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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Zwirn springt, prasselt ein Plastikflaschenregen auf sie nieder. Laut Scheff-Krause sei das eine einmalige Angelegenheit, weil das Getöse dem Hund das Coucherlebnis so negativ gestalte, dass dieses Thema ein für allemal erledigt sei.
    Einmalig ist gut.
    Eine Woche lang fädeln Stella und ich den Zwirn jeden Abend von neuem ein, nur um morgens festzustellen, dass Luna wieder eine Nacht auf der Couch verbracht hat. Da der Raum nicht videoüberwacht ist, können wir nur vermuten, dass unsere Hündin mit der Pfote am Faden zupft, wartet, bis sich das Flaschenprasseln gelegt hat und sich dann zufrieden aufs Sofa kuschelt.
    Krause meint, in dem Fall seien zu wenig Flaschen auf dem Regal, wir sollten noch weitere zehn dazupacken. Stella hingegen beschließt, das Problem auf ihre Art zu lösen.

    »Weißt du was? Luna schläft ab jetzt bei uns im Schlafzimmer. Dann geht sie im Wohnzimmer nicht mehr auf die Couch.«
    So einfach kann das Leben sein.
    »Was hat der ganze Scheff-Kurs denn nun gebracht?«, will Stella wenig später wissen, während wir im Bett liegen und am Fußende ein seliges, flaschenbefreites Rudeltier schlummert.
    Ich weiß nicht recht und zucke mit den Achseln. Was soll ich dazu sagen? Konsequenz zeigen ist natürlich wichtig und Scheffsein vielleicht ganz hilfreich. Dennoch wird es immer wieder Situationen geben, wo ein Hund vergisst, dass er einen Scheff hat.
    Der eine sieht bei Katzen sofort rot, der andere riecht Hasen und brennt umgehend durch, der dritte sabbert haltlos den Mädels hinterher, der vierte hetzt Pferde, Nordic Walker, Radler oder Jogger, je nachdem, wer oder was schneller ist, und wenn Luna schlechte Laune hat, macht sie eben alles platt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
    »Da kann ich mich als Scheff noch so aufblasen, es nutzt nichts«, sage ich. »Das Einzige, was hilft, ist Schaden minimieren durch rechtzeitiges Anleinen.«
    »Es gibt auch Hunde, die haben nichts dergleichen in sich«, sagt Stella. »Die brauchen nicht mal den Hauch eines Scheffs.«
    »Die würden sich von jedem dahergelaufenen Karnickel den Marsch blasen lassen«, sage ich. »Interessanterweise gehört diese Spezies oft zu Hundehaltern, die tatsächlich glauben, sie hätten einen vorbildlich kurierten, perfekt umerzogenen Problemhund.«
    »Können wir wenigstens irgendwas von der Liste streichen?«, fragt Stella und angelt unsere Dreiundvierzig-fabelhafte-Gründe-Liste
vom Nachttisch. »Vierhundertvierzig Euro sind schließlich kein Pappenstiel.«
    »Nö«, seufze ich. »Luna gehorcht aufs Wort, wenn sie gerade nichts Besseres vorhat. Aber wenn es drauf ankommt, macht sie, was sie will. Ich fresse jedenfalls nichts mehr aus diesem dämlichen Napf.«
    »Und wenn Luna dann noch weniger hört?«
    »Dann hört sie halt nicht«, sage ich bockig.
    »Dann hoffen wir mal, dass Krause nix davon mitkriegt.«
    Vergebens gehofft.
    Schon Tags darauf erwischt er mich in flagranti.

    Ausgerechnet an diesem prachtvollen Schlammtümpel neben dem Jaberg-Parkplatz. Der zieht Luna an wie ein Magnet. Aber nur, bevor sie wieder ins Auto muss. Zu Beginn der Hunderunde interessiert sie sich nicht die Bohne für das Loch. Das wäre zu einfach. Es folgen zwei Stunden Marsch durch Wald und Wiese, bei denen der Dreck von selber wieder abblättern würde. Nein danke, kein Interesse. Erst am Ende des Spaziergangs: Hurra, nix wie rein! Luna nimmt grundsätzlich schon fünfzig Meter vorher Anlauf und hopst dann mit allen vieren gleichzeitig in die Sauerei.
    Kurz vor dem Tümpel treffe ich zufällig Krause. Der ist privat unterwegs, an einem Donnerstag, um zu gucken, ob er einen seiner Schüler live beim Vergeigen von Kommandos erwischt.
    Luna sieht den Tümpel und startet durch.
    »Mist!«, sage ich. »Jetzt hopst sie wieder in den Dreck.«
    »Dann ruf sie zurück«, sagt Krause.

    »Nein, das ist zu riskant«, sage ich wie der Streber an der Tafel. »Das Kommando kann ich nicht durchsetzen.«
    Schließlich haben wir exakt das bei ihm gelernt.
    Und Krause aus voller Kehle: »LUNAAA! NAAA-IIIN!!! HIIIII-ERRRRR!!!!«
    Mein Hund bricht den Anlauf ab und dreht um.
    Ich fasse es nicht. Als wäre das nicht schon frustrierend genug, kriege ich aus berufenem Trainermunde noch folgende Keule zum Abschied: »Der Scheff muss auch mal volles Risiko fahren, damit er weiß, wo er steht.«
    Drei Tage später fahre ich volles Risiko und weiß Sekunden später nicht nur, wo ich stehe (blöd da), sondern auch, wo Luna liegt (im

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