Herrchenjahre
man drückt, und Knack, wenn man wieder loslässt. Der Hund wird auf dieses Knick Knack konditioniert. Wenn es knickknackt, gibt es Wurst. Knick Knack. Wurst. Knick Knack. Wurst.«
Leichtsinnigerweise demonstriere ich das Knick Knack und habe umgehend eine sabbernde Hundeschnauze auf dem Oberschenkel.
Stella sagt: »Du musst ihr jetzt Wurst geben.«
Lotta sagt: »Es ist eine eiserne Regel, dass wir Luna am Tisch nicht füttern!«
Marie fragt: »Warum heißt es klickern, obwohl es gar nicht klickert, sondern knickknackt?«
Max lässt versehentlich sein Brot fallen.
Luna frisst es auf und findet, dass Knick Knack Stulle mindestens genau so toll ist wie Knick Knack Wurst . Ich beginne zu ahnen, dass Hundeerziehung mit dem Klicker nicht einfach werden wird.
Dabei fängt es so gut an. Die Konditionierung auf den Klicker schaffen wir beiden Streber schon vor der ersten Schulstunde. Nach nur zehnmal Knick Knack Wurst sitzt die Verknüpfung. Luna weiß nun, dass sie nach jedem Klickerlaut etwas Feines in die Schnauze geschoben bekommt.
Klicker-Krause sagt bei unserem ersten Telefonat, Hunde könnten sich mit Hilfe des Klickers viele Kommandos selbst erarbeiten. Man passt beispielsweise den Augenblick ab, in
dem der Hund sich hinlegt. Das kann länger dauern, aber irgendwann kommt er, der goldene Moment: Der Bauch berührt den Boden. In der gleichen Sekunde Knick Knack Wurst . Jetzt weiß der Hund, dass er etwas gut gemacht hat, und wird es wieder tun.
Knick Knack Wurst. Und immer wieder Knick Knack Wurst . Man muss als Halter auf der Lauer liegen, damit man die entscheidenden Sekunden nicht verpasst. Knick Knack Wurst. Nach und nach wird diese Aktion mit dem Hörzeichen Platz verknüpft. Jedes Mal, wenn der Hund liegt, lobt man ihn direkt nach dem Klickern:
»Feines Platz .«
Gar nicht lange, und der Hund verbindet das Liegen mit dem Wort Platz . Das ist der Augenblick, wo man den Klicker weglassen und stolz sein darf. Der Hund hat sich in einem intensiven Prozess das Kommando von Anfang bis Ende selbst erarbeitet.
Das wirkt tiefer und sitzt besser, sagt Klicker-Krause, als wenn der Hund das Kommando beigebracht bekommt, indem man die Nase mit einem Leckerchen nach unten lockt, auf den Hintern drückt oder womöglich die Vorderbeine wegzieht.
Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass sich die Nation der Klicker-Krauses in zwei Lager spaltet. Die einen klickern, wie gerade beschrieben, ausschließlich nur in den Lernphasen. Die anderen benutzen den Klicker als Ersatz für verbales Lob und klickern restlos alles, was sie an ihrem Hund gut finden.
Selbstverständlich behauptet jeder vom anderen, er mache es komplett verkehrt, solle mal gefälligst in sich gehen und überlegen, aus welchem Ansatz der Verhaltensforschung diese Technik eigentlich stamme, dann werde er schon sehen.
Zur beeindruckenden Untermalung des Gesagten wird in der Regel mit dem Werk des jeweiligen Klickerpapstes gewedelt. Klickerpäpste gibt es nämlich mehrere.
Mich hat es zu einem Klicker-Krause verschlagen, der sein Instrument nur für die Lernphasen benutzt. Das ist mir sehr recht. Ich möchte nämlich mein Lob nicht durch ein Knick Knack ersetzen. Dafür lobe ich viel zu gerne mit der Stimme. Luna mit Knick Knack statt mit Worten zu loben, fühlt sich an wie Knuddeln mit einem Gartenrechen statt mit den bloßen Händen.
Eines Samstags stehen Luna und ich gemeinsam mit drei hochmotivierten Anhängern aus der Klickersekte am Hildener Elbsee herum. Wir sind neu, die anderen drei fortgeschritten. Das erkennt der Eingeweihte daran, dass alle außer mir eine Fliegenpatsche dabeihaben. Ich habe zwar die Taschen voller Klicker und Wurstwürfel, aber wer denkt denn an eine Fliegenpatsche, wenn er Klickern geht?
»Patsche?«, frage ich.
»Als Target«, sagt Krause.
»Aha«, mache ich und maule im Stillen. Schon wieder so eine Plaudertasche, die glaubt, Zwei-Wort-Sätze genügten, der Rest erkläre sich von selbst.
Die Fortgeschrittenen haben mächtig was drauf. Die kleine Mona kann das Telefon bringen, der dicke Ottel schaltet das Licht ein, und Ninja öffnet die Haustür, wenn es klingelt. Als Besucher hat man vermutlich zwiespältige Gefühle, wenn ein sechzig Kilo schwerer zottiger Leonberger die Tür aufmacht und danach mit »Ninja , brav!« zurückgerufen wird. Aber der Trick ist gut.
Darüber hinaus können sich diese vorbildlichen Klickerschüler auf Kommando schämen, bringen das Leergut in den Keller, unterscheiden zwischen Cola
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