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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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kerniges
Schuhwerk, über den zusammengekniffenen Augen ein ausgebleichter Lederhut, um den Bauch ein Munitionsgürtel mit kleinkalibriger Beißwurst, Zweikammerbeutel für die Leckerchen, doppelter Wurfschelle, Lederleine. Sein Gefolge bilden die beiden Malinois-Rüden Jack und Elvis sowie drei Pflegehunde. Todeszellenkandidaten, die kurz vor dem Einschläfern standen, weil sie ihre ehemaligen Herrchen in den Hintern gebissen, vom Amt aber Gnadenfrist bekommen haben und sich jetzt bessern dürfen.
    Elvis, der jüngere Malinois, findet Luna so schick, dass er sie zur Begrüßung anpinkelt, um den anderen Jungs zu signalisieren: Die Puppe gehört mir. Luna schmachtet ihn an. Sie hat eine Schwäche für goldkettchentragende Machos.
    Zarte, ahnungslose Jugend. Würde Elvis sie heute markieren, könnte er sein Testament machen.
    Wir folgen dem forsch ausschreitenden Krause über die Wiesen. Frau Murzin bringt ihren Satz nicht zu Ende. Ich weiß also immer noch nicht, welches Problem sie hat. Was nicht weiter tragisch ist, weil Eddie vierhundert Meter weiter selbst zeigt, worum es geht.
    Nach vierhundert Metern dreht Eddie nämlich um und rennt zurück, weil verlockende Düfte seine Spur gekreuzt haben. Typisch Beagle. Alles riecht interessant. Rehwitterung, Blümchen, Schmetterling, Maulwurf zwei Meter unter der Erde, Hundehaufen, Vogel, Wurm, Schnecke, Klee, drei Wochen alte Hasenspur. Eins kommt zum anderen. Eddie, zwei Minuten lang auf Zickzackkurs, ist plötzlich nur noch daumennagelgroß.
    Die letzte Bekanntschaft, ein hopsender Spatz, führt ihn zurück auf Los. Er erreicht wieder den Parkplatz und sucht dort nach weiterem Zeitvertreib.
    Frau Murzin, der Selbstbeherrschung und Scheff-Status
gleichzeitig abhanden kommen, schmettert derweil in allen Tonlagen »Eddie! Eddie!« über die Wiese.
    Scheff-Krause läuft blaurot an: »Ich sage dir jetzt verdammt nochmal, warum du einen Beagle hast. Du wolltest einen geselligen, pfiffigen, niedlichen Hund. Ja, Scheiße, den hast du jetzt. Dein Beagle ist zu gesellig. Weil er ein Meutehund ist, in dessen Genen alles steckt, was man braucht, um zusammen mit Kollegen erfolgreich Wild zu hetzen. Dein Beagle ist zu pfiffig. Er hat eine Wahnsinnsnase. Der geht er nach. Das ist ein Trieb. Weißt du überhaupt, was ein Trieb ist? Das kennst du von deinem Geschlechtsverkehr, Frau Murzin. Irgendwann kommt der Punkt, da gibt es kein Zurück mehr. Da nützt rufen auch nix.«
    Geschlechtsverkehr? Wir starren Krause irritiert an, als hätte er mit hochroten Ohren eine riesige Kaugummiblase gepustet, und nach dem Knall wäre die Blase noch da, aber der Kopf weg.
    »Dein Beagle ist zu niedlich. Und weil er so niedlich ist, traust du dich nicht, ihn zusammenzustauchen. Habe ich einmal, nur ein einziges Mal ein klares EDDIE! NEIN! von dir gehört? Natürlich nicht. Immer dieses windelweiche Och Eddie, nö, ne, das kannst du doch nicht machen, Eddielein. Himmel, Arsch und Zwirn, Frau Murzin, es gibt nur eines, was noch schlimmer ist als ein Beagle, und das ist ein Beagle-Besitzer.«
    Wir anderen kennen und schätzen – mal mehr, mal weniger – diese Brandreden. Frau Murzin – zierlich, unschuldig, Porzellanteint – trägt es tapfer, begeht aber den schweren taktischen Fehler, mit naivem Augenaufschlag anzukündigen, sie gehe Eddie jetzt holen.
    »Holen? Holen??? Einen Scheiß machst du! Du läufst deinem Hund doch schon ein halbes Jahr hinterher. Das hört ab sofort auf. Ich erledige das. Elvis, Jack, mitkommen!«

    Sie machen sich zu dritt auf den Weg, ein kochender Krause und zwei schwanzwedelnde Malinois, um einen vergnügten Eddie einzufangen, der immer noch selig am Horizont entlanghüpft.
    Neben gesellig, pfiffig und niedlich ist Eddie noch etwas: nicht doof. Er weiß, dass ein Mensch, der sich harmlos pfeifend und beiläufig murmelnd an ihn heranmacht, nur eines im Sinn haben kann. Ihn anleinen! Anleinen ist in den Augen eines Beagles Freiheitsberaubung und wird mit Ausweichen nicht unter fünfzehn Metern bestraft.
    Das Tänzchen beginnt. Eddie saust um seine Widersacher herum und zwischen ihnen hindurch, verschmäht lockende Futterbrocken und jedwede Spielaufforderung, knurrt mal hier und bellt mal da. Ein beeindruckendes Schauspiel, das ich aus sicherer Entfernung im Breitwandformat genießen darf. Vierhundertvierzig Euro für einen Scheff-Kurs sind ein strammer Preis, da möchte ich auch etwas geboten kriegen.
    Ich werde nicht enttäuscht. Der flotte Eddie hält volle zwanzig

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