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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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gedacht, Omi braust auf den Campingplatz. Es sind aber nur Belgier, Franzosen, Italiener und Herforder, jeweils ohne Omi und ohne Leckerchen. Wir wissen jetzt auch, dass ein Zafira genauso klingen kann wie ein Astra.
    Um zehn vor sechs zweifeln wir an Lunas Geisteszustand. Sie führt einen Freudentanz auf, weil sie einen Bulli kommen hört. Dabei sind wir doch gar nicht weg! Wir sind alle da. Der Bulli auch. Luna liegt sogar drin. Kann das die Hitze sein? Hat M.A.T.S. etwa grausige Nebenwirkungen?

    Sainte-Croix-du-Verdon / 22. Juli / 18:32 / 34,0° C / Reserver un table raff raff
    Herber Rückschlag! Sieben massive Proll-Attacken auf dem kurzen Weg zum Bäcker: ein King-Chevalier-Spaniel, ein Schäferhund, die orange Katze, ein glückliches weißes Hüpfehündchen von der Größe eines Croissants, ein angeleinter Doppelpack bestehend aus einem schwarzen und einem grauen Irgendwas und als Krönung der hier im Ort wohnende Schlappohrmischmasch Elli.
    Elli und Luna haben sich auf dem Kieker, seit Luna vor fünf Jahren das erste Mal Ellis Dorf betrat. Seit heute Morgen wissen wir auch, wo sie wohnt: in dem Restaurant, in dem ich radebrechend versuche, einen Tisch für den Abend zu reservieren. Plötzlich platzt Elli aus der Küche. Mahlzeit!
    In dem folgenden Durcheinander – reserver une table raff raff pour six personnes roff roff ce soir schepperkrach – will die Dame meinen Vornamen wissen, um die Reservierung zuordnen zu können. Sie sagt mehrmals hintereinander prénom prénom , ich verstehe aber immer nur brüno brüno , und betone pausenlos, dass ich nicht Bruno heiße. Insgesamt bin ich so froh, wieder herauszukommen, ohne nennenswerten Schaden anzurichten, dass ich auf der Stelle vergesse, wann wir zum Essen erscheinen dürfen.
    Das alles bei vierunddreißig Grad! Meine Temperaturtheorie gerät ins Wanken. Wird es Zeit, die Zelte abzubrechen und das Experiment als gescheitert zu betrachten?

    Orange, Autoroute du Soleil / 23. Juli / 01:49 / 31,5° C / Ungelöste Fragen
    Warum hat das Methodisch Agierende Temperatur-System
M.A.T.S. anfangs funktioniert und später nicht mehr? Gewöhnt sich Hundetemperament an die Hitze? Was denken Hunde, wenn sie uns mit gerunzelter Stirn ansehen?
    Arbeitet M.A.T.S. bei Minustemperaturen erfolgreicher?
    Uschi, unser Navi, behauptet, dass es von Sainte-Croix-du-Verdon nach Hause tausendsechsundsechzig Kilometer sind, von unserer Haustür nach Sainte-Croix-du-Verdon hingegen elfhundertzweiundsiebzig. In beiden Fällen schlägt sie jedoch dieselbe Fahrstrecke vor. Wo zum Henker kommen die hundertsechs Mehrkilometer her? Ist das Physik? Gekrümmter Raum?
    Warum gehen Zeltnägel so leicht in den Boden und so schwer wieder heraus? Warum ist ein Urlaubstag schneller vorbei als ein Arbeitstag? Was mache ich eigentlich auf der Autobahn Richtung Deutschland? Bin ich doof?

    Saas-Fee, Wallis, Schweiz / 29. Dezember / 17:49 / -18,5° C / M.A.T.S. Minus
    Dreißig Grad im Schatten haben, wie im Sommer bewiesen, kaum dämpfenden Einfluss auf das Temperament meines Hundes. Sieht es am unteren Ende der Quecksilbersäule besser aus? Das Experiment M.A.T.S. Minus wird es zeigen.
    Die Rahmenbedingungen sind ausgezeichnet. Höhenlagen zwischen fünfzehnhundert Metern (Saas Grund) und dreitausendfünfhundert Metern (Allalin-Gletscher) mit jeder Menge dünner Luft. Sturmböen um die achtzig Stundenkilometer. Temperaturen zwischen minus fünfzehn und zwanzig Grad, die als minus fünfundzwanzig gefühlt werden. Schneehöhen bis eins dreiundsiebzig, die einen ganzen Hund samt steil aufgerichteter Alarmrute verschwinden lassen.

    Nicht zu vergessen jahrtausendealte Gletscher mit tiefen Rissen und Spalten, in denen Tote liegen und als Warnung dienen: »Siehst du, Lunchen, so kann es gehen, wenn man sich auf dem Gletscher danebenbenimmt.« Alles in allem eine Atmosphäre, wie geschaffen, um kürzer zu treten, das Rumrüpeln einzustellen und seinen Nächsten friedfertiger zu begegnen.
    Denkste. Im Chalet wohnen noch weitere drei Hunde. Direkt unter uns eine Golden-Retriever-Oma namens … Luna. Ausgerechnet! Die zwei Damen echauffieren sich dermaßen, dass wir sicherheitshalber Zeiten verabreden, wer wann wo das Treppenhaus betritt. Vielleicht liegt es ja doch am Namen? Ich mache mir einen Vermerk. Luna umtaufen in Hildegard oder Christa. Wer hat Erfahrungen, inwieweit vierbeinige Christas leinen- oder treppenhausaggressiv sind?
    Im Appartement darunter hausen zwei bullige Labbi-Jungs. Der eine

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