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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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light und Cola zero,
machen Männchen und rollen sich im Gras. Das alles erreicht man mit einer Fliegenpatsche als Target.
    Ich leihe mir eine aus und halte sie zwei Meter vor Lunas Nase. Die guckt mich an und weiß nicht, was sie damit anfangen soll. Das Warten beginnt. Luna schnüffelt hier und kratzt sich da, gähnt verlegen und guckt in die Bäume. Ich sage nichts. Irgendwann peilt sie die Fliegenpatsche an, schnuppert vorsichtig und berührt sie mit der Nase.
    Knick Knack Wurst!
    Krause ist begeistert und sprudelt zu meiner Verblüffung wie ein Wasserfall: »Genauso wird’s gemacht. Das übst du jetzt fleißig zu Hause. Erst wenn sie sicher begriffen hat, dass sie die Fliegenpatsche mit der Nase berühren soll, machst du weiter. Du kannst die Patsche auf den Lichtschalter legen. Wenn sie die Nase darauf drückt, klickerst du. Und schon weiß sie, wie man das Licht anknipst. Falls sie das nicht mit der Nase, sondern mit der Pfote tun soll, musst du ihr zeigen, dass sie die Patsche mit der Pfote anstupsen soll. Das wären dann also eure Hausaufgaben.«
    Wenn Luna mit ihrem Baumschubsertemperament einen Lichtschalter mit der Pfote anstupst, bricht er aus der Wandvertäfelung. Insofern ist mir die Nasenvariante lieber.
    In den Folgewochen klickern wir wie die Weltmeister und erarbeiten uns ein kleines Zirkusrepertoire. Mit Männchen, Stehchen, Indianer, Peng, Rolle, Pfötchen und Winkewinke beeindrucken wir unser junges Publikum zu Hause und beweisen nach biestigen Attacken auf der Hundewiese, dass wir im Grunde zwei niedliche Gesellen sind, die man einfach liebhaben muss. Nach einem herzigen Winkewinke wird man auch nicht so schnell regresspflichtig gemacht.
    Ich bin sehr zufrieden. Das Kommando Peng könnte vielleicht etwas präziser ausgeführt werden. Bei Peng erschieße
ich Luna mit meiner Zeigefingerpistole. Sie fällt brav um und ist tot.
    Allerdings wackelt ihr Schwanz dabei vergnügt weiter. Alles in allem sieht es eher angeschossen aus. Das Umfallen dauert ebenfalls zu lang. Es ist mehr ein Hinsinken und erinnert an Stirb langsam. Da wir beide glühende Anhänger von Bruce Willis sind, belassen wir es dabei.
    Es kann sich ja nicht jeder so theatralisch abschießen lassen wie der dicke Ottel. Der beherrscht Peng aus vollem Lauf. Er schmeißt sogar noch die Brust in die Höhe, bevor alle vier Beine auf Kommando umknicken und der ganze Hund ächzend in den Waldbodenstaub sinkt.

    Nach so vielen messbaren Erfolgen beschließe ich, mit dem Klicker unser zentrales Problem anzugehen. Ich werde diese Technik bei Frontalbegegnungen mit anderen Hunden anwenden. Es muss doch einen Grund haben, dass unweigerlich jedem, der einen problematischen Hund hat, zum Klickern geraten wird.
    Diesen Tipp bekommt man zwar meist von Bravhundehaltern, die damit ihren mürrischen Dackel zum Leben erweckt haben und jetzt glauben, sie hätten einen altrömischen Kampfhund zivilisiert. Aber dennoch scheint es auch in Klicker-Kreisen ein Instrumentarium zur Behandlung von Leinenaggression zu geben.
    Her damit!
    Aus Klicker-Krauses Zwei-Wort-Ergüssen presse ich an mehreren Übungssamstagen wertvolle Informationen heraus. In ganzen Sätzen zusammengefasst meint Klicker-Krause, dass Strafe in solchen Fällen gar nichts nutzt, Alphagetue
auch nicht, nur die Belohnung für erwünschtes Verhalten führt zum Ziel. Will ich erfolgreich trainieren, muss ich loben, bevor der Hund angesichts anderer Hunde aggressiv in die Leine steigt, und dabei absolut begehrliche Belohnungen in Aussicht stellen. Dann wird der Hund von sich aus erwünschtes Verhalten zeigen, um die Belohnung zu bekommen. Der Klicker, so Krause, macht diese Verknüpfung von Belohnung und Verhalten ganz einfach, es gibt kaum etwas Effizienteres. Er empfiehlt, umgehend den Klickerpapst zu lesen, Seiteweißichjetztnichtmehrsogenau.
    Ich renne mit Luna im Schlepptau in die ortsansässige Buchhandlung, werde fündig, bezahle und beginne schon im Hinausgehen mit dem Blättern. Ahnte ich es doch! Auch Aggressionen an der Leine können weggeklickert werden. Alles, was ich tun muss, so lese ich, ist klickern oder nicht klickern. Wer hätte das gedacht.
    Wenn wir uns anderen Hunden nähern und Luna benimmt sich sozial kompetent, klickere ich. Wenn sie ihr Gegenüber bedroht, klickere ich nicht.
    Mehr noch: Ich tue gar nichts.
    Ich bleibe stehen und verharre reglos.
    Solange Madame rumtobt, so die These, lernt sie sowieso nichts. Ich soll bitte das ganze Theater ignorieren und nur auf den

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