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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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zuwirft, erinnert an den alten Esso-Slogan: Es gibt viel zu tun. Fangt schon mal an.
    Wiki klaut unsere Schuhe und verschleppt sie. Er bezieht Posten vor der Terrassentür und verteidigt seinen Platz wie eine Armee. Er kämpft mit mir um einen Eisenhaken, den Lotta in der Schule geschmiedet hat. Er schleicht sich hinter meinem Rücken aufs Sofa. Er mopst aus Lottas Zimmer einen Tetra Pak mit anderthalb Litern rotem Multivitaminsaft, rennt fauchend an Stella vorbei, hopst in Maries Bett und macht sich kampfbereit.
    Der Knabe verarscht uns nach Strich und Faden. Bis die Sache mit dem Apfelkuchen passiert. Danach ist Schluss.

    »Arbeitet er wenigstens für sein Essen?«, fragt Ralf und säbelt ein großes Stück Pizza ab. »Ich meine, hat er Wachhundqualitäten?«
    »Das wäre wenigstens eine kleine Entschädigung für den ganzen Zirkus«, sagt Juppi und guckt misstrauisch unter ein Salatblatt. »Das schmeckt hier nicht.«
    In der T-Bar gibt es keine Tapas mehr. Der Wirt hat beschlos sen, die Küche zugunsten seiner qualmenden Stammgäste aufzugeben. Auf einen Kompromiss – erst nach dem Essen rauchen – wollte sich der spröde Herr von der Gewerbeaufsicht nicht einlassen.
    Auf der Suche nach einer neuen kulinarischen Bleibe ist die Toskanarunde in einer Kölner Pizzeria gelandet. Launige Kellner mit römischen Müttern, indische Köche, schmutzige Gläser, grottenschlechtes Essen. Dazu orgelt live Brad Cramer aus New York.
    Keine Ahnung, wem der Pizzeria-Chef noch einen Gefallen schuldig ist. Freiwillig wird er sich das nicht angetan haben. Täglich ab zwanzig Uhr sitzt Brad voll wie eine Strandhaubitze hinter einer selbsttätigen Hammond-Orgel, die ihm den Takt und sogar die Melodie vorgibt. Die Elektronik verlangt von Brad nur Begleitakkorde. Er haut zuverlässig daneben.
    »Aufpassen kann Wiki schon«, sage ich. »Neulich stand unser Nachbar rauchend vor der Haustür, nachdem er sich drei Monate lang nicht sehen ließ. Wiki segelte wie eine Granate über den Zaun und stellte den Mann auf dessen eigenem Gelände. Das war formvollendet, doch, aber für meinen Geschmack musste ich hinterher viel zu viel erklären. Hört mir eigentlich einer zu?«
    »Singt der da etwa I did it my wa y ?«, fragt Peter.
    »Er nimmt den Titel wörtlich«, sagt Ralf. »Er macht’s auf seine Art. Es ist zum Heulen.«
    »Kein einziger Italiener in der Küche«, sagt Juppi. »Außer dem fresse ich einen Besen, wenn unser Ober eine römische Mutter hat.«
    »Steht bestimmt auch auf der Karte«, sagt Walter. »Besen capricciosa.«
    »Nach unserem letzten Treffen hat er sogar mich gestellt«, sage ich.
    »Wer? Der Ober?«, fragt Peter.
    »Wiki«, sage ich. »Ich stehe im stockdunklen Hausflur und schließe gerade die Tür ab, da brettert er in mich hinein wie ein Polizeihund. Als wir letztens bei unserer Omi am Bodensee waren, legte er sich quer vor die Wohnzimmertür und bewachte eine alte Brötchentüte.«
    »Ich finde das gut«, sagt Walter. »Bei euch darf ein Hund auch noch Hund sein.«
    »Sag das mal der Omi«, sage ich. »Sie war alleine mit der Brötchenpolizei und konnte zwei Stunden nicht aufs Klo, weil Wiki die Tür nicht freigegeben hat. Erst als wir vom See zurückkamen, hat er sie durchgelassen.«
    »Vorbildlich«, sagt Juppi. »Der Hund spart Wasser und Energiekosten.«
    »Auf der Hundewiese bewacht er Marie«, sage ich. »Zwischendurch sucht er sich Mädels zum Spielen. Die will er besteigen, kriegt aber jedes Mal einen Satz heiße Ohren. Neulich hat er einem Rüdenbesitzer ans Bein gepinkelt, dass dem die Brühe in die Gummischuhe lief.«
    »Warum nimmt der das Bein nicht weg?«, will Ralf wissen.
    »Das weiß ich nicht«, sage ich. »Ich war nicht dabei. Bei uns zu Hause macht er mittlerweile kaum noch Beute. Dafür bewacht er jetzt Zimmer, in denen er früher mal Beute gemacht hat. Hockt sich in den Flur und knurrt Passanten an.«
    »Man muss ihn einfach lieben«, sagt Peter.
    Alle stimmen ihm zu, kauend und nickend. Meine Toskana runde hatte schon immer ein großes Herz für Knallfrösche.
    Wenn Besuch kommt, ergeht neuerdings von ganz oben der Befehl Decke!!! Dann muss die kläffende Brut auf ihrer Decke sitzen bleiben, bis sie abgeholt wird. Sie kann auch liegen, rauchen oder Kopfstand machen, ganz egal. Hauptsache Decke!!! Verblüffenderweise halten die beiden sich dran, Luna wie Wiki, brav wie die Lämmer.
    Das wiederum ist sehr praktisch, falls wieder einmal Zeitungsredakteure im Haus sind, die Angst vor Hunden

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