Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
mich, wie sehr sich Bauch, Herz und Seele schon auf zwei Hunde eingestellt haben. Der Kopf kommt mir ab und zu noch dazwischen. Aber viel hat er nicht mehr zu melden.
Ein paar Tage später ist Krause auf der Mailbox. Nach zwei Wochen gebe es endlich Neuigkeiten von Flip. Die bisherigen Bewerber hätten alle irgendwelche Mängel gehabt, sodass Flips Besitzer sie guten Gewissens ablehnen konnten. Bei uns passe alles so gut, dass ihnen nun angst und bange werde und sie noch einmal ernsthaft nachgedacht hätten. Wider Erwarten sei nun der Herr des Hauses schwach geworden.
»Flip weggeben? Bloß nicht! Reisen können wir in zehn Jahren immer noch. Zucker hin oder her, der Hund bleibt hier.«
Für Flip ist das sicherlich die beste Entscheidung. Aber erkläre das mal deinen Töchtern, die gerade bei Fressnapf vor dem Regal mit den kunterbunten Halsbändern für kleine Hunde stehen.
Hundegulasch in Sakon Nakhon
Ein Schock! Der Inhaber der T-Bar hat gewechselt. Zu unser aller Glück hat er jedoch die rheinländische Schwiegermutter des Vorbesitzers übernommen. Die macht die besten spanischen Tapas der Stadt. Meine geschätzte Toskanarunde trifft sich hier einmal im Monat, um im trauten Fünferkreis das zu erledigen, was Stammtische immer erledigen: alles besser wissen, die dringlichsten Probleme der Welt lösen und unsere alljährliche Erholungsfahrt nach Campiglia d’Orcia planen.
Da wir alle stramm auf die fünfzig zugehen, haben wir die Runde von Dienstag auf Freitag verlegt. In unserem hohen Alter müssen wir am Arbeitsplatz jeden Tag aufs Neue beweisen, dass wir mehr taugen als das jugendliche Nachwuchstalent im Büro nebenan. Das führt zu Vierzehnstundentagen und der gelegentlich auftretenden Paranoia, wir könnten gefeuert werden.
Deshalb retten wir die Welt nicht mehr unter der Woche.
Da müssen wir früh ins Bett.
» Was macht die wahnsinnige Hundehalterwelt?«, sagt Walter und nimmt sich das letzte Ziegenkäsebällchen im Speckmantel.
»Der geht es ausgezeichnet«, sage ich.
»Irgendwelche neuen Erziehungstrends?«, fragt Juppi.
»Vererbte Rudelstellungen«, sage ich.
»Vererbte was?«, fragt Peter.
Die Musik in der T-Bar wird lauter. Ab halb elf erreicht der Alkoholpegel des Gastwirts einen Level, der ihn glauben lässt, er sei trotz eingeschränkter Plattenauswahl und grenzwertigen Musikgeschmacks der DJ des Jahrhunderts.
Wir haben es gerne laut, aber nicht, wenn die Musik scheiße ist.
»Vererbte Rudelstellungen«, sage ich. »Du musst deinen Hund mit sechs anderen zusammentun, dann hast du keine Probleme mehr. Jedem Hund ist seine Stellung im Rudel angeboren. Wenn keine doppelt besetzt ist, läuft alles wie am Schnürchen.«
»Ist das wissenschaftlich erwiesen?«, fragt Ralf.
»Nein«, sage ich. »Das hat jemand beobachtet. Deshalb kloppen die sich im Forum auch, als ginge es um Pearl Harbor. 4 700 Beiträge bis jetzt. Die Hunde haben auch alle keine Namen mehr. Die heißen jetzt nur noch V 2 oder N 3 . Das sind vorrangige Bindehunde oder nachrangige Verschlusshunde oder was weiß ich. Und wenn du ein Loch im Rudel hast, sollst du einen Plüschhund von Ikea dazulegen.«
»Wie geht man mit Plüschhunden spazieren?«, fragt Juppi.
»Die kannst du auf ein Skateboard nageln«, sagt Peter.
»Die Diskussion ist jedenfalls zum Niederknien«, sage ich. »Neulich schrieb jemand: Meine sind einzeln schlafend, weil der NVH mit dem N 3 nicht tiefenverknüpft ist. Schön ist auch, wenn der Mensch seinen fehlenden MB D ingsbums selber erset zen will und knurrend und blockend und fixierend im Rudel rumrennt.«
»Das kannst du prima nutzen, wenn Luna das nächste Mal eine Schlägerei anfängt«, sagt Walter.
»Wie denn?«, frage ich.
»Statt klein beizugeben und die Schuld auf dich zu nehmen, gehst du proaktiv nach vorn«, sagt Walter und zeigt anklagend mit dem Zeigefinger auf Ralf. »Sind Sie eigentlich wahnsinnig? Wie können Sie Ihren N 1 einfach so an meinen V 3 ranlaufen lassen? Das kann ja nicht gut gehen.«
Die vererbten Rudelstellungen mögen etwas befremdlich klingen. Der Gipfel der Merkwürdigkeiten ist damit aber noch lange nicht erreicht.
Meine Lieblingstheorie setzt bereits im Mutterleib an. Luna habe dort zu lange zwischen zwei Rüden gelegen und zu viel Testosteron abgekommen, dozierte einst ein Krause.
Das finde ich wunderbar. Das erklärt alles und jedes. Ich meine, wer hat schon eine Rüdin? Außerdem passt es hervorragend zu einem Ratschlag, den mir kurz darauf ein mental
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