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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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laut. »Hör zu, Mustermann, das ist aber wirklich das allerletzte Mal. Und es gibt drei Bedingungen.«
    »Die wären?«
    »Erstens: Du spielst heute Abend noch weiter, so lange bis ich hier fertig bin.«
    »Abgemacht!«
    »Zweitens.« Czerny wurde ernst. »Die nächsten drei Sonntage zahlst du mir jeweils hundert zurück.«
    Wolfgang nickte zögernd.
    »Und drittens.« Sein Blick verharrte für einen Augenblick auf Wolfgang. »Du passt auf dich auf. Ich hab keine Lust, dich wieder hier kotzen zu sehen.«
     
    »Wo hast du gesteckt, ganze Tag?« Mit der Zahnbürste in der Hand reckte Piotr den Kopf aus der Badezimmertüre. Weißer Schaum tropfte auf den Boden. Piotr riss Klopapier von der Rolle und tupfte die weißen Flecke auf.
    »Gearbeitet habe ich, mein Freund, wie es einem jeden rechtschaffenen Manne, sonderheitlich einem Compositeur, anstehen will.« Wolfgang zog ein Notenheft aus dem Rucksack, den er sich unlängst angeschafft hatte, und wedelte damit. »Ein Klaviertrio und eine Fantasie, ganz speziell und ganz fertig … und dies ist …«
    »Klaviertrio? Hast du versprochen Streichkonzert für diese Klischewski. Hat er angerufen, zweimal heute, wegen Tournee. Ist polnische Name übrigens, aber kann er kein Polnisch. Kaufst du endlich eigene Telefon, jetzt!«
    »Izt kaufe ich mir ein weiches Kissen und will schlafen wie ein Ratz, so bin ich morgen ausgeschlafen und mitGlück zu Streichkonzerten aufgelegt. Dann streich ich ihm ein paar Konzerte. Stritsch, stratsch, strutsch. Denn nichts kann etwas Rechtes werden, so man nicht dazu aufgeleget ist.«
    »Musst du erst gehen zu Agent morgen früh.«
    »Wohin?«
    »Zu Konzertagent von Klischewski. Organisiert er Reise nach Ukraine.«
    Wolfgang versuchte, sich die Bedeutung des Wortes Konzertagent zusammenzureimen. »Das hat gewiss noch Zeit, mein lieber Piotr, zuerst will ich anderes erledigen, das keinen Aufschub duldet. Sag mir, Piotr, wo das beste und edelste Porzellan gefertigt wird, das einer dermalen in Wien zu erstehen vermag?«
    »Porzellan? Haben wir Teller genug, hab ich gekauft in Supermarkt.«
    »Das edelste, feinste und beste, Piotr!«
    »Weiß ich nicht genau, Meißen-Porzellan ist teuerste, glaube ich.«
    »Meißen! Gewiss, das kenne ich!« Vage erinnerte er sich an die herrlichsten Vasen und Figurinen – wo war es noch gewesen, am sächsischen Hof, dass er sie hatte bewundern können? Und hatte die Baronin Waldstätten nicht eine Schale von dort besessen? »Jawohl, mein Freund. Das Gute, Echte, Schöne, das ist es, was bleibt! Sag, Piotr, wo ich es kaufen kann.«
    »Kannst
du
gar nicht kaufen, hast du kein Geld für solche Sachen, bist du Musiker, keine Manager. Hast du Termin bei Agent und vergisst du nicht Papiere für Visum.«
    Beseelt tänzelte Wolfgang ins Zimmer. Eine Tasse aus Meißen. Etwas Geeigneteres mochte es kaum geben, und wenn es dermalen solcherlei in Wien zu kaufen gab, so würde er es auftreiben und wenn er den ganzen Tag danach suchen musste. Das letzte Glas Wein, das Czerny ihm auf den Flügel gestellt hatte, polsterte Piotrs Worte undließ sie davontreiben wie Nebelgeister. Wolfgang löschte das Licht, trat an das Dachfenster und sah in die Nacht, betrachtete die grauschwarzen Häuser gegenüber, hob den Blick schließlich über das Milchlicht der Straßenlaternen hinaus, verharrte und glaubte endlich, ein paar Sterne zu finden. Leise öffnete er den Fensterflügel und beugte sich hinaus, bis er die Dachziegel mit der Hand hätte berühren können, wenn er gewollt hätte. Doch Wolfgang heftete den Blick auf den Himmel, bis Stern für Stern aufleuchtete, umso zahlreicher, je länger er hinaufsah, gerade so, wie es allzeit gewesen war. Und für einen Sternenblick war so viel Freude in seinem Herzen, dass er beinahe von Glück hätte sagen können.
     
    Es brauchte den halben Vormittag, bis er alles aufgeschrieben hatte. Erwartungsfroh und frisch geduscht, machte er sich anschließend auf den Weg.
    »Vergisst du aber nicht Konzertagent. Musst du hingehen, heute, habe ich versprochen.« Piotr reichte ihm ein Papier. »Hier, nimmst du Adresse mit, habe ich dir Plan gemacht.«
    »O Piotr, das wird warten müssen, ich habe eben Wichtigeres zu tun, das keinen Aufschub duldet.«
    »Was kann sein wichtiger als Konzertagentur? Hast du Chance, przyjaciel, und nimmst du!«
    Widerstrebend griff Wolfgang nach dem Blatt und stopfte es in seinen Rucksack. Mochte es dort bis morgen bleiben, auf einen Tag früher oder später kam es gewiss nicht

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