wie Seifenblasen, stiegen in die Höhe und regneten schließlich zu Boden. »A – C!« Ungeduldig raufte Wolfgang sich die Haare.
    »A – C!« Mit einem tollkühnen Satz sprang die Person vom Bühnenrand, direkt in den Orchestergraben hinein: »A-Hufwachen! Wolfgang!«
    Die Bühnenbilder stürzten in sich zusammen. »Auf wachen , Wolfgang, bist du an Reihe für Frühstückholen heute.«
    Verschlafen krümmte Wolfgang sich unter der Decke zusammen, doch Piotr ließ nicht locker. »Ist acht Uhr schon.«
    »O Piotr, sei nicht gar so ein Unmensch.« Schlaftrunken setzte Wolfgang sich auf und rieb sich die Augen.
    »Bin ich kein Unmensch, aber hab ich Hunger.«
    Wolfgang gähnte. Er entsann sich der Liste, die Piotr vor zwei Tagen an den

Weitere Kostenlose Bücher