Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
das Amen in der Kirche.
Genauso sicher ist aber auch, dass Krawallmausinhaber sich niemals – Überraschung!!! – in wohliger Zufriedenheit sonnen sollten. Dies wird vom Schicksal als provokante Selbstüberschätzung betrachtet und umgehend abgestraft. In unserem Fall mit einer gegnerischen Tierarztrechnung in Höhe von neunhundertachtzig Euro und fünfundvierzig Cent.
Seither weiß ich fünferlei.
Erstens. Luna überbrückt fünfzig Meter neuerdings doch.
Zweitens. Ein kleines Loch in der Nackenschwarte einer zwölf Jahre alten Schäferhündin namens Bella kann einen komplizierten Heilungsprozess nach sich ziehen, weil die Wundtasche unter der Haut groß ist und sehr schwer keimfrei gehalten werden kann.
Drittens. Der Fachausdruck, warum meine Versicherung nur die Hälfte zahlt, wenn zwei abgeleinte Hundedamen aufeinander losgehen, lautet mithaftende Tiergefahr .
Viertens. Ich würde Bellas mithaftende Tiergefahr auch das nächste Mal wieder aus eigener Tasche bezahlen.
Fünftens. Bevor ein Veterinär am Sonntagmittag die Ärmel hochkrempelt, solltest du mit deinem Banker ein vertrauliches Gespräch geführt haben.
Es ist aber auch ein Klassiker.
Luna und ich spazieren die Wiese entlang. Bella taucht auf. Luna läuft hin. Während des Beschnupperns tauscht man sich aus.
Die Alte: »Mein Revier, Baby. Ich gehe seit zwölf Jahren diesen Weg.«
Die Junge: »Dann wird’s jetzt höchste Zeit für die Ablösung.«
KAWUMM!
Ich habe Luna mit einer Fünfmeterleine an meinen Hosengürtel gebunden und schlurfe entspannter als entspannt durch das sonnige Düsseltal. Während Luna um mich herum schnüffelt, rufe ich mit dem Telefon meine E-Mails ab und beantworte sie. Die Leine hängt durch. Ich bemerke nichts. Rein gar nichts.
Von hinten kommt ein Jogger mit Hund.
Während ich mit gesenktem Kopf und –Brille vergessen! – zugekniffenen Augen Buchstaben auf dem Bildschirm antippe, dreht Luna sich um und nimmt die beiden aufs Korn. Ich wache erst auf, als ich von der zum Bersten gespannten Leine herumgerissen werde und mein Blick auf Luna fällt, die vor dem Joggerhund zappelt und Gift und Galle spuckt, weil sie den fehlenden Meter nicht überbrücken kann.
Überraschung!!!
Seit Jahren reden mir alle Krauses ein, ich übertrage bei Hundebegegnungen meine Anspannung über die Leine auf den Hund und feuere ihn durch mein falsches Verhalten an. Von wegen! Es hängt gar nicht von meiner Stimmung ab. Die Mistbiene greift von sich aus jeden an. Die will sogar noch durch das Zaunloch in den Garten neben der Sternwarte kriechen und Molli verhauen, die das Haus bewacht.
Wo ich gerade beim Lamentieren bin:
Ich komme mit einem Arm voller Hundefutter aus dem Laden. Ich habe mir keine Tüte geben lassen. Ich trage alles links. Unter dem linken Arm ein Fünfkilopack Trockenfutter, in der linken Hand eine Tüte getrockneten Pansen, darüber türmen sich fünf Dosen bis zum Kinn. Die rechte Hand habe ich freigehalten, damit ich an den Autoschlüssel in meiner rechten Jackentasche komme und das Auto aufblippen kann. Ich finde den Schlüssel nicht.
ER IST GRUNDSÄTZLICH IN DER LINKEN JACKENTASCHE!
DA WO MAN VOLLBEPACKT NICHT DRANKOMMT!!
IMMER!!!
Merkwürden auf dem Weg zur Heiligkeit
Mit der Datierung unserer Familienfotos ist es so eine Sache. Vorne drauf steht meistens 1 . Januar 1 99 0 , weil keine Socke die Datumsanzeige an der Kamera richtig einstellt. Auf die Rückseite druckt das Labor gnadenlos Juni 2 0 1 2 , obwohl es sich einwandfrei um Winterbilder handelt. Da unentwickelte Filme bei uns länger liegen, könnte es sich um Winter 2 0 1 1 oder Winter 2 0 1 2 handeln.
» 2 0 1 1 «, sagt Marie. »Da war Wiki noch nicht lange bei uns.«
» 2 0 1 2 «, sage ich. » 2 0 1 1 hat er noch nicht stillgehalten beim Knipsen.«
Aus Wikis flummihaften Anfangszeiten haben wir nur Bilder, auf denen ein schwarzweißer Strich zu sehen ist.
»Egal«, sagt Lotta. »Auf jeden Fall ist das supersüß.«
Sie reicht den Abzug über den Tisch. Wiki steht in der Wintersonne auf einem zugefrorenen Teich und guckt in die Ferne. Durch die fahle Lichtstimmung wirkt das Eis klar wie Wasser.
»Verharret in Ehrfurcht! Huldiget und preiset!«, rufe ich. »Merkwürden kann übers Wasser laufen!«
»So sieht’s aus«, sagt Stella.
Zur Senkung der laufenden Haushaltskosten – insbesondere der Posten Weinkeller, Krankenversicherung und Backwaren – beauftragen wir Wiki ab sofort mit drei weiteren Projekten: Wasser in Chablis
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