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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Schlammtümpel).
    Selbstverständlich bleibt diese derbe Niederlage nicht unbeobachtet. Um diese Zeit ist der Jaberg voller resoluter Damen, allesamt verkappte Hilfskrauses. Eine führt zwei arrogante Weimaraner spazieren und nimmt mein Versagen vom Wiesenrand aus interessiert zur Kenntnis. Das sei doch alles kein Wunder, sagt sie, und macht mir klar, welch ausgemachtem Blödsinn ich bislang aufgesessen bin: »Scheff ist doch Quatsch. Das bringt Sie keinen Millimeter weiter. Aus dem Napf futtern, als Erster durch die Tür latschen, Hund niederstarren, Schnauzengriff, immer höher liegen als der Hund, das ist alles von vorgestern. So beseitigen Sie kein einziges Problem, schon gar nicht die Leinenaggression, die Ihre Hündin an den Tag legt. Sie müssen Luna partnerschaftlich führen. Besorgen Sie sich einen Klicker und erarbeiten Sie die Kommandos gemeinsam mit dem Hund. Ich garantiere Ihnen, nach drei Wochen haben Sie alles im Griff.«
    Was soll man dazu sagen? Wenn man gerade seinen Scheff-Status im Schlamm versenkt hat, fehlen einem die Gegenargumente.

    Sie rauscht ab. Ich könnte schwören, die blöden Weimaraner hätten die ganze Zeit genickt. Luna sieht derweil aus, als würde sie den beiden Klugscheißern am liebsten das silbergraue Fell über die Ohren ziehen.
    Mit gesenktem Kopf schleiche ich nach Hause.
    Ein ehemaliger Scheff, ein besiegter Krieger, so klein mit Hut.
    Anderntags kaufe ich einen Klicker und melde mich tapfer bei einem Klicker-Krause zur ersten Klickerstunde an.

Die Klicker-Katastrophe
    In dem deutlich wird, dass Klickern
in Extremsituationen eine tolle Sache ist,
wenn man einen Hund hat, der findet, dass Klickern
in Extremsituationen eine tolle Sache ist.
Außerdem wird davon abgeraten, mit fünfhundert
Gramm roher Hühnerleber in der Tasche
eine Hundewiese zu betreten.

Knickknackwurst
    Ein leichter Nebel liegt über dem Land. Die Vögel sind verstummt. Selbst die kreischenden Elstern sitzen verstört auf ihren Ästen und wissen nicht, wohin sie gucken sollen. Nach unten lieber nicht. Dort stehen zwei Schemen, von denen seltsame Laute ausgehen. Sie dringen in den hintersten Winkel des Gartens.
    Knick Knack. Happs.
    Knick Knack. Happs!
    »Ja feiiiiin. Supi, supi, su – o nein, Scheiße, ich darf ja nichts sagen.«
    Knick Knack Knick Knack!!!
    Ein dünnes, besorgtes Stimmchen klirrt irgendwo oben aus einem Fachwerkfenster: »Papa? Hallo?«
    Knick Knack. Knick.
    »Was denn?«
    Knack. Happs.
    »Au! Du sollst die Wurst nehmen, nicht den Finger.«
    Knick Knack.
    Marie lässt nicht locker: »Alles in Ordnung, Papa?«
    Happs.
    »Ja, doch. Ich konditioniere gerade …«
    Knack Knick.
    »… den Hund …«
    Happs Knick Knick.

    »… Mist, jetzt bin ich völlig durcheinander.«
    Meine Frau sagt, unsere drei Kinder haben einen sechsten Sinn. Man könne den halben Tag mit dem Spaten den Garten umgraben, und keine Nase ließe sich blicken, um ja nicht versehentlich zu etwas herangezogen zu werden, was nach Arbeit riecht. Sobald aber die Pausenschokolade im Papier knistert, stehen alle da. Ganz offensichtlich funktioniert das nicht nur bei Schokolade, sondern auch dann, wenn der Alte albernes Zeug veranstaltet, bei dem er lieber nicht gesehen werden möchte.
    Polternde Schritte und Stimmengewirr:
    »Konditionieren? Wir kommen mal runter. Was für Wurst soll das denn sein? Und was ist das für ein beknacktes Ding?«
    Tapfer stehe ich Rede und Antwort.
    »Wir klickern jetzt«, verkünde ich.
    Drei Paar hochgezogene Augenbrauen.
    »Scheffen wir nicht mehr?«
    »Doch schon«, sage ich. »Ein bisschen Scheff ist immer nützlich. Man muss es aber nicht übertreiben. Luna ist kein Untertan. Und überhaupt, ich glaube nicht, dass Hunde nichts anderes im Sinn haben, als Alpha zu werden, und deswegen pausenlos gedeckelt werden müssen. Konsequenz ist wichtig. Aber man muss auch mal lockerer werden.«
    Lotta sagt: »Alpha ist eh blöd. Dauernd Verantwortung schieben, erhöht liegen, alleine fressen. Ist doch langweilig. Bei den Untergebenen im Rudel ist mehr los.«
    »Ja, aber dafür kommen die nicht an die Mädels ran«, sagt Max.
    »Wieso? Darf nur der Alpha … mit denen …?«, sagt Lotta.
    »Wer darf was? Mit wem?«, fragt Marie.

    Bevor meine Jüngste noch längere Ohren kriegt, langweile ich sicherheitshalber mit Details: »Ja gut, äh, der Klicker jedenfalls ist so ein Knackfrosch, wie man ihn von Karneval kennt. Er erzeugt ein trockenes metallisches Knacken. Na ja, eher ein Knick Knack. Also Knick, wenn

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