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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Münsterländerjackrussellmischling kann ich gut verzichten.
    Marie, Luna und ich fahren trotzdem hin.
    Das Tierheim in Solingen-Glüder liegt unweit der Wupper idyllisch im Wald. Da gerade ein neues Hundehaus gebaut wird, wetteifern Insassen und Bagger, wer den lautesten Krach macht. Auf meinen Hinweis, dass ein Zweithund in unserem Haushalt nicht gleich quieken sollte, wenn die Rüdin ihn umrempelt, bemerkt die freundliche Pflegerin Frau Hagedorn nur trocken, da wären wir hier aber so was von richtig.
    Aus dem Zwinger guckt mich ein vergnügter, frecher Sack an, der jetzt unbedingt was unternehmen will, egal was !!! Während die Pflegerin die Tür öffnet, verliert der Hibbel vor lauter Unternehmungslust grö ßere Mengen an Wasser. Ich knie mich auf den Boden. Wickie stürzt sich distanzlos auf meinen Schoß und will gekrault werden.
    Frau Hagedorn schlägt vor, dass sich Rüdin und Rüde am besten selber miteinander bekannt machen. Wickie sei ein freundlicher, hartgesottener Bursche, der sich zu benehmen wisse. Direkt neben dem Haupthaus befinde sich ein großes, eingezäuntes Areal. Das sei ideal.
    Ich führe Luna in den Freilauf und leine sie ab. Marie und ich setzen uns auf die Bank, die mitten auf der Wiese unter einem Baum steht, und fragen uns neugierig, was wohl gleich passieren wird. Die Pflegerin bringt Wickie an die Tür und klickt den Karabiner am Halsband auf. Todesmutig betritt der kleine Hund den Raubtierkäfig und pinkelt erst mal an den nächsten Zaunpfosten. Luna hat er noch gar nicht bemerkt. Die schnüffelt hinten bei der Wippe.
    Boing!
    Plötzlich geht seine Rute steil nach oben, die weiße Spitze vibriert. Ist da etwa eine Frau in der Nähe? Breitbrüstig stolziert er auf Luna zu. Die hat ihn ebenfalls entdeckt. Allerdings erheben sich bei ihr keine Extremitäten, sondern die Nackenhaare. Madame zeigt einmal mehr ihre fürstliche Bürste. Wickie lässt sich davon in keiner Weise beeindrucken und stürmt fröhlich auf sie zu. Luna nimmt Maß, setzt sich explosionsartig in Bewegung und kegelt ihn fünf Meter durch den Dreck. Der schwarzweiße Held überschlägt sich zweimal und landet gekonnt auf seinen vier Pfoten. Was jetzt? Marie und ich sind gespannt wie die Flitzebögen.
    Wickie schüttelt sich den Staub aus dem Fell, guckt begeistert zu Luna und sieht aus, als wolle er sagen: Jaaa! Das war super! Noch mal!
    Dann stürzt er sich von Neuem auf die Rüdin. Die lässt ihn mit einer eleganten Körperdrehung ins Leere laufen, rast ihm hinterher und versucht, seine Schwanzspitze zu erwischen. Als er ihren heißen Atem und das Zähneklackern im Nacken spürt, macht er eine Vollbremsung, dreht um und springt frontal in sie hinein. Das ist der Auftakt zu anderthalb Stunden Toben, Balgen, Jagen, Hetzen, Springen, Bellen, Kugeln, Hüpfen, Klammern, Wälzen, Schütteln, Fauchen, Pfotenbeißen, Maulringen und Schwanzkneifen. Zwischendurch liegen die beiden mit meterlangen rosa Zungen einträchtig nebeneinander im Schatten und blinzeln.
    »Die haben sich lieb«, sagt Marie nur.

    Am nächsten Tag erscheine ich alleine mit Luna zu einem weiteren Besuch. Es wird unser erster Spaziergang zu dritt. Da ich mich schriftlich verpflichtet habe, den Wikinger nicht abzuleinen, binde ich ihn mir an der Fünfmeterleine an die Hose. Luna läuft voraus, dreht aber ganz oft um und trabt um ihn herum. Balgen auf den Waldwegen ist nur bedingt möglich. Stattdessen besinnt sie sich auf ihre weiblichen Reize. Nur um ihn zu ärgern, wedelt sie in sechs Metern Entfernung mit ihrem Hintern. Monsieur sabbert und kommt nicht ran. Besser gesagt: das erste Mal schon, weil er mich trotz seiner siebzehn Kilo mit Schwung von den Füßen holt. Danach bin ich vorbereitet.
    Der Münsterländeranteil zieht wie eine Wildsau, sobald er eine Fährte aufnimmt. Die Jackrussellhälfte hopst wie ein Flummi und holt sich Leckerchen grundsätzlich zwei Meter über Normalnull ab. Wir kreiseln anderthalb Stunden durch den Solinger Wald und kommen fünfhundert Meter weit.
    Während sich die beiden anschließend im Freilauf gegenseitig durch den Dreck ziehen, sitze ich nachdenklich auf der Bank. Im Grunde weiß ich, was ich wissen muss. Der Hund ist klein, zäh, niedlich, das ideale Gegenüber für Luna und – eine einzige Baustelle auf vier Pfoten.
    Wir sagen Wickie und Frau Hagedorn Tschüss. Luna springt in den VW -Bus. Ich entdecke einen kleinen Blutstropfen auf ihrer Decke. Luna ist läufig!

    »So war das mit Wickie«, sage ich.
    »Passt

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